Die Wissenschaft der Motivation
Es ist bereits bekannt, dass Menschen eher extrinsisch motiviert sind, besonders durch finanzielle Anreize. „Geld ist für viele Menschen im Alltag ein Impulsgeber und somit ein Paradebeispiel für extrinsische Motivation“, sagt Ruth Krebs, Professorin für Psychologie an der Universität Gent. Bereichsübergreifende Forschung der Psychologie und Neurowissenschaft konnte bereits nachweisen, dass finanzielle Anreize unsere kognitiven Funktionen verbessern können. „Dazu gehört unsere visuelle Aufmerksamkeit, Konfliktlösung und Gedächtnisbildung“, erklärt Krebs. „Doch trotz dieser Beobachtungen verstehen wir noch nicht ganz, wie die Aussicht auf eine Belohnung in die verschiedenen kognitiven Vorteile umgewandelt wird.“ Mit Unterstützung des EU-finanzierten Projekts REMOTIVATE integriert Krebs Verhaltens- und Neurobildgebungsdaten, um ein umfassenderes Verständnis dafür zu erlangen, wie Belohnungssignale die menschliche Kognition beeinflussen.
Herausforderungen meistern
Krebs schätzt, die größte Herausforderung dieses vom Europäischen Forschungsrat unterstützen Projekts sei die Sammlung von Neurobildgebungsdaten kleiner Hirnstrukturen im Dopamin- und Noradrenalinsystem gewesen. „Diese Neurotransmitter spielen eine wesentliche Rolle bei der Verarbeitung von Belohnungen und anderen verhaltensbezogenen Reizen“, sagt sie. Ihr Team hat diese Regionen zwar durch spezialisierte Bildgebungssequenzen isoliert, doch das Signal-Rausch-Verhältnis ist grundsätzlich gering, sodass die erhobenen Daten weniger robust sind als solche aus größeren Gehirnregionen. Trotz dieser Herausforderungen erlangte das Projekt sehr bedeutende Ergebnisse. „Eine unserer wesentlichen Erkenntnisse bestand darin, dass die Aussicht auf eine Belohnung nachteilige Auswirkungen auf die Leistung von Menschen haben kann“, merkt Krebs an. Beispielsweise fanden sie heraus, dass ein Belohnungssignal eine Aktionsreaktion auslösen kann, obwohl diese Person ausdrücklich angewiesen wurde, das Gegenteil zu tun (d. h. eine Vermeidungsreaktion). „Diese Beobachtung kann auf einen evolutionären Nutzen, Belohnungsreize anzuregen, zurückgeführt werden und könnte erklären, warum es so schwierig ist, solchen Ereignissen im Alltag zu widerstehen“, meint Krebs. Das Forschungsteam konnte ebenso aufzeigen, dass soziale Anreize die Leistung von Menschen auf ähnliche Weise beeinflusst – obwohl keine finanziellen Werte damit verbunden sind. „Diese Überschneidung deutet darauf hin, dass die Auswirkungen finanzieller Anreize auf die menschliche Kognition weniger einzigartig sind, als wir bisher angenommen haben“, fügt sie hinzu.
Inspiration für zukünftige Forschung
Insgesamt haben diese Ergebnisse Möglichkeiten für eine lebhafte und kritische Diskussion darüber bewirkt, wie extrinsische Belohnungen das menschliche Verhalten beeinflussen. „Die Auswirkungen von Belohnungen sind nicht nur für die Psychologie und Wirtschaftswissenschaft relevant. Sie wirken sich auch tagtäglich auf die Bildung und Arbeit aus“, so Krebs abschließend. „Ich hoffe, dass unsere Ergebnisse zukünftige Forschung in diesen angewandten Gebieten inspirieren.“ Diesbezüglich hat Krebs bereits neue Forschungsarbeiten begonnen, die sich auf die Rolle der Motivation beim Erreichen von Umwelt- und Nachhaltigkeitszielen konzentrieren.
Schlüsselbegriffe
REMOTIVATE, Wissenschaft, Motivation, Neurobildgebung, extrinsische Motivation, menschliches Verhalten, Psychologie, Neurowissenschaft, finanzielle Anreise, Kognition