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Remote Tower for Multiple Airports

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Konzept des Flugverkehrskontrollturms ohne direkte Sicht erprobt und einsatzbereit

Jetzt können die Fachkräfte des Flugverkehrsdienstes (Air Traffic Service, ATS) auch aus der Ferne arbeiten. Dank neuer Technologien kann eine Person des Flugverkehrsdienstes mehrere weit entfernte Flughäfen steuern.

Verkehr und Mobilität icon Verkehr und Mobilität

Flugverkehrsdienste regulieren und unterstützen Flugzeuge, um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten. Diese Dienstleistungen umfassen die Luftverkehrskontrolle sowie verschiedene Informations- und Beratungsdienste. Die aktuelle Struktur der Flugverkehrsdienste kann zu einem Ungleichgewicht zwischen der Kapazität und Nachfrage von Flugverkehrsdiensten führen. Beispielsweise könnte eine Person des Flugverkehrsdienstes im Kontrollturm eines sehr ruhigen Flughafens arbeiten, auf dem nur wenige Flüge pro Tag starten und landen. Die Fachkraft wird ineffizient unausgelastet sein. Die umgekehrte Situation tritt auch häufig ein, wenn in Spitzenzeiten an großen Flughäfen eine sehr hohe Nachfrage nach Flugverkehrsdiensten auftritt, was eine unzureichende Verfügbarkeit von Flugsicherungsfachkräften bedeutet.

Fernüberwachungs-Flugverkehrskontrolltürme

Die Lösung ist das Konzept eines Flugverkehrskontrollturms ohne direkte Sicht (Remote Tower), mit dem Angebot und Nachfrage in Einklang gebracht werden. Das EU-finanzierte Projekt PJ05 Remote Tower hat daran gearbeitet, das Konzept zur vollen industriellen Einsatzbereitschaft zu entwickeln. Die Initiative wurde innerhalb des gemeinsamen Unternehmens SESAR finanziert, einer öffentlich-privaten Partnerschaft zur Modernisierung des europäischen Flugverkehrsmanagementsystems. „Mit dem Konzept eines Fernüberwachungs-Flugverkehrskontrollturms“, erklärt Jörn Jakobi, Projektkoordinator, „ersetzen Sie die herkömmliche Sicht eines Flugverkehrskontrollturms mit Fenster und Fernglas durch ein hochauflösendes Videopanorama in Kombination mit einer Schwenk-Neige-Zoom-Kamera.“ Der Videostream eines Flughafens kann an jeden Ort weitergeleitet werden, der vom Flugplatz entfernt sein könnte. Für die Pilotinnen und Piloten bedeutet das Konzept kaum Unterschiede oder es führt in einigen Fällen zu einer Verbesserung. Für die Personen des Flugverkehrsdienstes sind die Hauptunterschiede der Video-Feed anstelle des Blicks auf dem Fenster und die Möglichkeit, Flugverkehrsdienste für einen Flughafen aus der Ferne bereitzustellen. Das Konzept mehrerer Flugverkehrskontrolltürme ohne direkte Sicht (Multiple Remote Tower) ist ähnlich. Es bedeutet, dass der Video-Feed an ein Fernüberwachungszentrum der Flugverkehrskontrolltürme weitergeleitet werden kann, wo ein Fachkräftepool für Flugverkehrsdienste die Nachfrage nach Bedarf untereinander ausgleichen kann. „Mit der Mehrfachidee erreicht das Konzept des aus der Ferne überwachenden Flugverkehrskontrollturms seine höchste Synergiestufe“, fügt Jakobi hinzu. „Eine Person des Flugverkehrsdienstes kann ihre Dienste gleichzeitig für mehrere Flughäfen mit geringer Nachfrage bereitstellen. Alternativ könnten Sie einem einzigen Flughafen mit hoher Nachfrage mehrere Flugverkehrsdienstfachkräfte zuweisen.“

Simulation und Prüfung

Forschende untersuchten, wie die effizienteste Zuordnung erreicht werden kann. Sie führten mehrere Echtzeitsimulationen durch, bei denen eine einzelne Person vom Flugverkehrsdienst bis zu drei Flugplätze gleichzeitig bedient. Damit eine Bereitstellung von Flugverkehrsdiensten mit mehreren Fernüberwachungs-Flugverkehrskontrolltürmen möglich ist, darf die Arbeitsbelastung der Flugsicherungsfachleute weder zu hoch noch zu niedrig sein, was während der Simulationen der Fall war. In der Projektarbeit wurden auch Hindernisse oder potenzielle Probleme im Zusammenhang mit einer solchen Bereitstellung ermittelt und mögliche Eventualitäten für diese Szenarien empfohlen. Die Empfehlungen sollten vor der Einführung der Technologie mit mehreren Fernüberwachungs-Flugverkehrskontrolltürmen in die Luftfahrtindustrie vorliegen. Tatsächlich traten während der Simulationen jedoch keine blockierenden Sicherheitsprobleme auf. Die Entwicklung des Projekts PJ05 Remote Tower ist bereit für die Übergabe an die Luftfahrtindustrie. Das Nachfolgeprojekt SESAR2020 Wave 2 wird die Übergabe verwalten. Das zweite Nachfolgeprojekt PJ05-W2 wird die flexible Flughafenzuweisung zwischen verschiedenen Positionen und Fachleuten des Flugverkehrsdienstes ausbauen. Mehrere europäische Anbieter von Flugsicherungsdiensten beabsichtigen, das Konzept kurzfristig zu nutzen. Jeder Flughafen in Europa, der das Problem des ineffizienten Flugverkehrsdienstes hat, mit dem sich fast alle kleinen und mittleren Flughäfen auseinandersetzen, ist ein guter Kandidat für diese Dienstleistung. Im Einsatz bedeutet das System mehr Flexibilität und Effizienz für das Personal der Flugverkehrsdienste. Es wird kleinen Flughäfen mehr Optionen bieten, zum Beispiel die Möglichkeit, ihre Betriebszeiten zu verlängern oder große kommerzielle Flüge aufzunehmen.

Schlüsselbegriffe

PJ05 Remote Tower, Flughafen, Fernüberwachungs-Flugverkehrskontrollturm, Flugverkehrskontrollturm ohne direkte Sicht, Flugplatz, Flugverkehrsdienst, mehrere Fernüberwachungs-Flugverkehrskontrolltürme, mehrere Flugverkehrskontrolltürme ohne direkte Sicht, Video-Feed

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