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Development of an intelligent and multi-hospital end-to-end surgical process management system

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Automatisches System zur Verfolgbarkeit und Verwaltung von Abläufen für intelligentere und umweltfreundlichere Krankenhäuser

Chirurgische Eingriffe sind in Bezug auf Planung, Logistik und Versorgung die komplexesten und anspruchsvollsten Abläufe in Krankenhäusern. Durch eine intelligente Plattform lassen sich Patientenströme, Termine und Aufgaben verwalten und automatisieren. Krankenhäuser können so in proaktive Einrichtungen umgewandelt werden.

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Ein mittleres bis großes Krankenhaus verwendet 20-40 % seines Jahresbudgets für Operationen, an denen viele verschiedene Fachkräfte beteiligt sind. Dennoch werden hektische chirurgische Abteilungen, die unter Zeitdruck arbeiten, immer noch auf rudimentäre Weise geführt, was häufig zu einer suboptimalen Terminplanung sowie erheblichen Verzögerungen in den Operationssälen oder abgesagten Eingriffen führt.

Ein Echtzeitsystem zur Verwaltung von chirurgischen Abläufen

Im Rahmen des EU-finanzierten Projekts OR4.0 kam ein patentiertes Echtzeit-Lokalisierungssystem zum Einsatz, das vom Unternehmen MYSPHERA in Spanien entwickelt wurde. Das System stützt sich auf elektronische Gateways der Bluetooth-4.0-Technologie die sparsam an der Decke der chirurgischen Bereiche angebracht sind und Informationen über das Bluetooth-Armband der Patientin oder des Patienten empfangen, sodass eine Patientenverfolgung über den gesamten Ablauf hinweg möglich ist. Projektkoordinatorin Elena Castellano Cotanda führt dazu aus: „Unsere Lösung nutzt unser leichtes Patientenverfolgungssystem und orchestriert die chirurgischen Abläufe unter Einbeziehung der Fachkräfte. Dies geschieht mittels maßgeschneiderter Anwendungen, die zeitgerechte Informationen liefern und Aufgaben automatisieren, während die Patientin oder der Patient den Operationsprozess durchläuft.“ Das technische Team des MYSPHERA-Projekts unter den Leitung von Eduardo Montón entwarf eine modulare Architektur und entwickelte in Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus Vall d’Hebron in Barcelona eine Reihe eigens zugeschnittener Anwendungen. So konnte man für eine optimale Nutzungserfahrung und eine reibungslose Koordinierung chirurgischen Personals mittels automatisierter Krankenhausabläufe sorgen. Angehörigen steht zudem eine spezialisierte Anwendung zur Verfügung, über die sie den Status der Person, die einer Operation unterzogen wird, abfragen können. Im Verlauf des Operationsprozesses gibt die OR4.0-Plattform patientenbezogene Informationen in Echtzeit aus und weist jeder der maßgeschneiderten Anwendungen bestimmte Aufgaben zu. Beispielsweise bietet das Anzeigefeld für die chirurgische Koordination einen Überblick über die am jeweiligen Tag geplanten Eingriffe pro Operationssaal und vergleicht diese Daten mit Echtzeitinformationen. Fachkräfte können so die aktuelle Lage auf einen Blick erfassen und sofort Maßnahmen ergreifen, um Verzögerungen zu korrigieren.

OR4.0: Vorteile und Aussichten

Die OR4.0-Lösung, die inzwischen unter dem Namen ORVital vermarktet wird, wurde in fünf Krankenhäusern in vier verschiedenen Ländern eingeführt und unterstützt die Verwaltung von über 500 Operationssälen. Wie aus den bislang gesammelten Daten hervorgeht, konnte die Leistung des chirurgischen Bereichs um mehr als 10 % optimiert werden. Nach Ansicht des Geschäftsführers von MYSPHERA Salvador Vera wird diese neue Lösung Verbesserungen für Patientinnen und Patienten wie auch für das Krankenhauspersonal bringen und dabei die chirurgischen Kapazitäten ausbauen und Rückstaus beseitigen. Angesichts immer längerer Wartelisten für chirurgische Eingriffe aufgrund der zunehmenden Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten wird OR4.0 außerdem dazu beitragen, die Wartezeiten zu verringern und die medizinische Versorgung insgesamt zu verbessern. „Besonders hervorzuheben ist, dass durch die Digitalisierung der chirurgischen Abläufe erstmals die tatsächliche Zeit, die für jeden Schritt des Prozesses gebraucht wird, offengelegt werden kann, und zwar ohne die typisch menschlichen Befangenheiten, stattdessen aber mit einer Fülle zuverlässiger Daten“, sagt Jordi Rovira Simón, technischer Koordinator des Projekts. Neben einer Verbesserung der konkreten Patientenversorgung wird die OR4.0-Lösung darüber hinaus die Arbeitsweise in den Krankenhäusern verändern – von einem reaktiven hin zu einem proaktiven Gesundheitssystem. Zudem unterstützt sie die Transparenz der Abläufe und ermöglicht es Angehörigen von Patientinnen und Patienten, den Status des Eingriffs von zu Hause aus mittels der relevanten Anwendung zu verfolgen – eine Funktion, die in Zeiten der COVID-19-Pandemie besonders wichtig ist. Interessanterweise lässt sich durch die OR4.0-Lösung auch der Energieverbrauch in Krankenhäusern drosseln. Sie kann also erheblich dazu beitragen, Krankenhäuser zu umweltfreundlicheren Einrichtungen zu machen und in großem Umfang Kosten zu sparen. In Ländern mit hohem Einkommen beträgt der CO2-Fußabdruck der Gesundheitssysteme bis zu 10 % des Gesamtvolumens der Treibhausgasemissionen pro Land. Hinzu kommt, dass Operationssäle von allen Bereichen im Krankenhaus die größten Energieverbraucher sind; sie verursachen rund 20-40 % der Gesamtausgaben für Energie. Durch die Einbindung der OR4.0-Lösung in das Klimasystem der Operationssäle wird eine automatische Feineinstellung der Temperatur sowie anderer Parameter möglich. Dies führt zu einer beträchtlichen Energieersparnis.

Schlüsselbegriffe

OR4.0, ORVital, Krankenhaus, Operationsablauf, chirurgischer Ablauf, Anwendung, Energie, medizinische Versorgung, Echtzeit-Lokalisierungssystem, Chirurgie-Verwaltungssystem, Patientenverfolgung

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