Bessere chirurgische Entscheidungsfindung dank virtuellem Augenmodell
Myopie(öffnet in neuem Fenster), besser bekannt als Kurzsichtigkeit, ist ein Brechungsfehler im Auge, durch den entfernte Objekte nicht klar sichtbar sind. Meist werden Brillen oder Kontaktlinsen zur Korrektur verwendet, doch refraktive Chirurgie wird immer beliebter. „Aktuell gibt es jedoch keine Standardmethode, um zu bestimmen, welcher Eingriff in einem bestimmten Fall am besten geeignet ist“, sagt das Projektmitglied bei VEMoS(öffnet in neuem Fenster), Alejandra Rodríguez von Vissum(öffnet in neuem Fenster) in Spanien. „Durch diese mangelnde Standardisierung steigt das Risiko kurz- und langfristiger schädigender Wirkungen wie einem trockenen Auge, verminderter Nachtsichtfähigkeit oder sogar geringerer Sehschärfe als vor der Behandlung. In einigen Fällen sind weitere Eingriffe erforderlich, um die gewünschte Sehschärfe zu erreichen.“
Individuelle Sichtsimulationen vor dem Eingriff
Im VEMoS-Projekt sollte dieses Problem gelöst werden, indem eine präoperative Bewertung entwickelt wird, um die Sehbehinderung besser zu behandeln. „Wir wollten eine Komplettlösung erstellen, mit der in Kombination mit neuer Software ein virtuelles Modell des Auges erstellt werden kann“, erklärt Rodríguez. „So können mögliche Operationsergebnisse nachgebildet und datengestützte klinische Entscheidungen zum Eingriff gefällt werden.“ Dabei entstanden Technologien wie ein Topograph zur Analyse körperlicher Merkmale und ein Freifeldaberrometer zur Messung der optischen Aberrationen im Auge. Diese wurden zu einer Komplettlösung kombiniert und entsprechende Software entwickelt. „Die Hornhauttopographien und biometrischen Augenmessungen können exportiert werden“, berichtet Rodríguez. „Mit der Software wird dann ein individuelles virtuelles Modell des Auges rekonstruiert.“ Die aktuelle Sehschärfe wird graphisch dargestellt, sodass verschiedene Szenarien simuliert werden können. Der Grundgedanke ist, dass so fundierte Entscheidungen vor dem Eingriff möglich sind.
Leichtere Datenerhebung mit Software
Neben den Augenmessungen für dieses virtuelle Augenmodell wird auch die Datenerhebung für klinische Versuche mit der Software leichter. Mehrere Betroffene wurden für einen klinischen Versuch angeheuert, um den Prototyp des VEMoS-Systems zu testen. „Die klinischen Studien fanden im Uniklinikum Aarhus(öffnet in neuem Fenster) in Dänemark, an der Universität Coimbra(öffnet in neuem Fenster) in Portugal und bei Vissum in Spanien statt“, fügt Rodríguez hinzu. Anschließend wurden Daten von unbehandelten Personen und von Betroffenen, die sich refraktiver oder Kataraktchirurgie unterzogen haben, extrahiert und analysiert. „So konnten wir die Genauigkeit der biometrischen Parameter aus der VEMoS-Vorrichtung(öffnet in neuem Fenster) prüfen und die Ergebnisse aus den Simulationen der Software verifizieren“, erklärt Rodríguez.
Personalisierte klinische Entscheidungshilfe
Aus den Ergebnissen geht hervor, dass die VEMoS-Innovation eine personalisierte klinische Entscheidungshilfe basierend auf individuellen Augenmessungen sein kann. So können Vorhersagefehler und Komplikationen vermieden werden und das medizinische Personal erhält Informationen mit Mehrwert. „Die Tests vor dem Eingriff sind enorm wichtig, um geeignete Personen für refraktive Eingriffe zu bestimmen und das optimale Verfahren auszuwählen, um Komplikationen zu vermeiden“, so Rodríguez. „Jetzt soll diese innovative Lösung für die Entscheidungsfindung zur refraktiven Chirurgie auf den Markt gebrach werden, um die Art zu revolutionieren, wie Operationen durchgeführt werden, und die Ergebnisse für Betroffene zu verbessern.“ Als nächstes werden weitere Analysen zur Vergleichbarkeit und Wiederholbarkeit mit mehr Betroffenen durchgeführt. Das erlaubt einen breiteren und umfassenderen Blick auf den Fortschritt, um die Software so weiterzuentwickeln.