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ANTHEM: A Novel Tolerogenic vaccine for the treatment of antibodies in HaEMophilia

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Zielgerichtete Zelltherapien zur Unterdrückung unerwünschter Immunreaktionen

Eine bahnbrechende Technologie bringt den dendritischen Zellen des Immunsystems bei, eine wichtige Therapie für Hämophilie als körpereigenes Produkt zu erkennen und damit eine lebensrettende Behandlung zu ermöglichen.

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Hämophilie A ist die häufigste Form der Hämophilie, einer Gruppe von Erbkrankheiten, welche die Blutgerinnung beeinträchtigen. Typ A wird durch eine unzureichende Konzentration des Blutgerinnungsproteins Faktor VIII verursacht, was zu übermäßigen und langwierigen Blutungen führt, die entweder spontan oder aufgrund eines leichten Traumas auftreten. Der Schweregrad der Erkrankung hängt von der Höhe des Faktor-VIII-Defizits ab. Die Faktor-VIII-Ersatztherapie ist derzeit die Behandlung der Wahl für Menschen, die schwer erkrankt sind. Etwa 30 % der Behandelten beginnen jedoch, neutralisierende Antikörper (Inhibitoren) zu bilden. Das bedeutet, dass ihr Körper die Faktor-VIII-Behandlung nicht mehr als Teil ihres normalen Blutes anerkennt und die Wirkung hemmt. Das schwedische KMU Idogen hat das EU-finanzierte Projekt ANTHEM ins Leben gerufen, um die erste tolerogene Zelltherapie (Erzeugung einer langfristigen Immuntoleranz gegenüber bestimmten Molekülen oder Zellen) des Unternehmens zu entwickeln. Sie zielt auf die Toleranz gegenüber Faktor VIII ab, um eine lebensrettende Behandlung der Hämophilie zu ermöglichen.

Nutzen tolerogener dendritischer Zellen

Die Behandlung von Idogen basiert auf dendritischen Zellen, einer bestimmten Art von weißen Blutkörperchen, die eine wesentliche Rolle bei der Immunität und Immuntoleranz spielen. Sie steuern, dass andere Zellen des Immunsystems erkennen, was in den Körper gehört und was körperfremd ist. Wenn dendritische Zellen Bakterien oder Viren ausgesetzt sind, lösen sie eine Immunreaktion aus und sorgen dafür, dass das Immunsystem nicht die körpereigenen gesunden Zellen angreift. Die dendritischen Zellen, die immunsuppressive Eigenschaften gegen bestimmte Antigene haben und so eine Immunreaktion auf die gesunden Zellen des Körpers verhindern, werden als tolerogen bezeichnet. „Die Technologie von Idogen konzentriert sich auf die Entwicklung tolerogener dendritischer Zellen, die so programmiert sind, dass sie eine Toleranz des Immunsystems gegenüber unseren vorausgewählten Molekülen oder Antigenen anregen. Dies geschieht, indem die dendritischen Zellen ex vivo den Antigenen ausgesetzt werden, gegen die sie eine Toleranz induzieren sollen, und zwar zusammen mit einem firmeneigenen Toleranzinduktor“, erklärt Christina Herder, amtierende Geschäftsführerin von Idogen.

Überwindung von Hindernissen führt zu erweiterten Anwendungen

Frühere präklinische Versuche hatten gezeigt, dass Zebularin – der ursprüngliche Toleranzinduktor des Unternehmens – Wirkung zeigte. Anfang 2019 konnten die nachfolgenden Daten diesen Effekt nicht bestätigen. Daraufhin leitete das Unternehmen eine umfassende systematische Evaluierung alternativer Toleranzinduktoren ein, um eine effektivere Methode zur Erzeugung tolerogener dendritischer Zellen zu ermitteln. „Als Ergebnis haben wir eine neue Methode zur Ausarbeitung der Zelltherapieprogramme des Unternehmens eingeführt. Sie basiert auf einer sorgfältig ausgewählten Kombination von toleranzfördernden Substanzen, die Zebularin ersetzen werden. Die Zelltherapien richten sich jetzt nicht nur gegen Hämophilie (IDO 8), sondern auch gegen Nierentransplantationen (IDO T) und Autoimmunerkrankungen (IDO AID)“, so Herder.

Gute Laborpraxis (GLP), GMP-konforme Herstellung und klinische Versuche

Das Projekt ANTHEM hat dem Team geholfen, die GMP-Protokolle für die Zelltherapie zu erstellen und das für klinische Studien erforderliche GLP-Sicherheitsprogramm durchzuführen. Parallel dazu wurden Protokolle für die klinische Prüfung entwickelt und die Unterlagen vorbereitet, die für die Einreichung des Antrags auf eine klinische Prüfung benötigt werden. Im April 2022 erhielt Idogen die behördliche Genehmigung für die Phase-I/IIa-Studie in Norwegen und Schweden, die in Kürze begonnen wird. Idogens bahnbrechende tolerogene Zelltherapien werden Angriffen des Immunsystems von Betroffenen entgegenwirken – sei es auf therapeutische Wirkstoffe, transplantierte Organe oder körpereigene Zellen und Gewebestrukturen. Sie werden schon bald den Erfolg moderner Therapien unterstützen und ein großes Hindernis aus dem Weg räumen, so dass Menschen mit verschiedenen Krankheiten und Leiden ein gesundes Leben ermöglicht wird.

Schlüsselbegriffe

ANTHEM, dendritische Zellen, tolerogen, Hämophilie, Faktor VIII, Immunsystem, Zelltherapien, Toleranzinduktion, klinische Studie, neutralisierende Antikörper

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