Vergleich von Angestelltenverhältnis und Unternehmertum im Homeoffice: unterschiedliche Situation, unterschiedliche Möglichkeiten
Vor allem ging es darum, ob Arbeiten von zu Hause aus allgemein die Lebensgestaltung und das menschliche Wohlbefinden verbessert. Hier enthüllte das Projekt WORKANDHOME(öffnet in neuem Fenster) Unterschiede, je nachdem, ob es sich im Homeoffice um selbstständige Tätigkeit, die Führung eines kleinen Unternehmens oder ein Angestelltenverhältnis handelte. „Wie wir feststellten, verbesserte dass Homeoffice sowohl bei Männern als auch Frauen die Zufriedenheit mit der Freizeitgestaltung “, erklärt Darja Reuschke, Forschungsleiterin des von der Universität Southampton(öffnet in neuem Fenster), Vereinigtes Königreich, koordinierten Projekts. „Allerdings gilt dies eher für Angestellte als für Selbstständige und geht offenbar auf die jeweils unterschiedliche Situation im Homeoffice zurück.“ Das vom Europäischen Forschungsrat(öffnet in neuem Fenster) (ERC) finanzierte Projekt WORKANDHOME untersuchte Trends im Zusammenhang mit Homeoffice bzw. Unternehmertum in Europa und wie dies allgemein die Lebensführung, unternehmerische Tätigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten verändert.
Enormer Wandel
Obwohl das Projekt lange vor der Pandemie startete, zeigte es, wie sich einige dieser Trends veränderten. „In den ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 verachtfachte sich im Vereinigten Königreich die Zahl der im Homeoffice Tätigen auf insgesamt etwa 43,1 %“, so Reuschke. „Die Ergebnisse zeigten auch, dass etwa 9 von 10 Angestellten, die pandemiebedingt im Homeoffice waren, dies bis zu einem gewissen Maße beibehalten wollen. So würden fast 50 % der Befragten gern häufiger oder für immer zu Hause arbeiten.“ „Unternehmen sollten anstreben, ihren Mitarbeitenden dies auch weiterhin zu ermöglichen, da es zum Wohlbefinden beiträgt – insbesondere hinsichtlich erfüllterer Freizeitgestaltung“, ergänzt sie. Indem WORKANDHOME verschiedene Methoden der Datenerhebung kombinierte, konnten Muster und Veränderungen beim Verhalten aufgezeigt werden. Schwerpunkt einer groß angelegten Umfrage in drei britischen Städten (Birmingham, Brighton and Hove, Leeds) war das tägliche Mobilitätsverhalten von Menschen, die im Homeoffice arbeiten. Zur Erhebung der Daten entwickelten die Forschenden eine GPS-Tracking-App, die die Nutzenden zeitgleich auch zum Wohlbefinden befragte. Weiterhin wurden viele sekundäre Datenquellen ausgewertet (Erhebungen oder administrative Daten aus nationalen Statistiken). „Eine interessante Quelle waren hier soziale Medien: Ein Netzwerk aus Freiberuflern recherchierte für uns auf Twitter, wo innerhalb der Städte kreative unternehmerische Aktivitäten stattfanden“, erklärt Projektforscher Jed Long.
Andere Arten von Mobilität statt weniger Mobilität
Ein eher überraschendes Ergebnis der Studie war, dass sich die Alltagsmobilität durch Homeoffice und Selbstständigkeit insgesamt nicht verringerte. „Dies könnte den sogenannten ‚Rebound-Effekt‘ bestätigen, demzufolge Pendeln durch andere Arten von Mobilität (Sport und Freizeitaktivitäten) ersetzt wird, da berufsbedingte Fahrten im Homeoffice natürlich entfallen“, erklärt Long. Seine Empfehlung an die künftige Politik lautet, veränderten Mobilitätsbedürfnissen im Homeoffice mehr Rechnung zu tragen: „Im Management von Verkehrsinfrastrukturen und insbesondere im öffentlichen Nahverkehr muss berücksichtigt werden, dass diese wachsende Bevölkerungsgruppe Verkehrsdienstleistungen anders nutzen wird, um sich gezielter darauf einzustellen.“ Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeitsgruppe waren digitale Tools zur Förderung von Unternehmertum im Homeoffice, was größere geschlechtsspezifische Unterschiede aufzeigte. „Wir gehen davon aus, dass sich zunehmend vor allem Frauen in Kleinstunternehmen und digitalem Unternehmertum profilieren werden, sodass der Fokus auf Strategien liegen sollte, die Frauen im digitalen Unternehmenssektor fördern“, schließt Reuschke.