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A 3D printed, affordable myoelectrical prosthetic hand of personalizeable size for optimal comfort and functionality

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Helping Hand – ein Prothesenkonzept für Millionen Menschen

Die menschliche Hand ist ein Persönlichkeitsmerkmal und bestimmt maßgeblich die Interaktion eines Menschen mit seiner Umwelt. Ein norwegisches KMU will mit einer bahnbrechenden preisgünstigen Handprothese gerechten und gleichberechtigten Zugang zu einem Hilfsmittel schaffen, das die Lebenssituation entscheidend verbessern kann.

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Die Hand muss nicht nur funktionale Anforderungen erfüllen, sondern ist auch für Alltagsfertigkeiten entscheidend, etwa den Hosenknopf zu schließen, Zähne zu putzen oder eine Kreditkarte vom Tisch zu nehmen. Zudem beeinflusst sie Aktivitäten, die in Zusammenhang mit emotionalem Wohlbefinden und sozialer Zugehörigkeit stehen, etwa, wenn mit einem Weinglas zugeprostet wird, ein geliebtes Gesicht zärtlich berührt oder einem Freund zugewunken wird. Zu Bedarf und Nutzung von Handprothesen liegen bislang allerdings noch wenige Daten und Statistiken vor. Der Verlust von Extremitäten ist keine Seltenheit, und die Anzahl Betroffener nimmt zu. So haben Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation zufolge nur 10 % all derer, die auf Hilfsmittel angewiesen wären, tatsächlich Zugang dazu. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Neben hohen Preisen spielen auch Unkenntnis oder mangelnde Verfügbarkeit sowie Mangel an geschultem Personal, gesetzlichen Regelungen oder finanziellen Mitteln eine Rolle. Trotz beachtlicher Fortschritte auf dem Gebiet der Handprothetik sind Prothesen ihren biologischen Vorbildern noch immer deutlich unterlegen, was das EU-finanzierte Projekt HelpingHAND nun ändern soll.

Hydraulisch synchronisierter Bewegungsfluss

Die meisten Handprothesen arbeiten nach dem elektromechanischen Prinzip, d. h. jeder Finger wird über einen separaten Motor gesteuert, und auch das Material ist künstlich hergestellt. Ole Olsen, Vertriebsvorstand des Medizintechnikunternehmens Hy5 und Projektkoordinator von HelpingHAND, erklärt hierzu: „Die Prothese MyHand von Hy5 wird über elektrisch gesteuerte Mikrohydraulik bewegt und braucht für alle fünf Finger nur noch einen statt fünf Motoren. Für die Bewegung der Finger pumpt dieser eine hydraulische Flüssigkeit durch kleine Hydraulikzylinder. Zunächst wird Niederdruck erzeugt, damit sich die Hand um einen dreidimensionalen Gegenstand schließt. Mittels Hochdruck wird dann ein starkes, sicheres und doch flexibles Zugreifen erreicht. Damit ist MyHand einfacher in der Konstruktion, leichter, stärker, robuster und langlebiger, aber auch kostengünstiger und funktioneller als vergleichbare marktübliche Handprothesen.“ Die Fertigung der Titanfinger und Handfläche erfolgt mittels 3D-Druck, da so die erforderlichen hydraulischen Mikrokanäle eingearbeitet und leichtere und robustere Materialien verwendet werden können. Gleichzeitig sinken Kosten- und Zeitaufwand, und die Herstellung der Finger kann mittels 3D-Scan und CAD-Funktion patientenspezifisch an Größe und Bedürfnisse angepasst werden.

Hand in Hand

Mithilfe der EU-Finanzmittel bereitete das Projekt HelpingHAND nun die Markteinführung vor. Olsen zufolge „konnten wir im Rahmen des Projekts weltweit große Mengen von Patientendaten erfassen, was ohne die Finanzierung schwierig geworden wäre. Und Patientenfeedback ist für die Produktentwicklung wichtig. Damit kommen wir unserem Ziel näher, Betroffene weltweit durch innovative Produkte und unabhängig von ihrer jeweils finanziellen oder geografischen Lage unterstützen zu können. Dank HelpingHAND können wir künftig noch viele weitere bahnbrechende Konzepte umsetzen.“ HelpingHAND analysierte auch globale Märkte im Bereich Prothetik sowie landesspezifische Unterschiede. Durch gezielte Vermarktung wurden drei große Vertriebsverträge in Deutschland, der Ukraine und den Vereinigten Staaten abgeschlossen. Das in Norwegen ansässige Unternehmen Hy5 beliefert den skandinavischen Markt und verhandelt derzeit mit Vertriebspartnern in Asien, Europa und dem Vereinigten Königreich. „Unsere bahnbrechende Handprothese konnte sich auf einem Markt etablieren, den bislang große internationale Marktführer im Bereich Prothetik dominiert haben. Die Zukunft wird mit Sicherheit spannend, und wir wollen unsere Chance nutzen, die Medizinproduktebranche zu bereichern und Betroffenen weltweit zu helfen“, schließt Olsen.

Schlüsselbegriffe

HelpingHAND, Prothetik, Hy5, Hydraulik, MyHand, Hilfsmittel, 3D-Druck, Prothesen, Titan

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