Online-Spielende helfen bei der wissenschaftlichen Analyse von Big Data
Computerspiele sind bewusst unterhaltsam. Es ist nicht verwunderlich, dass die Anwendung von Spielprinzipien auf andere Aktivitäten wie zum Beispiel die allgemeine oder berufliche Bildung auch diese unterhaltsam macht. Die Einführung von Spielelementen gibt den Teilnehmenden ein Gefühl der Zugehörigkeit. Eine dieser Aktivitäten ist die Wissenschaft. Die Beteiligung der Spielenden kann der Wissenschaft bei komplexen Analysen helfen, die manchmal ein erforderlicher Schritt sind, um vollautomatisierte Analysen zu erreichen. Das Spielen hilft auch dabei, das öffentliche Interesse an der Wissenschaft zu verstärken. Wissenschaftliche Aufgaben sind üblicherweise als Minispiele in eine größere Spielewelt eingebettet. Viele Akteure in der Wissenschaft und der Spieleindustrie wie auch die EU erkennen das Potenzial für eine größere Miteinbeziehung der Bürgerinnen und Bürger, die Wissenschaftsspiele spielen. Das EU-finanzierte Projekt GAPARS(öffnet in neuem Fenster) untersuchte diese Schnittstelle, wie diese besser genutzt werden könnte und die Beweggründe der Spielenden und der Wissenschaft. Die Forschenden entwickelten zudem Leitlinien und Softwareinstrumente, die dabei helfen, die Partnerschaft zu ermöglichen. Das Projekt demonstrierte das Potenzial von Bürgerinnen und Bürgern, die Wissenschaftsspiele spielen, und auf diese Weise einen wissenschaftlichen Beitrag leisten. Das Konzept des Spielens ist auf viele wissenschaftliche Probleme anwendbar, von denen sich GAPARS mehrerer angenommen hat, darunter Human Protein Atlas(öffnet in neuem Fenster).
Auf der Suche nach Planeten
Das Flaggschiff-Experiment im kleinen Maßstab von GAPARS war Project Discovery Exoplanets(öffnet in neuem Fenster). Exoplaneten sind solche Planeten, die sich in einer Umlaufbahn um andere Sterne befinden. Eine Methode für die Detektion von Exoplaneten beinhaltet die Beobachtung winziger, regelmäßiger Veränderungen an der Helligkeit der Sterne, während diese von den Planeten vor ihnen passiert werden. Die GAPARS-Forschenden erstellten ein Minispiel für die Mehrspieler-Rollenspielwelt von Eve Online(öffnet in neuem Fenster), in der Spielende die Helligkeitsabfälle identifizieren und markieren. Bis dato haben Online-Spielende 250 Millionen mögliche Signaturen von Exoplaneten analysiert. Das Experiment im kleinen Maßstab hat sich zu einem der erfolgreichsten Projekte im Bereich der Bürgerwissenschaft entwickelt. „Wir sind geehrt, dass Emeritus Professor Michel Mayor, dem 2019 der Nobelpreis für Physik für die erste Entdeckung eines Exoplaneten mitverliehen wurde, einwilligte, Teil unseres Projekts zu sein“, sagt Projektkoordinator Bernard Revaz. „Ich denke die Tatsache, dass ein Nobelpreisträger dieses Projekt lohnenswert findet, sendet eine starke Botschaft an die Spielergemeinschaft.“ Doch nicht alle wissenschaftlichen Anwendungsbereiche sind geeignet. Die Projektforschenden ermittelten mehrere Kriterien für das Erreichen einer guten Übereinstimmung.
Leitlinien für Wissenschaftsspiele
Zunächst einmal sollte die spielerische Aufgabe einen Nutzen für die Anwendung in der realen Welt haben. Die Aufgaben sollten zudem nahtlos in große bestehende Videospiele integriert sein, sodass die Handlung und die Mechanik des Spiels ohne Unterbrechung der immersiven Erfahrung aufeinander abgestimmt sind. Die Forschenden bestimmten überdies, dass die Lösung der Aufgabe eine konsistente Zeitdauer in Anspruch nehmen sollte. Zum Schluss eignen sich spielerische Aufgaben für sehr große wissenschaftliche Datensätze, die viele Wiederholungen voraussetzen. Das Projekt wurde von der Industrie und der Wissenschaft mit mehreren Auszeichnungen bedacht. „Wir sind stolz, dass viele Menschen in der Spieleindustrie um unsere Arbeit wissen und uns ein positives Feedback gegeben haben“, sagt Revaz. Zusätzlich zu den Errungenschaften des Projekts hat die Spieleindustrie GAPARS dazu aufgerufen, das Spielen im Bereich der Bürgerwissenschaft in Spiele zu integrieren, welche die Allgemeinheit ansprechen. Als nächstes wird das Projekt enger mit seinen nicht bezuschussten Partnern – der McGill University (Kanada) und Gearbox Software (Vereinigte Staaten) – zusammenarbeiten, um die Entwicklung von Anwendungen im Gesundheitswesen fortzusetzen. Patientinnen und Patienten werden ihre personenbezogenen Daten im Rahmen großer Forschungsprojekte weitergeben. GAPARS entwickelte die obligatorischen Datenschutzmodule, aber auch die Instrumente, die Teilnehmenden dabei helfen, zu sehen, wie ihre Informationen im Rahmen des Forschungsvorhabens genutzt werden. Die Patientinnen und Patienten haben das Gefühl, an einem größeren Forschungsthema mitzuwirken, und rufen gleichzeitig hochwertige Bildungsinhalte ab. Wissenschaftsspiele könnten dank GAPARS ausgereift sein. Weitere Anwendungen, die der Wissenschaft und dem Spielen zugute kommen, werden zweifelsohne folgen.
Schlüsselbegriffe
GAPARS, Spiel, Wissenschaft, Exoplanet, Online-Spielende, Bürgerwissenschaft, Human Protein Atlas, Project Discovery Exoplanets