CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Green Locally Unwanted Land Uses

Article Category

Article available in the following languages:

Umweltfreundliche Umgestaltung zum Nutzen aller Menschen

Eine bahnbrechende EU-finanzierte Studie hat dazu beigetragen, die Gefahr der sozialen Ausgrenzung durch die grüne Gentrifizierung aufzuzeigen. Gleichzeitig hat das Forschungsteam bewährte Verfahren vorgeschlagen, um sicherzustellen, dass alle Bürgerinnen und Bürger an der ökologischen Transformation ihrer Stadt teilhaben können.

Gesellschaft icon Gesellschaft

Projekte zur Stadtbegrünung haben das Potenzial, Stadtteile durch neue Parks, Gärten und Grünanlagen, den Bau von Fahrradwegen und die Neugestaltung von Uferbereichen und anderer Infrastruktur zu verändern. Solche Initiativen fördern die körperliche Betätigung und schaffen neue Räume, in denen man die Natur genießen kann. Außerdem tragen sie dazu bei, die Auswirkungen des Klimawandels zu verringern, indem sie Schatten spenden, Regenwasser absorbieren und andere Ökosystemdienstleistungen bereitstellen. „Ich untersuche diese Initiativen seit 15 Jahren“, erklärt GREENLULUS-Projektkoordinatorin Isabelle Anguelovski von der Autonomen Universität Barcelona und Direktorin des Labors für städtische Umweltgerechtigkeit und Nachhaltigkeit in Barcelona. „Ich beobachtete einen Trend, bei dem eine Gentrifizierung in ehemals benachteiligten Gebieten stattfand, die einen grünen Wandel durchliefen. Die Bevölkerung dort sagte mir: Es wäre wirklich traurig, wenn die Menschen, die sich für Umweltverbesserungen in ihrem Viertel einsetzen, wegziehen müssten, weil sie es sich nicht leisten können zu bleiben.“

Begrünung und städtische Gerechtigkeit

Anguelovski begann, mehr und mehr über neue Begrünungsprojekte und städtische Gerechtigkeit nachzudenken. „Stadtbegrünung schafft einen höheren Immobilienwert“, sagt sie. „Das lockt Investoren und einkommensstärkere Menschen an. Die Gefahr besteht heute darin, dass man, wenn man einen grüneren, klimaresistenteren Bereich schafft, ärmere Menschen in graue, klimatisch weniger begünstigte Viertel verdrängt.“ Dies war der Ausgangspunkt für das vom Europäischen Forschungsrat finanzierte Projekt GREENLULUS, mit dem die Gefahr sozialer Ungleichheit durch grüne Gentrifizierung untersucht werden sollte. Zu Beginn sammelte Anguelovski Daten zur Gentrifizierung aus 40 Städten in Europa und den Vereinigten Staaten, um zu ermitteln, inwieweit die Begrünung dieses Phänomen erklären kann.

Herausforderungen des grünen Wandels im Hinblick auf Gerechtigkeit

Im Rahmen des Projekts wurden auch die Erfahrungen und Wahrnehmungen der Bevölkerung verschiedener Städte, darunter Barcelona, Dublin, Nantes, Washington, Boston und Montreal, darüber gesammelt, wie sich grüne Gentrifizierung manifestiert. Neben der räumlichen Verdrängung berichteten die Bewohner auch, dass sie keinen Zugang zu Grünflächen haben, weil neue Luxuswohnungen im Weg stehen oder weil allen zugängliche kommunale Grünflächen zugunsten von Immobilienprojekten beseitigt werden. Anguelovski konnte in den meisten der von ihr untersuchten Städte einen Zusammenhang zwischen Begrünung und Gentrifizierung feststellen. „Ein weiterer quantitativer Trend ist, dass Städte mit einer grüneren Identität und dem damit verbundenen Ansehen tendenziell höhere Lebenshaltungskosten haben“, fügt sie hinzu. „Je dauerhafter und intensiver die grüne Identität ist, desto teurer ist die Stadt.“

Hilfe für einen gerechteren grünen Wandel

Im Rahmen des Projekts wurden auch politische Instrumente gefunden, die dazu beitragen, dass Menschen beim grünen Wandel nicht auf der Strecke bleiben. „Die erste Art von Maßnahmen zielt auf die Vermeidung von Umsiedlungen ab, beispielsweise durch Grundsteuererleichterungen für die Arbeiterschaft oder durch Steuern auf leere Luxuswohnungen, um Spekulationen zu verhindern“, erläutert Anguelovski. „Eine Besteuerung von Großprojekten kann auch zur Finanzierung von Sozialwohnungen eingesetzt werden.“ Zu den weiteren Instrumenten gehören integrative Bebauungspläne, die zum Beispiel sicherstellen, dass ein bestimmter Prozentsatz der Neubauten in einem bestimmten Viertel für den sozialen Wohnungsbau vorgesehen ist. Die Zonenplanung kann auch genutzt werden, um kommunale Gärten zu schützen. „Die Gestaltung von Parkanlagen gemeinsam mit der Bevölkerung von Anfang an führt ebenfalls zu einer inklusiveren Gestaltung“, merkt Anguelovski an. Projekte zur Stadtbegrünung sind von entscheidender Bedeutung. Wir stehen vor einem Wendepunkt in der Klimakrise, und eine umweltfreundliche Infrastruktur kann eine entscheidende Rolle bei der Abschwächung der Auswirkungen des Klimawandels spielen. Wie dieses Projekt jedoch gezeigt hat, muss dieser Wandel gerecht und mit Rücksicht auf alle Menschen vollzogen werden.

Schlüsselbegriffe

GREENLULUS, Gentrifizierung, städtisch, Begrünung, Ökosystem, Klimawandel, soziale Ausgrenzung

Entdecken Sie Artikel in demselben Anwendungsbereich