Neue Hilfsgeräte für Menschen mit eingeschränkter Mobilität für ein unabhängigeres Leben
Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität können selbst grundlegendste Tätigkeiten eine Herausforderung darstellen. Beispielsweise haben Menschen mit einer Rückenmarksverletzung, Multipler Sklerose oder Zerebralparese bei langem Sitzen oder Liegen ein erhöhtes Risiko, ein Druckgeschwür zu entwickeln. Wegen der mangelnden Bewegungsfähigkeit können sie ihre Haut nicht untersuchen, und so bleiben diese Druckgeschwüre meist unentdeckt. Zudem leiden mobilitätseingeschränkte Menschen an Darmproblemen wie der fehlenden Kontrolle des Darmentleerungsreflexes. Daher kann der Toilettengang sehr viel Zeit in Anspruch nehmen und die Hilfe von Gesundheitsdienstleistern oder Betreuern erfordern. Diese Probleme schränken nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen stark ein, sie können sogar lebensbedrohlich sein. Glücklicherweise hat die Technologie den Weg für eine Reihe innovativer Hilfsgeräte geebnet, die, wenn sie die Marktzulassung erhalten, für mobilitätseingeschränkte Menschen entscheidende Veränderungen bringen könnten. „Mithilfe von Assistenztechnologie können Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen unabhängiger leben“, sagt Tord Are Meisterplass, Gründer von Independence Gear. Der seit einem Skiunfall brustabwärts gelähmte Meisterplass wollte Lösungen entwickeln, die Menschen ein unabhängigeres Leben ermöglichen. Das Ergebnis dieses Vorhabens ist Independence Gear, ein auf innovative Technologien spezialisiertes norwegisches Unternehmen. Dank der Unterstützung des EU-finanzierten Projekts Dignum steht das Unternehmen kurz vor der Markteinführung zweier Geräte, die das Leben vieler Menschen grundlegend verändern werden.
Spezifische, individuelle Lösungen
Aufgrund der begrenzten Größe des skandinavischen Markts hat Independence Gear größere – und lukrativere – Märkte im Blick: Deutschland und das Vereinigte Königreich. Das Projekt Dignum leistete die für den Markteintritt notwendige Marktforschungsarbeit. „Die Eintrittskosten in einen internationalen Markt sind hoch, besonders für Medizinprodukte“, sagt Bo Solesvik Oppedal, Verwalterin bei Independence Gear. „Zusätzlich zur üblichen Wettbewerbsanalyse müssen die spezifischen Vorschriften und Verordnungen jedes Landes für die Zertifizierung eines Medizinprodukts einberechnet werden.“ Ursprünglich plante das Unternehmen, sein multifunktionales Gerät Dignum auf den Markt zu bringen. Das Gerät ermöglicht es Menschen mit eingeschränkter Mobilität, die Darmpflege und Hygienemaßnahmen wie das Durchführen eines Einlaufs, Reinigen, Abwischen oder Untersuchen auf Druckgeschwüre selbstständig durchzuführen. Bei der Recherche stellte das Unternehmen jedoch fest, dass die Nachfrage nach einem solchen Gerät gering, die Zahlungsbereitschaft dafür sogar noch geringer ist. Das Interesse an der Funktion des Geräts zur Hautinspektion war indessen sehr groß. „Der Bedarf nach einem Hilfsgerät zur Hautinspektion und Vorbeugung von Druckgeschwüren ist wesentlich höher als der Bedarf nach einem Hilfsgerät für Einläufe“, erklärt Oppedal. „Wir gaben das Konzept eines multifunktionalen Werkzeugs letztlich auf, da uns bewusst wurde, dass derartig spezifische und individuelle Probleme auch spezifische und individuelle Lösungen erfordern.“
Erfüllung tatsächlicher Marktbedürfnisse
Um den tatsächlichen Marktbedürfnissen gerechter zu werden, entwickelt Independence Gear derzeit zwei Hilfsgeräte. „Durch dieses Projekt haben wir den ursprünglichen multifunktionalen Werkzeugaufbau in zwei separate, spezialisierte Geräte weiterentwickelt, eines für das Einführen eines Einlaufs namens Dignum und eines für die Hautinspektion namens Spectum“, sagt Oppedal. Da Spectum ein nicht-invasives Werkzeug ist, ist keine spezielle Zertifizierung notwendig – was bedeutet, dass es schneller auf den Markt kommen könnte. Wenn ausreichende Mittel zur Finanzierung gefunden werden, könnten die Geräte 2021 auf dem Markt verfügbar sein.
Schlüsselbegriffe
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