Untersuchung der politischen Machtdemonstrationen im Europa der Frühen Neuzeit
Beeindruckende politische Machtdemonstrationen waren ein charakteristisches Merkmal des frühneuzeitlichen Europas, der Zeit zwischen der Renaissance im 16. und der Französischen Revolution im späten 18. Jahrhundert. „Diese Darstellungen politischer Autorität waren eine Staatsangelegenheit, um zu zeigen, wer das Sagen hatte, genau wie heute“, sagt der Koordinator des Projekts RISK(öffnet in neuem Fenster), Alessandro Metlica von der Universität Padua(öffnet in neuem Fenster) in Italien. „Zu den audiovisuellen Ausdrucksformen gehörten damals Schriftstellerei, Musik, Performance und bildende Kunst. Es wurden auch technische Hilfsmittel wie Rauch, Fontänen und Feuerwerkskörper eingesetzt, um eine Art Multimedia-Erlebnis zu schaffen.“
Politische Macht in Republiken und Monarchien
Metlica stellt fest, dass bei der modernen Betrachtung bei europäischer Macht der Frühen Neuzeit eher das Bild der absoluten Monarchie im Kopf entsteht. Man könnte an die prunkvollen Gärten von Versailles oder die überbordenden Porträts von Ludwig XIV. denken. Zudem konzentriert sich die Forschung ausschließlich auf den monarchischen Kontext. Dabei wird jedoch außer Acht gelassen, dass es im Europa der Frühen Neuzeit auch eine kleine Anzahl von Republiken gab. Dazu gehörten die italienischen Republiken Venedig, Genua und Lucca sowie Ragusa im südlichsten Kroatien und die Niederländische Republik. „Die politischen Persönlichkeiten in diesen Republiken hatten weder ein göttliches Recht zu herrschen, noch eine absolutistische Macht“, sagt Metlica. „Deshalb konnten sie sich nicht wie monarchische Oberhäupte kleiden.“ Im vom Europäischen Forschungsrat(öffnet in neuem Fenster) finanzierten Projekt RISK wurde der Frage nachgegangen, ob politische Macht in Republiken unterschiedlich zum Ausdruck kam und ob sich Republiken und Monarchien in der Art und Weise, wie Macht dargestellt wurde, gegenseitig beeinflussten.
Fachwissen in den Bereichen Literatur, Theater und Kulturgeschichte
Zu diesem Zweck brachte RISK eine interdisziplinäre Gruppe zusammen, deren Fachgebiete von Literatur und Theater bis hin zur Kulturgeschichte reichen. Der Gruppe gehörten fünf Promovierte und zwei Promovierende an. Das Projektteam untersuchte archivierte republikanische Darstellungen der Staatsgewalt. Dazu gehörten Texte und Bilder, wie Gedichte, Festbücher, Bürgerreden, Gemälde und Stiche. „Es war wichtig, dass wir als Gruppe zusammenarbeiteten“, so Metlica. „Wir untersuchten viele verschiedene Quellen und Archivdokumente in Sprachen wie Latein, Italienisch, Niederländisch und Altkroatisch. Wir benötigten zudem Englisch und Französisch, um einen Vergleich zur politischen Macht in Monarchien zu ziehen.“
Identifizierung nationaler Besonderheiten und umfassenderer Gemeinsamkeiten
Diese Forschungsarbeiten wurden dann integriert und die Ergebnisse verglichen, um nationale Besonderheiten und Gemeinsamkeiten zu ermitteln. „Wir entdeckten, dass es zu dieser Zeit eine tiefgreifende Kommunikation zwischen den verschiedenen Lebenswelten in Europa gab“, sagt Metlica. „Politische Strategien wurden innerhalb eines breiteren europäischen Kultursystems geteilt.“ Metlica ist der Ansicht, dass dies die Vorstellung infrage stellt, das frühneuzeitliche Europa sei eine Ära binärer Gegensätze gewesen: Monarchie versus Republik, Absolutismus versus Aufklärung, Königshof versus Öffentlichkeit usw. „Wir erkannten, dass die Situation eher einem Mosaik aus verworrenen Ideen glich“, sagt er. Metlica ist auch der Meinung, dass das Projekt den Wert einer vergleichenden Studie gezeigt hat. „Um zu verstehen, was in Versailles geschah, muss man betrachten, was damals in Venedig geschah“, fügt er hinzu. „Die unterschiedlichen kulturellen Wurzeln, Sprachen und Kulturen Europas beeinflussten sich gegenseitig stark.“
Schlüsselbegriffe
RISK, politisch, Monarchien, Republiken, Literatur, Geschichte, Kultur