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Feature Stories - Von Kopernikus über Curie bis in die Jetztzeit: Polens glorreiche Ahnentafel der Wissenschaft

Forscher wie Nikolaus Kopernikus und Marie Curie haben Polen weit über die Grenzen hinaus den Ruf bahnbrechender wissenschaftlicher Arbeit auf den unterschiedlichsten Gebieten wie Physik, Mathematik und Chemie bis hinein in die Bio- und Informationstechnologie eingetragen. Auch und gerade heutzutage ist die moderne Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) Inspiration für eine neue Generation polnischer Wissenschaftler aus den verschiedensten Bereichen, angefangen bei modernen Fahrerassistenzsystemen und der Quanteninformationsverarbeitung, weiter über ontologiebasierte Software bis hin zu Projekten zur Gestaltung des Internets der Zukunft.

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Als wahrer Denker und Visionär der Renaissance begründete Nikolaus Kopernikus zu einer Zeit, als nur die wenigsten Europäer lesen und schreiben konnten, astronomische, mathematische, physikalische und sogar ökonomische Theorien. Sein Meisterwerk "De Revolutionibus Orbium Coelestium" (deutsch: Über die Umschwünge der himmlischen Kreise)führte das damals revolutionäre heliozentrische Weltbild des Sonnensystems ein, gemäß dem sich die Erde um die eigene Achse dreht und um die Sonne bewegt. In seinen "Denkschriften über das Münzwesen" erkannte Kopernikus die Doppelfunktion des Geldes als Maßstab der Preise und Zirkulationsmittel, wobei auch unsere Gesellschaft mit dem Widerhall dieser Erkenntnis zu leben hat. Marie Skłodowska Curie, geboren 1867 in Warschau, gelang es, alte Regeln zu brechen und eine Karriere als Wissenschaftlerin und Buchautorin zu leben. In einer von Männern dominierten wissenschaftlichen Welt erhielt sie nicht nur einen, sondern zwei Nobelpreise - 1903 für Physik und 1911 für Chemie. Ihr verdanken wir das grundlegende Wissen über die Radioaktivität. Und ihre Tochter Irène konnte 1935 der Trophäensammlung der Familie einen weiteren Nobelpreis hinzufügen. Marie Curie war eine inspirierende Entdeckerin und ist für alle Forscherinnen und Forscher ein wahres Vorbild. Polnische Forscher gehören getreu dem Vermächtnis von Persönlichkeiten wie Kopernikus und den Curies bis zum heutigen Tag zu den hellsten Köpfen Europas. Viele nehmen an Projekten teil, die an den Grenzen künftiger Netze rütteln: 4WARD , EURO-NF und EUWB . Erst vor kurzem fand in Poznan, Polen, die Future Internet Assembly (FIA) statt. Die Future Internet Assembly ist Resultat der Zusammenarbeit zwischen EU-finanzierten Projekten, welche im Dienste der Aufwertung des europäischen Beitrags zum Internet der Zukunft stehen, um Europas Wettbewerbsfähigkeit auf dem globalen Markt zu erhalten. Diese Konferenz und andere Veranstaltungen wie etwa die ministerielle eGovernment-Konferenz "Borderless eGovernment Services for Europeans" am 17. - 18. November 2011 finden unter der Schirmherrschaft der Polnischen Präsidentschaft des Rates der Europäischen Union statt und unterstreichen die Bedeutung einer gemeinsamen Informationsgesellschaft in Europa. Eine Vernunftehe Die in Krakau ansässige Firma Comarch koordinierte als führende Kraft das von der EU finanzierte Projekt "Marrying ontology and software technology" (MOST), das sich das semantische Web zunutze macht, um die Softwareingenieure dabei zu unterstützen, unter Einsatz von Web Ontology Language (OWL) besseren, kundenangepassteren Code zu modellieren und zu entwickeln. Ontologien werden etwas rätselhaft als "explizite formale Spezifikation einer Konzeptualisierung" beschrieben, was im Grunde eine formale Spezifikation eines Programms - die Konzepte und Beziehungen innerhalb der Software - meint. Das MOST-Projekt, das Anfang dieses Jahres endete, konnte in rund