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Plant foods in human evolution: Factors affecting the harvest of nutrients from the floral environment

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Warum unsere Urahnen wahrscheinlich lieber Blattsalat statt eines saftigen Mammutsteaks aßen

Forschende untersuchen den möglichen Einfluss der pflanzlichen Ernährung unserer Urahnen auf unser heutiges Essverhalten.

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Ist unsere Nahrungsmittelwahl von den Ernährungsgewohnheiten unserer urzeitlichen menschlichen Vorfahren geprägt? Zur Beantwortung dieser Frage wertete das EU-finanzierte Projekt HARVEST archäologische Funde eingehend aus. „Wir untersuchten die Ernährung in der Vergangenheit und hofften so, die Zusammenhänge unserer Ernährungsentscheidungen heute besser zu verstehen“, sagt Amanda Henry, Professorin an der Universität Leiden und Hauptforscherin des Projekts. Besonderes Interesse galt dabei der Bedeutung von Pflanzen bei den urzeitlichen Ernährungsgewohnheiten. „Obwohl pflanzliche Nahrungsmittel den Großteil der Ernährung der meisten Menschen ausmachen, blieb die potenziell wichtige Rolle dieser Nahrungsmittel in der menschlichen Evolution lange Zeit unberücksichtigt“, fügt Henry hinzu.

Unseren Urahnen auf den Zahn gefühlt

Woher wissen wir, dass Hominini vermutlich lieber Blattsalat statt eines saftigen Mammutsteaks aßen? „Bei der Analyse des Zahnsteins in Überresten urzeitlicher Hominini fanden wir Pflanzenreste und andere Rückstände“, erklärt Henry. Zudem stellten die Forschenden bei der Untersuchung von Zähnen aus den gesamten evolutionsgeschichtlichen Funden eine gewisse Schwankung beim Pflanzenverzehr fest – die mit der Nutzung des Feuers verknüpft sein könnte. „Eine wichtige Entdeckung ist, dass die Verwendung von Feuer zum Kochen, die häufig mit dem Garen von Fleisch in Verbindung gebracht wird, eigentlich ziemlich schwierig war. Das könnte erklären, warum Zeugnisse seiner Nutzung erst aus verhältnismäßig junger Zeit stammen“, erklärt Henry.

Vorteile über die Ernährung hinaus

Das vom Europäischen Forschungsrat unterstützte Projekt befasste sich außerdem damit, welche Pflanzen in der Urgeschichte verzehrt worden waren und warum. „Die Vorteile der pflanzlichen Ernährung der Hominini lagen nicht nur darin, dass sie so über bestimmte Pflanzen wichtige Nährstoffe wie Kohlenhydrate, Ballaststoffe und Vitamine aufnahmen, ihr Nutzen ging womöglich über die Ernährung hinaus“, sagt Henry. Die Forschenden von HARVEST kamen bei ihrer Arbeit beispielsweise zu dem Schluss, dass das Sammeln essbarer Wildpflanzen nicht einfach war, sondern vielmehr erheblicher Anstrengung bedurfte – die in manchen Fällen die für das Jagen überstieg. Möglicherweise beeinflusste dies die Bildung sozialer Gruppen sowie die Arbeitsteilung.

Grenzen verschieben

Laut Henry haben diese Ergebnisse neben allen im Rahmen des Projekts entwickelten Daten und Instrumenten die Grenzen unseres Wissens über die Nutzung von Pflanzen im Laufe der Menschheitsgeschichte verschoben. „Dieses Projekt hat die Sichtbarkeit der Ernährung als Treibstoff der menschlichen Evolution erhöht“, so Henry abschließend. „Es hat zudem verdeutlicht, warum wir Ernährung als Ganzes – einschließlich Pflanzen – verstehen müssen, wenn wir diese evolutionären Zusammenhänge herstellen.“ Henrys Arbeit an dem Projekt hat auch zu ihrer eigenen beruflichen Entwicklung beigetragen: Das bei der Leitung des Projekts Gelernte setzt sie nun in ihrer neuen Funktion als leitende Forschungsdirektorin an der archäologischen Fakultät der Universität Leiden ein – eine Funktion, in der sie ihre Untersuchungen zu Ernährungsveränderungen in der Evolution des Menschen wahrscheinlich fortsetzen wird.

Schlüsselbegriffe

HARVEST, Nahrung, Nahrungsmittel, pflanzliche Ernährung, pflanzliche Nahrungsmittel, Evolution, menschliche Evolution, Hominini, Jagen, Ernährung, Archäologie

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