Zurück an den Absender: wiederverwendbare Verpackungen zur Vermeidung von Verpackungsmüll im Versandhandel
Im Durchschnitt werden in Europa pro Kopf jährlich etwa 180 kg Verpackungsmüll(öffnet in neuem Fenster) erzeugt. Mit der Zunahme des Online-Handels dürften diese Zahlen noch steigen – es sei denn, es bieten sich umweltfreundlichere Versandoptionen. Das EU-finanzierte Projekt Reuse-as-a-Service demonstrierte eine kosteneffiziente Strategie, um im großen Maßstab Einwegverpackungen zu ersetzen. Mit RePack(öffnet in neuem Fenster) können im Einzel- und Online-Handel Produkte so versendet werden, dass sich die Verpackung problemlos zurücknehmen lässt.
Globales System
Zusammen mit ihren Partnern testete die Projektgruppe Nutzungsfreundlichkeit, Skalierbarkeit und Verbraucherakzeptanz bei verschiedenen Arten der Rücknahme. Der üblichste Weg ist der Postversand: „RePack-Versandtaschen könnten weltweit per Briefkasten zurückgegeben werden“, erklärt Jonne Hellgren, Gründer und Geschäftsführer von RePack. Die Taschen verschiedener Größen sind zusammenfaltbar und passen damit in jeden herkömmlichen Briefkasten. Nach Empfang reinigt RePack die Versandtaschen und sendet sie an das Partnerunternehmen zurück. Da die Rücksendung über Postfächer und Büros erfolgt, kann RePack global und ohne teure Infrastruktur agieren. Der größte Nachteil ist bislang der Kostenfaktor, da kein günstiger Massenversand möglich ist.
Rentabilität
„Deshalb sind neue Möglichkeiten für die Rückgabe gefragt, z. B. in Rücknahmestellen, die Hunderte RePacks sammeln, was die Einzelkosten pro Versand senkt“, so Hellgren. Zusammen mit Partnerunternehmen wie dem deutschen Kaffeehändler Tchibo und dem spanischen Bekleidungskaufhaus Oysho, das zur Inditex-Gruppe gehört, testete RePack eine neue Rückgabemethode. Damit wäre die Rücknahme von leeren Versandtaschen und Retouren in jedem physischen Geschäft möglich, das die Marke führt, was günstiger ist als der Postversand. RePack arbeitete hierfür mit mehreren Markenherstellern und Online-Händlern wie Royal Canin, Zalando und Otto zusammen, und mit Oysho wurden bereits kommerzielle Vereinbarungen in mehreren europäischen Ländern getroffen. Die Verbraucherresonanz war überaus positiv. Bei Tchibo etwa lag die Rücknahmequote bei mehr als 80 %. Ob die Kosten für die Rücksendung der Taschen an Endverbrauchende weitergegeben werden, läge jeweils im Ermessen des Händlers. Oysho beispielsweise führte einen Pfand von 4,95 Euro ein, der nach Rückgabe der Verpackung erstattet wird. Andere Unternehmen bieten Anreize wie Gutscheine oder Treuepunkte.
Nachhaltigkeit als Verkaufsargument
Größter Anreiz ist die Umweltfreundlichkeit. Eine Umfrage der International Post Corporation(öffnet in neuem Fenster) aus dem Jahr 2019 ergab, dass 60 % aller Befragten Wert auf nachhaltige Verpackungen im Online-Handel legen und 50 % bereit sind, für diesen Service einen Aufpreis zu zahlen. Eine von der Initiative Fashion for Good(öffnet in neuem Fenster) beauftragte Studie aus dem Jahr 2021 ergab, dass die CO2-Bilanz wiederverwendbarer Verpackungen um bis zu 82 % geringer ist als bei Einweg-Kunststoffverpackungen. Bei Einweg-Pappkartons ist der CO2-Fußabdruck noch höher, da sie groß und schwer sind und durch den Transport zusätzliche Emissionen verursachen. Außerdem fallen bei Mehrweg-Versandtaschen 87 % weniger Kunststoffabfall an, unabhängig vom Recyclinganteil der Kunststoffverpackungen. Die aus recyceltem Polypropylen hergestellten RePack-Taschen sind eine sehr nachhaltige Alternative zu Einweglösungen und erfüllen die Erwartungen von Verbrauchenden, aber auch Unternehmen, die einen Beitrag zum Umweltschutz leisten wollen. Allerdings war es nicht einfach, Markenhersteller und weitere potenzielle Partner wie Logistikunternehmen von der langfristigen Übernahme der Lösung zu überzeugen, räumt Hellgren ein. „Ein Wendepunkt könnte hier der jüngste Vorschlag der Kommission zur Vermeidung abfallintensiver Verpackungen(öffnet in neuem Fenster) sein“, schließt er. Dem Vorschlag zufolge soll der Anteil wiederverwendbarer Verpackungen im Online-Handel bis 2030 mindestens um 10 % und bis 2040 um 50 % gesteigert werden.
Schlüsselbegriffe
Reuse as a Service, RePack, Wiederverwendung, Verpackung, Online-Handel, Retouren