Auf dem Weg zur digitalen Mammographie
Statistisch gesehen, gehört Brustkrebs zu den häufigsten Todesursachen bei Frauen im Alter zwischen 35 und 50 Jahren. So wird in der EU alle zweieinhalb Minuten ein neuer Fall von Brustkresb diagnostiziert, und alle sechseinhalb Minuten stirbt eine Frau an den Folgen dieser Erkrankung. Um diese hohen Mortalitätsraten zu senken, bedarf es einer zuverlässigen Früherkennung, weshalb die meisten Länder der westlichen Welt inzwischen Programme zur Mammographie-Reihenuntersuchung implementiert haben. Diese regelmäßigen Reihenuntersuchungen haben den Anteil der tödlich verlaufenden Brustkrebserkrankungen nachweislich um rund 30% verringert. Bei den heute durchgeführten Mammographie-Reihenuntersuchungen werden Filmverfahren angewandt, was mit zahlreichen Nachteilen verbunden ist, wie z.B. zeitintensive Bildübertragung und Bilddarstellung, was das Interpretieren des Films zu einer sehr ressourcenintensiven Angelegenheit macht. Hinzu kommt, dass für regelmäßige Untersuchungen dieser Art große Mengen an Filmmaterial benötigt werden, was diese Verfahren sowohl vom Material- als auch vom Entwicklungsaufwand her sehr kostspielig macht. Alternativ dazu bieten die derzeit entstehenden Technologien zur digitalen Mammographie gute Perspektiven zu einer weiteren Steigerung der Effizienz und Effektivität von Brustkrebs-Reihenuntersuchungen. Allerdings erfordert der Übergang von der filmbasierten zur digitalen Mammographie eine geeignete Betriebsumgebung zum Lesen von Softcopies und zum Auswerten der Aufnahmen. Im Projekt SCREEN (für "Soft-Copy REading ENvironment") wurde daher ein Prototyp für ein System zum Lesen von datenintensiven Softcopies (SCR-System) entwickelt, das in der Lage ist, filmbasierte Aufnahmen in Reihenuntersuchungen zu ersetzen. Ein computergestütztes Auswertesystem wurde integriert, um Radiologen bei der Aufspürung von Läsionen und sonstigen Abnormalitäten, insbesondere Mikrokalkablagerungen, die mitunter das einzige sichtbare Indiz für Krebserkrankungen sein können, wirkungsvoller zu unterstützen. Das System kann sehr große Datenmengen effektiv verarbeiten - immerhin kann eine einzige digitale Mammographie-Aufnahme einen Datenumfang in der Größenordnung von 60MB umfassen und aus 4800x6000 Pixeln bestehen, was zu einer Bilddatenkapazität von 0,25GB pro Patientin führt. Durch Anwendung der Technologie zum Lesen der Bilddaten und zur computergestützten Auswertung kann der Radiologe pro Stunde mehr als 150 Frauen untersuchen. Computerunterstützte Trainingssysteme und automatische Warnung können menschliche Fehler vermeiden helfen. Anwendungsmöglichkeiten für dieses System gibt es nicht nur in Krankenhäusern und Kliniken, Brustkrebs-Vorsorgezentren und auf Mammographie spezialisierten Arztpraxen, sondern auch bei Herstellern von digitalen Mammographiegeräten oder anderen hochauflösenden Displaysystemen, wie sie in der Medizin, der Luftfahrt oder der Wehrtechnik eingesetzt werden. Derzeit wird die Übernahme der SCREEN-Technologie im IST-Projekt SCREEN-TRIAL untersucht.