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Rheological Monitoring of Chronic Respiratory Diseases

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Die Wissenschaft, die von Schokolade bis zu chronischem Husten reicht

Ein neuer Test, der auf der Viskosität von Sputum basiert, kann Menschen mit chronischer Bronchitis anzeigen, wann es Zeit für einen Krankenhausbesuch ist.

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Atemwegserkrankungen wie Asthma, Mukoviszidose, Lungenentzündung und die chronisch obstruktive Lungenerkrankung gehören zu den häufigsten Ursachen von Morbidität in Europa. Mehr als 4 % der EU-Bürgerinnen und -Bürger leiden an einer chronischen Atemwegserkrankung. Diese Erkrankungen machen insgesamt 7,5 % der Todesfälle aus. Die Betroffenen erleiden oft akute Anfälle, die eine Krankenhausaufnahme und Notfallbehandlung erforderlich machen. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 24 000 EUR pro Fall. Das EU-finanzierte Projekt RheoCare strebte die Entwicklung eines Diagnosetests an, der akute Anfälle genauer vorhersagen und somit die Anzahl solcher Krankenhausaufnahmen auf ein Minimum reduzieren kann. „Bei chronischer Bronchitis produzieren die Betroffenen infolge einer virusbedingten oder bakteriellen Infektion besonders viel Schleim“, erklärt RheoCare-Projektkoordinator Jeremy Patarin. „Dieser kann im späteren Verlauf die Lungen blockieren.“ Gelöst wird das Problem durch eine Krankenhausbehandlung mit Antibiotika oder Kortikosteroiden, doch es gibt gute Gründe dafür, eine solche Behandlung möglichst zu vermeiden. Betroffene können arzneimittelresistente Infektionen entwickeln, und die langfristige Anwendung von Kortikosteroiden hemmt die Immunreaktion, was zu weiteren Infektionen und Diabetes führen könnte.

Schokoladen-, Kosmetik- und Hustenforschung

„Es ist bekannt, dass die Lungen ab einem gewissen Punkt nicht mehr wirksam durch Husten und Zelltransport gereinigt werden können“, so Patarin. „Doch gegenwärtig entscheiden alleine die klinischen Symptome über eine Krankenhausaufnahme – es fehlen bislang noch die Grundlagen, um den Zustand von Erkrankten wirklich qualitativ und objektiv zu beurteilen.“ Hier kann sich die Rheologie – d. h. die Wissenschaft, die sich mit dem Fließverhalten von Materie beschäftigt – als nützlich erweisen. Das RheoCare-Projekt wurde von Rheonova durchgeführt. Das Unternehmen bietet Dienstleistungen an, um die Qualität von unterschiedlichsten Erzeugnissen von Schokolade über Kosmetik bis hin zum Erdöl durch Untersuchung ihrer physikalischen Eigenschaften zu bewerten. Die Vorrichtung Rheomuco kann die Viskosität des Schleimauswurfs messen, um zu bestimmen, wann jemand in ein Krankenhaus eingewiesen werden sollte. „Unser Ziel ist die präzisere Behandlung von Betroffenen“, merkt Patarin an. „Bei Betroffenen mit chronischen Atemwegserkrankungen kann es zwei bis drei Mal im Jahr zu einem Krankenhausaufenthalt von je 10 bis 15 Tagen kommen, was mit enormen Kosten verbunden ist.“ Die Rheomuco-Vorrichtung kommt gegenwärtig in Krankenhäusern als Forschungsinstrument zum Einsatz und kann nicht zu diagnostischen Zwecken verwendet werden. Um Betroffenen die häusliche Nutzung zu ermöglichen, muss die Vorrichtung neu ausgelegt und entsprechend zugelassen werden.

Weniger und doch mehr

Das Projekt wurde über das Programm „Horizont 2020“ unterstützt. „Die Finanzierung für RheoCare ebnete uns den Weg zur Miniaturisierung, die zur Anpassung der Vorrichtung an die häusliche Krankenpflege nötig ist, und gab uns außerdem die Freiheit, uns über unsere Zugangsmöglichkeiten zum Markt Gedanken zu machen“, ergänzt Patarin. Die Finanzhilfe habe es dem Unternehmen ermöglicht, mit zwei anderen Gruppen an der Miniaturisierung der Vorrichtung zusammenzuarbeiten und zu untersuchen, für welche Erkrankungen und Indikationen die Vorrichtung zugelassen werden soll. „Je nach Land und Gesundheitssystem ergeben sich andere Grundvoraussetzungen“, erläutert Patarin. „In manchen Ländern wird die Versorgung in die Krankenhäuser verlagert, in anderen wiederum stellt man zunehmend auf Fernversorgungsmodelle um. Wir brauchen also eine Lösung, die auf alle Szenarien eingehen kann.“ Rheonova plant nun den Aufbau eines Standorts außerhalb Frankreichs, um sich dem dortigen ausländischen Markt zuzuwenden. Ferner beabsichtigt das Unternehmen, durch eine weitere Investitionsrunde zusätzliche Mittel zu sichern, um diese Pläne zu realisieren. Auf die Frage, was ihn zur Arbeit an diesem Projekt bewegte, entgegnete Rheonova-Präsident Patarin: „Die erfreuliche Kombination aus Wissenschaft, der Entwicklung eines benutzerfreundlichen Produkts und der Aussicht, Betroffenen damit eine große Hilfe zur Verfügung zu stellen.“

Schlüsselbegriffe

RheoCare, Rheomuco, Atemwege, Atemwegserkrankung, chronisch, Husten, Sputum, zystische Fibrose, Mukoviszidose, Viskosität, Diagnose

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