Testset für Brustkrebs: Nicht invasiv und doch präzise
Eine frühzeitige Diagnose von Brustkrebs ist unerlässlich, denn eine spätere könnte eine invasivere Behandlung oder im schlimmsten Fall schlechte Überlebenschancen zur Folge haben. Mammographien sind zwar ein effektives Mittel, doch falsch-negative Ergebnisse geben den Frauen ein unberechtigtes Gefühl von Sicherheit. Ebenso gefährlich sind falsch-positive Ergebnisse mit möglicherweise anschließenden unnötigen invasiven Biopsien und verlängerten Wartezeiten auf die finale Diagnose. Das teilweise EU-finanzierte Projekt BrEXo-Apt hat jetzt einen nicht invasiven, aber präzisen Test auf Brustkrebs entwickelt, der als praktisches Set erhältlich sein soll. Die Untersuchung basiert auf spezifischen Biomarkern im Blut und ermöglicht bei der größten denkbaren Anzahl von Patientinnen eine frühzeitige Tumorerkennung.
Spezielles Moleküldesign
Das Forschungsteam hat Moleküle entwickelt, die sich zu bestimmten Formen falten und spezifische Brustkrebsproteine auf der Oberfläche von Vesikeln – den sogenannten Exosomen – erkennen und sich an sie anbinden können. Alan Chan, Projektkoordinator von BrEXo-Apt, erklärt: „Brustkrebszellen sezernieren mit Flüssigkeit gefüllte Säckchen oder Vesikel, die als Exosome bezeichnet werden. Wir haben Aptamere entwickelt, also Nukleinsäuremoleküle, die sich an diese Exosome anbinden. Und man kann sie so gestalten, dass sie spezifisch angreifen.“ „Exosome sind normalerweise im Blut aus anderen Zellen enthalten. Wir haben jetzt Aptamere kreiert, die nur diejenigen erkennen und binden, die aus den Brustkrebszellen stammen“, betont Chan. „Daher verhalten sich die Aptamere praktisch wie Antikörper, aber sie sind einfacher herzustellen und damit günstiger und sie sind sowohl im Labor als auch in der Realdiagnose stabiler.“ Spezifität ist dabei das Wichtigste. In den verschiedenen Stadien weisen die Krebszellen außen jeweils eine einzigartige Konstellation von Proteinen auf. „Das heißt, mit der richtigen Aptamerform können wir feststellen, mit welchem Krebsstadium wir es zu tun haben“, so Chan.
Gute Aussichten für die Krebsdiagnostik
Weil die über die Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen geförderte Person in eine Festanstellung gewechselt hat, wurde das Projekt im Dezember 2019 beendet. In der Trägereinrichtung des Projekts, Percuros BV, wurden die ausstehenden Projektziele noch unabhängig von EU-Finanzmitteln vollendet. Das in den Niederlanden tätige Forschungsteam von Percuros arbeitet derzeit am Abschluss aller Tests, um dann das Diagnoseset fertigstellen zu können. Alle präklinischen Validierungen liegen vor und nun leiten die Forschenden die Markteinführungsphase ein. In den Tests wurden Kontrollgruppen von Patientinnen ohne Brustkrebs untersucht und die Ergebnisse waren negativ. Bei Tests auf eine Erkennung von vorhandenem Brustkrebs wird das Apatamer wohl weiterhin erfolgreich anschlagen. Das diagnostische Repertoire des Sets umfasst auch andere Krebsarten. Bauchspeicheldrüsenkrebs gehört zu denen, die besonders geeignet wären, weil die Krankheit oft erst in späten Stadien erkannt wird. Zwar wären es andere Aptamere, aber die Methodik wäre dieselbe wie bei Brustkrebs. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse im „International Journal of Molecular Sciences“ und das Team arbeitet weiter an einer Überführung der Tests in die klinische Anwendung. Chan fasst zusammen: „Wir haben mit unserer Arbeit einen Marker finden können, der Brustkrebs im Frühstadium anzeigt, das ist wirklich aufregend. Damit kann man rechtzeitig Maßnahmen einleiten, die der Patientin die bestmögliche Prognose bieten und dabei nicht invasiv sind.“
Schlüsselbegriffe
BrEXo-Apt, Brustkrebs, Diagnose, Diagnostik, Aptamer, Exosom, Set, nicht invasiv, Bluttest
