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Map value transformations in a global interconnection. How sensory experiences and cultural interpretations shape concepts of “ethical diamond” and “mining work ethic”.

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Die Menschen wollen Diamanten ... mit gutem Gewissen

Wie moralisch vertretbar ist der Diamantring im Schaufenster? Diese Frage stellen sich aktuell immer mehr Verbrauchende. Doch was genau steckt dahinter?

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Vor zehn Jahren galten ethische Diamanten noch als Nischenprodukt, das man nur über spezielle und teurere Kanäle erhält. Mittlerweile steht die Diamantenindustrie im Rampenlicht und unter dem Druck, dass ihre Diamanten durch faire Bergbaupraktiken gewonnen werden sollen. Lina Armano ist Marie-Skłodowska-Curie-Stipendiatin und Hauptforscherin beim EU-finanzierten Projekt DiaEthic. Sie reiste nach Kanada, um verschiedene Ethik- und Nachhaltigkeitsaspekte der Diamantenindustrie zu erforschen. „Diese Fragen unterstreichen die Notwendigkeit, direkt vor Ort zu untersuchen, wie globale Strategien lokal kommuniziert und verstanden werden“, erklärt sie. DiaEthics setzte bewährte Metriken ein, um die tatsächliche Wirkung von globalen Initiativen zu Nachhaltigkeit und Ethik zu untersuchen.

Graben nach Antworten in Kanada und Italien

DiaEthics forschte in Diamantenminen in den Nordwest-Territorien in Kanada und zwei Juweliergeschäften, welche die kanadischen ethischen Diamanten in Italien verkaufen. Laut Armano sind die Minen in den Nordwest-Territorien in Kanada ein gutes Beispiel. Sie wurden zu dem Zeitpunkt in Betrieb genommen, als die politische Landschaft von Protesten und Bedenken über Blutdiamanten aus Afrika geprägt wurde. Ein Anstieg dieser Art Konsum kann bis in die zweite Hälfte der 1990er Jahre zurückverfolgt werden. Zu dieser Zeit wurden natürliche Ressourcen wie Öl, Edelmetalle, Diamanten und Bauholz aufgrund ihrer angeblichen Rolle bei der Finanzierung der Kriege der Zeit in Aktivismusverbänden und den Medien thematisiert. „Insbesondere Diamanten waren von Anfang an ein hitzig diskutiertes Thema“, erinnert sich Armano. „Das Besondere an den kanadischen Diamanten ist das Ethikzertifikat der Regierung der Nordwest-Territorien. Dieses weist nach, dass die Diamanten dank bestimmter Protokolle mit absolutem Respekt für die Belegschaft und die indigenen Gemeinden, in deren Gebieten die Minen seit 1998 in Betrieb sind, abgebaut werden.“

Die Verbraucherschaft interessiert sich für die Ethik der Bergbaupraktiken

Bei Fragen im Hinblick auf den Verkauf in Italien bemerkt Armano die stereotypische Repräsentation der Verbraucherschaft und der Juwelierinnen und Juweliere. „Das Verkaufsgespräch drehte sich hauptsächlich um die ethische Zertifizierung und die Rückverfolgbarkeit der Diamanten. Das waren wichtige Themen, die das Vertrauen in ein Narrativ stärkten, das sich mit industriellen Praktiken und Sicherheitsprotokollen für die Arbeiterschaft und die Heimatgemeinden rühmt.“ Eines der interessantesten Forschungsergebnisse ist der Nachweis, dass die Nachhaltigkeit und Ethik der Bergbauverfahren für die italienische Verbraucherschaft sowie die Juweliergeschäfte großen Mehrwert darstellt. Im Großen und Ganzen hat DiaEthic die Notwendigkeit unterstrichen, sozial Agierende wie lokale Gemeinden und die Belegschaft zu berücksichtigen. Diese werden in globalen Agenden oder im umkämpften Geschäftsumfeld häufig übersehen. „In diesem Sinne kann das Projekt neue produktive disziplin- und bereichsübergreifende Debatten anstoßen, um neue kognitive und kulturelle Kategorien zu schaffen, die auch zur Mobilisierung neuer strategischer Leitung sinnvoll sind“, meint Armano. Somit hat DiaEthik die Instrumente ausgearbeitet, mit denen die Komplexität und Unsicherheit bewältigt werden können, die diese historische Phase ausmachen. Dabei kommen auch die unterschiedlichen Weltanschauungen der verschiedenen sozial Agierenden zum Tragen. „Ich denke, dass das Projekt auf lange Sicht, dank der durch diese Forschung entwickelten Instrumente, ein stärkeres Bewusstsein für die vielfältigen und spontanen Interaktionen zwischen den Parteien fördert, die entlang der Lieferkette zwischen globalen und lokalen Verbindungen aufkommen“, schließt Armano. In den nächsten Schritten wird Armano sich auch mit Herausforderungen bezüglich Klimawandel, dem Verlust der biologischen Vielfalt und der Ausbeutung von Arbeitskräften beschäftigen.

Schlüsselbegriffe

DiaEthic, Diamanten, Minen, Kanada, Italien, ethisch

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