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Intelligent Theatrical Distribution System

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Intelligenter Vertrieb erneuert das bisherige Geschäftsmodell von Kinos

Dem Menschen stehen eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Verfügung, um Filme zu schauen, sodass die Anzahl an Kinos rückläufig ist. Ein Projekt entdeckte eine Lücke in der Wertschöpfungskette und erstellte das erste Instrument, um den Kreislauf zwischen Filmemachern, Kino und Zuschauern zu schließen; dies hilft nicht nur beim Aufbau von Gemeinschaften, sondern könnte sogar das unabhängige Kino retten.

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Durch die Digitalisierung können Filmkonsumenten Inhalte flexibler anschauen und entscheiden, wo, wie und wann sie Filme sehen möchten. „Intelligente“ digitale Plattformen können auch Benutzerprofile erstellen, um Inhalte kundenspezifisch anzupassen. Kinos haben daher mit dem Kartenverkauf und der Bindung einer Kundenbasis zu kämpfen. Das EU-finanzierte Projekt ITDS nutzte künstliche Intelligenz und Datenanalysen, um die wahrscheinlichen Einspielergebnisse vorherzusagen. Auf der Website des Projekts Movieday ist eine Plattform namens ITDS zu finden, die ein Portfolio mit nicht vertriebenen Filmen beherbergt. Unter Verwendung von künstlicher Intelligenz und Datenanalysen zur Vorhersage wahrscheinlicher Einspielergebnisse schlägt die Plattform auf der Grundlage der Projektionen und Analysen der lokalen Publikumsmerkmale Filme für individuelle Kinos vor. Bislang haben 50 000 Menschen 140 000 Karten gekauft, um 110 Filme in 300 assoziierten Kinos anzusehen.

Das Risiko für Kinos senken

Die Forschung von ITDS zeigt, dass 83 % der Filme, die in den Kinos gezeigt werden, Hollywood-Blockbuster mit großem Budget sind, obwohl diese nur schätzungsweise 8,8 % der gedrehten Filme darstellen. Die übrigen Filme werden oftmals nicht im Kino gezeigt, da die Vertriebshändler eine sichere Investitionsrendite zum Ziel haben. „Kinos haben damit zu kämpfen, sich an die modernen inhaltlichen Trends anzupassen. Trotz der Erweiterung um 3D-Vorstellungen und der Darbietung größerer Blockbuster mit ausgefeilten Spezialeffekten, scheinen sie von ,Video on Demand‘ (VoD) noch immer wie gelähmt zu sein. Sie haben Ihr Geschäftsmodell nicht an das 21. Jahrhundert angepasst“, erklärt Projektkoordinator Antonello Centomani. Da neue Filmemacher von den größeren Vertriebsunternehmen vor allem deshalb als kommerziell zu risikoreich gesehen werden, da sie noch keine Fangemeinde gewinnen konnten, erkannte das Projektteam eine Marktlücke. Die Forschung legte nahe, dass Kinos typischerweise Chancen verpassen, wenn sie es versäumen, für Filme zu werben, die mit der lokalen Kultur verbunden sind oder dem Publikum Einflussmöglichkeiten in Bezug auf die gezeigten Filme zu geben. Die bahnbrechende Innovation des Projekts war die Entwicklung von Werbekampagnen, die den Ticketvorverkauf durch Movieday ankurbeln. „ITDS verbindet die richtigen Teile der Wertschöpfungskette. Durch unsere genaue Kundenanalyse werden dem Publikum neue Talente vorgestellt, was die Talente wiederum für Kinobetreiber attraktiv macht, da kommerzielle Risiken gesenkt werden“, sagt Centomani. Durch Erkenntnisse über die Kundenbasis kann Movieday effektiver ein Gemeinschaftsgefühl für gemeinsame Filmerlebnisse erzeugen. Die Prognosemaschine auf der Basis von maschinellem Lernen und einem entsprechenden Satz von Algorithmen kann das Kundenverhalten analysieren, um den besten Spielplan für einen bestimmten Film zu ermitteln und die Kinobesuche zu maximieren.

Am Geschmack der Zuschauermengen orientiert

Etwa 35 % der Menschen, die Movieday-Veranstaltungen beiwohnen, besuchen üblicherweise keine Kinos, und die Vorführungen der beworbenen Filme verzeichnen im Durchschnitt 110 Zuschauerinnen und Zuschauer (bei einer durchschnittlichen Aufnahmekapazität von 200 pro Veranstaltung). Zielgerichtete Werbeaktionen haben selbst die schwächsten Zeitfenster gefüllt und zu einem Publikumsanstieg von 100 % bei Abend- und Nachmittagsvorstellungen und von 80 % in den ersten Tagen der Woche geführt. Die Forschung legt nahe, dass die teilnehmenden Kinos ihre jährliche Gewinnmarge um 5 % erhöhen konnten. Die Rationalisierung des Filmprogrammplanungsprozesses bei gleichzeitigem Publikumsaufbau könnte potenziell für Veranstaltungsorte über das Kino hinaus von Vorteil sein, beispielsweise für Nichtregierungsorganisationen, Schulen, Büchereien oder Kneipen – dies fügt sich ideal in die EU-Strategie für einen digitalen Binnenmarkt ein. Weiter gefasst werden ebenfalls gemeinsame Räume, Ressourcen und Aktivitäten unterstützt, während die lokalen Volkswirtschaften angekurbelt werden. Zur vollständigen Implementierung der KI-Maschine und Datenanalyse-Maschine in einem Prototypen und zur internationalen Skalierung arbeitet das Projektteam derzeit daran, weitere Investitionen zu erhalten.

Schlüsselbegriffe

ITDS, Kino, Kinofilm, Film, Video on Demand (VoD), Vertrieb, Vorführungen, Publikum, Filmemacher

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