Erforschung der Ursachen von Gedächtnisverlust
Dabei ist das Wissen um anatomische und biophysikalische Merkmale der Gedächtnisbildung bzw. Vorgänge, die auf molekularer Ebene ablaufen, noch recht lückenhaft. Man weiß auch kaum etwas darüber, wie sich Älterwerden auf neuronales Lernen und Erinnerungsvermögen auswirkt. Das EU-finanzierte Projekt ANAMNISIS (Computational modeling and physiological studies of neural form and function in the aging brain) untersuchte altersbedingte Effekte auf zelluläre Eigenschaften und die Fähigkeit des Hippocampus und neokortikaler Zellen, Informationen zu verarbeiten. Kombiniert wurden hierfür elektrophysiologische Analysen und Modellierungsansätze. Zur Auswertung elektrophysiologischer Messungen, in denen die Eigenschaften pyramidaler Neuronen bei jungen und älteren Menschen charakterisiert werden sollten, wurden entsprechende Softwareprogramme entwickelt. Anhand der gewonnenen Daten konnten Modelle von pyramidalen Neuronen weiterentwickelt werden. Pyramidale Neuronen sind pyramidenförmige Zellkörper im Vorderhirn, die in hohem Maße an komplexen kognitiven Funktionen beteiligt sind. Untersucht wurde im Detail, wie sich morphologische Veränderungen auf spezifische Eigenschaften bestimmter pyramidaler Neuronen bei älteren Menschen auswirken. Hauptziel von ANAMNISIS war die Gewinnung anatomischer und biophysikalischer Daten als Basis für Simulationsexperimente, die klären sollen, wie sich Alterungsprozesse auf Erregbarkeit und integrative Eigenschaften von Neuronen im Hippocampus und im Neokortex auswirken. Vor allem sollte das Projekt neue Erkenntnisse zu den Mechanismen beitragen, die in entscheidender Weise die integrativen Eigenschaften von Dendriten beeinflussen. Fortschritte in diesem Bereich könnten neue medizinische Interventionsstrategien hervorbringen, um Gedächtnisverlust im Alter zu minimieren.