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Inhalt archiviert am 2023-04-17

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Neue Denkansätze zu Impfstoffen in Zeiten von COVID-19

Während der COVID-19-Pandemie ist die Anwendung von Impfstoffen ein besonders heikles Thema, das bei der Öffentlichkeit Skepsis und Misstrauen erregt. Führende wissenschaftliche Fachkräfte diskutieren über Forschungsergebnisse, die den Weg zu einer neuen Sichtweise bereiten.

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Dank Impfstoffen konnten ehemals tödlich verlaufende Infektionskrankheiten ausgerottet werden. Daher stellten Impfungen in den letzten zweihundert Jahren die wichtigste präventive Gesundheitsmaßnahme dar. Obgleich eine Reihe von Fehlannahmen zu Misstrauen in Teilen der Gesellschaft geführt hat, stehen Impfstoffe aufgrund der COVID-19-Pandemie nun im Mittelpunkt der Forschung und des öffentlichen Interesses. In einem virtuellen Vortrag mit dem Titel „Re-Thinking Vaccines“ (deutsch etwa: „Impfstoffe aus einem neuen Blickwinkel“) sprachen prominente Forschende, die als Stipendiaten des Europäischen Forschungsrats (ERC) teilnahmen, zentrale Probleme im Zusammenhang mit Impfstoffen an. Der Vortrag ist Teil der Konferenz EuroScience Open Forum: ESOF 2020 Trieste (ESOF2020), die vom 2. bis 6. September digital stattfand. Der vom ERC veranstaltete Vortrag stellte gängige Denkweisen bezüglich Impfstoffen als präventives Mittel gegen bestimmte Erkrankungen sowie als potenzielles Instrument gegen Krankheit, Antibiotikaresistenzen und aktuell COVID-19 infrage. „Was die Menschen letztendlich betrifft und sich auf die Akzeptanz eines COVID-19-Impfstoffs auswirkt, ist, wie die Kommunikation im Bereich der öffentlichen Gesundheit und entscheidende Personen des politischen Lebens böswillige Akteure davon abhalten können, sich an der öffentlichen Debatte zu beteiligen, insbesondere mit übertriebenen Behauptungen zu Nebenwirkungen (DEBUNKER-Projekt)“, meint Dr. Jason Reifler, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Exeter. Er warnt vor den Risiken einer voreiligen Entwicklung eines COVID-19-Impfstoffs. „Selbstverständlich gibt es eine überaus große Nachfrage nach einem schnellen Impfstoff, doch die langfristigen Folgen eines Fehlschlags, für COVID im Besonderen und für Impfstoffe im Allgemeinen, sind äußerst schwerwiegend. Als Gesellschaft sind wir bereit, dokumentierte Risiken einzugehen, aber undokumentierte Risiken wollen wir nicht akzeptieren.“

Entdeckung neuer Wege und Beseitigung von Problemen

In einem Bericht über den Vortrag wird Dr. Rino Rappuoli (vAMRes-Projekt), wissenschaftlicher Leiter und Chef der externen Forschungs- und Entwicklungsabteilung bei GSK Vaccines in Siena, Italien, sowie Professor für Impfstoff-Entwicklung am Imperial College London, folgendermaßen zitiert: „Infektionskrankheiten rauben uns die Freiheit. Doch zusammen mit Hygienemaßnahmen und Antibiotika können Impfstoffe sie uns zurückgeben.“ Weiter meint er: „Um heute Impfstoffe zu entwickeln, benötigt die Forschung das Virus nicht mehr. Sie braucht lediglich eine Sequenz des Virus, der über das Internet heruntergeladen werden kann.“ Dr. Rappuoli unterstreicht die Rolle neuer Technologien, die sich auf synthetische Gene stützen, sowie die Wirksamkeit monoklonaler Antikörper zur Präventivbehandlung, die vermutlich vor einem COVID-19-Impfstoff fertiggestellt werden können. Dr. Christine Benn (CHILIC-Projekt), Professorin für Weltgesundheit an der Süddänischen Universität, merkt an: „Ich stelle mir Lebendimpfstoffe gerne als Tennisplatz vor. Ein richtig guter Gegner lässt dich um den Platz rennen und bereitet dich auf den Wettkampf vor.“ Sie erläutert, dass Lebendimpfstoffe als Anregungsmittel für das gesamte Immunsystem fungieren, da sie nicht nur spezifische Erkrankungen behandeln, sondern eher ein allgemeines Training für das Immunsystem darstellen. „Totimpfstoffe sind wie Ballwurfmaschinen, die uns beibringen, sehr gut auf ein bestimmtes Ziel zu reagieren“, erklärt Benn den Unterschied zwischen den beiden Impfstofftypen. „Das Immunsystem ist unglaublich komplex. Es ist wie ein Gehirn, lernt aus Erfahrungen und kann diese auf andere, unabhängige Situationen übertragen“, schließt Dr. Benn mit einer neuen Sichtweise auf Impfstoffe. Das laufende, EU-finanzierte Projekt EuroScience Open Forum 2020 Trieste (ESOF2020) organisiert die europaweite allgemeine Wissenschaftskonferenz, die der wissenschaftlichen Forschung und Innovation gewidmet ist. Es ist Europas größte interdisziplinäre Veranstaltung zum Thema Wissenschaft und Innovation. Weitere Informationen: EuroScience Open Forum: Website von ESOF 2020 Trieste

Schlüsselbegriffe

ESOF2020, Impfstoff, COVID-19, ERC, ESOF, EuroScience Open Forum 2020 Trieste

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