Grenzübergreifende Zusammenarbeit für effizientere Bewertung von Gesundheitstechnologien
Obwohl die Sozial- und Gesundheitspolitik ein nationalstaatliches Anliegen ist, könnte eine länderübergreifende Zusammenarbeit Vorteile bieten – insbesondere beim Beschaffen von Medizintechnik. Der Daten- und Informationsaustausch als Voraussetzung für effizientere Beschaffungsverfahren im Bereich Gesundheitstechnologien ist daher für viele Mitgliedstaaten zum wichtigen politischen Ziel geworden. Das EU-finanzierte Projekt IMPACT HTA soll diesen Austausch von Daten vereinfachen. „Daten zu Kosten und Ergebnissen neuer Gesundheitstechnologien sind inzwischen aus zahlreichen Quellen verfügbar“, erklärt Panos Kanavos, Professor für Internationale Gesundheitspolitik an der London School of Economics und Projektkoordinator von IMPACT HTA. „Ziel des Projekts ist die Schaffung einer Umgebung, in der alle Mitgliedstaaten schnell Informationen abrufen können, wenn sie Technologiefolgenabschätzungen im Gesundheitswesen durchführen wollen.“ Diese so genannten HTA (Health Technology Assessments) sind eine Methode zur systematischen Bewertung von Eigenschaften, Wirkungen und Folgen von Medizintechnologien und erlauben Mitgliedstaaten fundierte Entscheidungen zur Beschaffung und/oder Zertifizierung neuer Medizintechnologien.
Innovative Methoden und Werkzeuge
Das Projekt entwickelte zahlreiche innovative Methoden und Instrumente, die Entscheidungsprozesse und Ressourcenverteilung vereinfachen und die Zusammenarbeit zwischen Mitgliedstaaten, HTA-Agenturen, medizinischem Personal und anderen Interessengruppen verbessern. Ein Beispiel ist ein ökonomisches Bewertungsinstrument, das Daten aus randomisierten klinischen Studien und Beobachtungsdaten kombiniert und anwendet. „Mit diesem Instrument kann HTA-Personal anhand vorliegender, frei verfügbarer Daten einfach und schnell die wirtschaftliche Rentabilität prüfen“, sagt Kanavos. „Die Daten können auch problemlos lokalen Gegebenheiten angepasst werden, sodass Modelle und Gutachten für einen spezifischen therapeutischen Bereich von den jeweiligen Behörden einsehbar sind.“ Zudem erstellte das Projekt eine Kostenberechnung und eine Datenbank zu Stückkosten im Gesundheits- und Sozialwesen. „Dies ist die erste europaweite Datenbank mit Informationen über gesundheitsökonomische Bewertungen, der länderübergreifend ökonomische Analysen und Modelle hinzugefügt werden können“, fügt Kanavos hinzu. „Sie erspart zeitaufwändige Kostenrecherchen, ermöglicht länderübergreifende Vergleiche und zeigt kostenbezogene Unterschiede für die einzelnen Länder auf.“ Zudem wurden Instrumente speziell für Krankenhäuser entwickelt. „Das Leistungsangebot in Krankenhäusern ist vielfältig, und die Beschaffung neuer Medizintechnik hängt oft von kontextbezogenen Faktoren ab“, stellt er fest. Vor diesem Hintergrund entwickelte das Projekt für Krankenhäuser zwei Instrumentarien. Das Erste bewertet die Gesamtleistung eines Krankenhauses, das Zweite den Einfluss kontextabhängiger Faktoren auf die Anschaffung neuer Technologien. „Unterstützt wird dies durch ein Entscheidungsmodell für Technologien, deren Wirksamkeit und Sicherheit zwar ähnlich ist, die jedoch klinischen Schwankungen unterliegen“, sagt Kanavos. „Indem sie mehrere Möglichkeiten der Intervention bewerten, können die Instrumente die Leistung und Qualität medizinischer Versorgung verbessern.“
Bessere Patientenversorgung
Obwohl die Arbeit noch nicht abgeschlossen ist, werden die Instrumente und Methoden von IMPACT HTA bereits zur Erstellung von Leitlinien sowie von HTA-Gremien, Patientenorganisationen, Forschungsgruppen, Medizinprodukteherstellern und klinischen Fachleuten angewendet. „Unsere geprüften Methoden für die Erhebung, Analyse und Zusammenführung von Daten verbessern nicht nur die Ressourcenverteilung in den Mitgliedstaaten, sondern sichern vor allem bestmögliche medizinische Versorgung“, ist Kanavos überzeugt.
Schlüsselbegriffe
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