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Inhalt archiviert am 2024-04-19

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Intelligente Lösungen für eine nachhaltige Lebensmittelversorgung in Europa

Ein EU-finanziertes Projekt erteilt lokalen landwirtschaftlichen Betrieben und Lebensmittelbetrieben nützliche Ratschläge, wie sie kurze Lebensmittelketten wettbewerbsfähiger und nachhaltiger gestalten können.

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In den vergangenen Jahrzehnten musste sich die europäische Agrar- und Ernährungswirtschaft mit der Versorgung einer wachsenden Bevölkerung, einer Verbesserung der Lebensmitteltransparenz sowie einer Verringerung des CO2-Fußabdrucks auseinandersetzen. Diese Herausforderungen haben zu einer wichtigen Erkenntnis geführt: Um die europäische Agrar- und Ernährungswirtschaft nachhaltiger zu gestalten, ist eine innovative Umgestaltung der Lebensmittelketten erforderlich. Mit diesem Ziel vor Augen hat das EU-finanzierte Projekt SMARTCHAIN die vergangenen drei Jahre damit verbracht, kurze Lebensmittelketten und deren Potenzial für eine Veränderung der Art und Weise zu untersuchen, wie Lebensmittel in Europa angebaut, vertrieben und konsumiert werden. „In drei Jahren intensiver Arbeit hat SMARTCHAIN 18 kurze Lebensmittelketten aus neun verschiedenen Ländern analysiert, um ihre Erfolgsfaktoren zu verstehen, aber auch um ihre wichtigsten Anforderungen, Hindernisse und Engpässe zu ermitteln, wobei der Schwerpunkt auf der Perspektive der Verbraucherinnen und Verbraucher lag“, erklärt Dr. F. Javier Casado Hebrard vom SMARTCHAIN-Projektkoordinator, der Universität Hohenheim, in einer auf der Website des Europäischen Informationszentrums für Lebensmittel veröffentlichten Pressemitteilung. Da sich das Projekt seinem Abschluss nähert, hat es eine Broschüre veröffentlicht, in der die wichtigsten Erkenntnisse und Empfehlungen zur Unterstützung kooperativer kurzer Lebensmittelketten hervorgehoben werden. „In der SMARTCHAIN-Broschüre finden landwirtschaftliche Betriebe, Lebensmittelunternehmen und andere Fachleute aus dem Bereich der kurzen Lebensmittelketten anwendbare Lösungen, Empfehlungen und nützliche Tipps zur Verbesserung der Unternehmensleistung bei gleichzeitiger Steigerung der Nachhaltigkeit. Wir haben außerdem eine Reihe von umsetzbaren politischen Empfehlungen für die Verantwortlichen entwickelt, um die kurzen Lebensmittelketten und deren Wettbewerbsfähigkeit zu unterstützen“, erklärt Dr. Casado Hebrard in dem Artikel des Europäischen Informationszentrums für Lebensmittel.

Was genau versteht man unter „kurzen Lebensmittelketten“?

Unter kurzen Lebensmittelketten versteht man genossenschaftliche Systeme, in denen lokale landwirtschaftliche Betriebe und Lebensmittelbetriebe ihre Produkte über eine sehr kleine Anzahl von Zwischenhändlern oder sogar direkt an die Verbraucherinnen und Verbraucher verkaufen. Sie basieren in der Regel auf einer engen Zusammenarbeit zwischen lokalen Produktionsbetrieben zur Förderung lokaler Lebensmittel, die oft nur eine kurze Strecke vom landwirtschaftlichen Betrieb zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern zurücklegen. Die Nachhaltigkeit, die Transparenz sowie die sozialen Beziehungen werden damit erhöht und gerechtere Preise sowohl für die landwirtschaftlichen Betriebe als auch für die Verbrauchergruppen erzielt. In den vergangenen Jahren haben solche Systeme in Europa einen Aufschwung erlebt, der den landwirtschaftlichen Betrieben eine bessere Verhandlungsposition und den Verbraucherinnen und Verbrauchern eine größere Lebensmitteltransparenz verschafft und gleichzeitig dazu beiträgt, den CO2-Fußabdruck der Branche zu verringern.

Empfehlungen und Hürden

In der Broschüre werden mehrere Empfehlungen für Unternehmen hervorgehoben, darunter die klare Formulierung ihres Wertversprechens, die Erkundung von Online-Marktplätzen, die Bewerbung von Produkten in örtlichen Restaurants, Cafés und Hotels sowie die Unterstützung von Netzwerken und sozialen Initiativen zur Verbesserung der Kundenbeziehungen. Ferner wird empfohlen, Instrumente der sozialen Innovation wie Mitgestaltung und Zusammenarbeit zu nutzen. Wenn die an den kurzen Lebensmittelketten beteiligten Parteien „auch soziale Innovationen annehmen – wenn sie ihre Beziehungen, ihre Denkweise oder ihre Interaktion ändern –, wird ihr Konzept der kurzen Lebensmittelketten besser in der Lage sein, ein dynamisches gesellschaftliches Zusammenleben zu bewirken, das sich weiterentwickelt, gedeiht und einen dauerhaften positiven sozialen Einfluss ausübt“, heißt es in dem Bericht. „Soziale Innovationen können somit dazu beitragen, die Fähigkeit einer Gesellschaft zu verbessern, proaktiv zu handeln und auf lokale und globale Herausforderungen zu reagieren.“ Zu den Faktoren, die einer Akzeptanz von kurzen Lebensmittelketten im Wege stehen, gehören beschränkte und nicht vorhersehbare Produktmengen, verderbliche und teure Produkte, mangelndes Vertrauen, geringes Verbraucherbewusstsein und unzureichende Zusammenarbeit mit anderen Marktakteuren. Das Projekt SMARTCHAIN (Towards Innovation - driven and smart solutions in short food supply chains) hat auch eine Innovationsplattform ins Leben gerufen, um den Transfer von Wissen, innovativen praktischen Lösungen und Fachwissen zwischen den Beteiligten der Lebensmittelkette zu fördern. Wie in der Pressemitteilung des Europäischen Informationszentrums für Lebensmittel erwähnt, wird die Broschüre bald auch in acht weiteren Sprachen auf der Plattform verfügbar sein: Niederländisch, Französisch, Deutsch, Griechisch, Ungarisch, Italienisch, Serbisch und Spanisch. Weitere Informationen: SMARTCHAIN-Projektwebsite

Schlüsselbegriffe

SMARTCHAIN, Lebensmittel, Lebensmittelversorgung, kurze Lebensmittellieferkette, kurze Lebensmittelkette, landwirtschaftliche Betriebe, Produktionsbetriebe, Verbraucherinnen und Verbraucher

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