Aufbau der weltweiten Drohneninfrastruktur
Drohnen haben ein enormes Potenzial, das über den Verbraucher- und Militärmarkt hinausgeht. Das Projekt AIRCARRUS baut nun eine Infrastruktur auf, um dieses Potenzial auch voll ausschöpfen zu können. Drohnen könnten Entwicklungsländern, in denen es an Straßen mangelt oder deren geografischer Zugang schwierig ist, letztendlich große Fortschritte im Verkehrswesen bringen. Obwohl sie bereits für den Transport von medizinischen Versorgungsgütern an schwer zugängliche Orte eingesetzt werden, gibt es immer noch physische und technologische Beschränkungen. Hochentwickelte städtische Gebiete könnten neue Verkehrssysteme nutzen, um die Überlastung der Straßen zu reduzieren. Zusätzlich zu den zahlreichen logistischen Vorteilen könnten Drohnen massive Einsparungen bei den Treibhausgasemissionen bieten und gleichzeitig der menschlichen Gesundheit in städtischen Gebieten durch eine Reduzierung anderer Verkehrsträger zugute kommen. AIRCARRUS, ein im Rahmen des Programms Horizont 2020 finanziertes Projekt, bringt die Drohneninfrastruktur auf die nächste Stufe, indem es ein autonomes Drohnenliefersystem schafft, das keine menschliche Interaktion erfordert und die Drohnen startet, auflädt und von einem Landeplatz zum nächsten steuert. Als vernetztes System, das sich über die EU erstreckt, könnte AIRCARRUS zu einer völlig neuen Form der umweltfreundlichen Infrastruktur werden. „Wenn das Netz von Ladestellen groß genug wäre, könnte es Überlandflüge in der gesamten EU ermöglichen. Es wären mehrere Ladestopps erforderlich, um sehr lange Strecken zurücklegen zu können“, so Marcos Fabian Alazraki, Geschäftsführer bei Aerdron und AIRCARRUS-Projektkoordinator. Das AIRCARRUS-System könnte kleine Pakete und dringend benötigte medizinische Versorgungsgüter transportieren, entfernte Gemeinden wie solche auf Bergen und Inseln bedienen und zusätzliche Unterstützung in Notsituationen liefern, die eine Fernüberwachung erfordern. „Das System kann auch für Sicherheits- und Grenzschutzmissionen angepasst werden“, sagt Alazraki.
Lieferung der Güter
Das AIRCARRUS-System wird über eine hochsichere Internetplattform mit mehreren Schnellladestationen betrieben. Dies würde eine menschliche Überwachung ermöglichen, aber kein ständiges Eingreifen erfordern. Es gibt viele mögliche Anwendungen für das System. Es könnte von medizinischem Personal für den Transport von medizinischen Proben zwischen Laboren und Krankenhäusern verwendet werden. Die Lieferdrohne könnte Dokumente, kleine Ersatzteile und Güter zu großen Seefrachtern/Tankern fliegen, bevor diese in den Hafen einlaufen. Es könnten Lieferdienste zwischen nahe gelegenen Inselgemeinden und ein Dienst für die Lieferung bis vor die Haustür für Logistik- oder Lebensmittelunternehmen angeboten werden. Das System könnte außerdem auch vollständig mit erneuerbaren Energien betrieben werden. „Dies würde von der verfügbaren Fläche um jede Schnellladestation abhängen, die groß genug sein muss, um Infrastrukturen zur Erzeugung von Wind- und Solarenergie sowie auch anderer erneuerbarer Energien zu unterstützen. In den meisten südlichen EU-Ländern könnte mit Solarenergie problemlos der geringe Strombedarf einer jeden Schnellladestation gedeckt werden“, erklärt Alazraki. Alazraki verweist dabei auf ein Netz zum Aufladen von Elektrofahrzeugen als Vergleich für die Größenordnung, die das Projekt in der EU durch die Nutzung des Flugverkehrsmanagementsystems U-SPACE sowie der Technologien von SESAR erreichen könnte. „Die Lücke zwischen Science-Fiction-Filmen und realen Anwendungen von Kurierdrohnen, die von den Kunden nahtlos genutzt werden, wird sich in den kommenden Jahren schnell schließen“, fügt Alazraki hinzu.
In Entwicklung
Das Forschungsprojekt läuft noch und das Aerdron-Team ist dabei, neue Luftfahrzeuge zu entwickeln, die im Vergleich zu ihrem HL4-Herculift bei der Überwindung größerer Entfernungen effizienter sind. „Wir haben großes Interesse von privaten Investoren und großen Luft- und Raumfahrtunternehmen in den Vereinigten Staaten und der EU erfahren, die an Investitionen interessiert sind. Angesichts des derzeitigen Stands der Technik unbemannter Systeme, der künstlichen Intelligenz und der bevorstehenden Änderungen der EU-Verordnungen über Luftverkehrskontrollsysteme für Drohnen ist das Projekt absolut machbar“, so Alazraki abschließend.
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