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Medicine, Immortality, Moksha: Entangled Histories of Yoga, Ayurveda and Alchemy in South Asia

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Auf den Spuren der Traditionen von Yoga, Ayurveda und Alchemie

Ein Forschungsprojekt hat die gegenseitige Beeinflussung dreier indischer Disziplinen im Lauf der Zeit nachverfolgt, wobei deutlich wurde, wie sich diese zu Bestandteilen des heutigen Gesundheitswesens und des Sektors rund um die persönliche Selbstverwirklichung entwickelt haben.

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Aus historischem Blickwinkel wurden Yoga, Ayurveda und Alchemie stets als unterschiedliche Fachgebiete angesehen. Es gibt jedoch belastbare Hinweise, die genau das Gegenteil vermuten lassen. „Oft werden diese Bereiche als ‚Schwesterdisziplinen‘ betrachtet“, sagt Dagmar Wujastyk, Forscherin an der Universität Wien. „Geschichte und Kultur Indiens lassen jedoch vermuten, dass ihre Beziehung viel tiefer ist und es komplexe Interaktionen und erhebliche Überschneidungen zwischen den drei Disziplinen gibt.“ Das EU-finanzierte Projekt AYURYOG agierte mit dem Ziel, dieses Rätsel zu lösen. Unter der Leitung von Wujastyk arbeitete das Projekt an der Auflösung der historischen Verflechtungen dieser drei Wissens- und Praxisfelder. Dabei hofften sie, die Verlaufsbahnen ihrer Entwicklung zu Bestandteilen des heutigen globalen Gesundheits- und Selbstverwirklichungssektors nachvollziehen zu können.

Begegnungen in der Vergangenheit und gegenseitige Befruchtung

Das Projektforschungsteam erkundete unter Nutzung primärer historischer Quellen der jeweiligen Disziplinen sowie Feldforschungsdaten deren gemeinsame Terminologie, praktische Anwendungen und Diskurse. „Wir wollten erfahren, ob diese Verbindung zu den Wurzeln dieser drei indischen Disziplinen zurückverfolgt werden kann“, erklärt Wujastyk, deren Projekt vom Europäischen Forschungsrat unterstützt wurde. „Zu diesem Zweck prüften wir Texttraditionen als Mittel, um deren gegenseitige Beeinflussung im Zeitverlauf nachzuverfolgen.“ Die Gruppe stellte dabei fest, dass alle drei Bereiche stark durch in der Vergangenheit erfolgte Begegnungen und gegenseitige Befruchtungen beeinflusst und geprägt wurden. „Wir konnten einen sehr deutlichen Zusammenhang zwischen den medizinischen und alchemistischen Traditionen herstellen, wobei die Medizin zuerst eine Struktur für die Alchemie lieferte“, fügt Wujastyk hinzu. „Alchemistische Prozeduren beeinflussten damals die Herstellung von Arzneimitteln und dieser Einfluss hält bis heute an.“ In Bezug auf die Yoga-Traditionen stellte das Forschungsteam fest, dass der medizinische Aspekt zunächst eine untergeordnete Rolle für die Yoga-Praktizierenden spielte, und erst später mehr medizinische Elemente in die Praktiken integriert wurden. „Die Idee, dass Yoga eine hauptsächlich auf gute Gesundheit ausgerichtete Praxis ist, scheint sich im 20. Jahrhundert entwickelt zu haben“, merkt Wujastyk an. Wujastyk fügt hinzu, dass ihre Forschungsergebnisse darauf hindeuten, dass die ayurvedische Tradition nicht die yogische Praxis in ihre Methoden zur Behandlung von Krankheiten aufgenommen hat. „Unsere Arbeit zeigt, dass es beim Yoga historisch betrachtet nicht um Gesundheit oder Wohlbefinden ging, sondern es im letzten Jahrhundert neu interpretiert wurde, um diesen Aspekt einzubeziehen“, erläutert Wujastyk. „Außerdem beweist unsere Forschung, dass die indische Alchemie als Grundlage für einen großen Teil der modernen ayurvedischen Arzneimittelherstellung angesehen werden sollte.“

Alles andere als einfach

Dem Projekt gelang es, zu einem klareren Verständnis der Geschichte jeder Disziplin zu gelangen und die Auswirkungen dieser Geschichte auf die moderne Praxis nachzuvollziehen. Jedoch war es nicht unbedingt leicht, zu diesen Schlussfolgerungen zu kommen. „Der Zugang zu einigen der Primärmaterialien war eine echte Herausforderung, da indische Archive eher ungern nicht-indischen Forschenden Zugang zu ihren Materialien gewähren – ganz zu schweigen von der Übergabe digitaler Kopien der Manuskripte“, berichtet Wujastyk. Trotzdem bemühte sich das Forschungsteam beharrlich weiter und erstellte eine Reihe nützlicher Werkzeuge, Publikationen und Dokumentarberichte. Das Projekt erschuf zum Beispiel eine interaktive Zeitleiste, die den historischen Verlauf der Überlappung von Yoga und Ayurveda veranschaulicht. Das Werkzeug wird nun weltweit in der Ausbildung von Yoga-Lehrenden eingesetzt. Gegenwärtig verleiht das Projekt einem Band mit Übersetzungen von Berichten der indischen Regierung über die medizinische Praxis in Indien und einem Quellenbuch über indische Alchemie den letzten Schliff. Außerdem steht Wujastyk am Start eines neuen Projekts, das den Aspekten der Iatrochemie in der indischen Alchemie gewidmet ist.

Schlüsselbegriffe

AYURYOG, Yoga, Ayurveda, Alchemie, Gesundheitsversorgung, indisch, Medizin

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