drei Jahren etliche Tools fertigstellen, die die Softwareentwicklung anschieben sowie Qualität und Markteinführungzeit mit dem Ziel verbessern, einen Beitrag dazu zu leisten, dass Europa global wettbewerbsfähig bleibt. Zu den entwickelten Instrumente gehören unteren anderem DEFT ("Development environment for self-updating documentation"), TwoUse ("Integrated modelling with UML and OWL2") und OWL text ("Syntax- and semantics-enabled meta-modelling"). TwoUse überbrückt zum Beispiel die Lücke zwischen dem semantischen Web und der modellbetriebenen Entwicklung. Es setzt die aktuellen Standards (OMG und WC3) für Softwaredesign, Codegenerierung und OWL Ontology Engineering um. Das TwoUse-Video zeigt das Tool voll in Aktion, wobei eine clevere (und lustige) Ontologie für Pizzas vorgeführt wird. Die kreative und starke Führung durch Comarch wurde im vergangenen Jahr honoriert: MOST erhielt einen SPRERS-Preis für Forschung in neuen Mitgliedstaaten, die an auf Software-Services konzentrierten EU-IKT-Programmen beteiligt sind. Quantenrauschen Die polnische Meisterschaft im Forschen hinterließ überdies ihre Spuren in einem Projekt auf dem Gebiet der Quanteninformationsverarbeitung. Das EU-finanzierte Corner-Projekt ("Correlated noise effects in quantum information processing") wurde von der Nikolaus-Kopernikus- Universität Thorn koordiniert. Möglicherweise bat ja das Team den Namenspatron ihrer Uni um einen Geistesblitz? Das Corner-Projekt gehört zu FET House: einer Web-Anwendung des Programms "Zukünftige und aufkommende Technologien" der EU-Kommission. "Zu einem Signal - jedem Signal - gehört zwangsläufig ein Rauschen, ein gewisses Maß an Ungenauigkeit, das keine Information beinhaltet und sogar die zugrunde liegenden Daten durcheinanderbringen kann", wie man bei FET House schreibt. Und in der Welt der Quanten zeigt das Problem des Rauschens eine um so größere Wirkung. Die in Corner geleistete Forschungsarbeit zum besseren Verständnis der Probleme des jedem Quantensystem innewohnenden Rauschens könnte die Wissenschaftler eines Tages dabei unterstützen, reale physikalische Quanten-Computing-Plattformen zu errichten, die eine sichere Kommunikation, verbesserte Präzisionsinstrumente sowie größere Chancen eröffnen, exotische Materialien wie Supraleiter zu modellieren und zu verstehen. Kopernikus wäre wohl stolz, dass in seinem Namen derart ehrgeizige theoretische Forschung betrieben wird! Gute Partner Einem Projekt können durch gute Führung großartige Ergebnisse entlockt werden. Aber auch eine "gute Partnerschaft" ist kostbar - ihr Wert sollte niemals unterschätzt werden. Polnische Teams leisteten bemerkenswerte Beiträge zu IKT-Forschungskonsortien, die der EU beim Lösen einiger sehr schwieriger Probleme zur Seite standen. Sie arbeiteten am Rosatte-Projekt ("Road safety attributes exchange infrastructure in Europe") mit, wozu die polnische Abteilung von Tele Atlas gehört, ein Unternehmen für digitale Karten, Navigation und ortsgebundene Dienstleistungen, das 2008 von TomTom gekauft wurde. Die auf Tele Atlas beruhenden Erfahrungen mit Fahrzeug-Navigationssystemen trugen zum Gelingen der Rosatte-Mission bei und gewährleisten eine effizientere und sicherere Datenlieferkette von den Behörden an kommerzielle Kartenanbieter. Das Projekt wirkt an der EU-Initiative "ICT for intelligent vehicles" mit, das unter anderem das Ziel hat, die Anzahl der Verkehrstoten in Europa durch den Einsatz von "erweiterten Fahrerassistenzsystemen" (Advanced driver assistance systems, ADAS) zu reduzieren. Die Technische Universität Warschau steuerte innerhalb eines weiteren Beispiels guter Partnerschaft Kompetenz in Sachen Physik und Chemie für das EU-finanzierte Facess-Projekt ("Flexible autonomous cost-efficient energy source and storage") bei. Da IKT immer mehr Verbreitung finden, kämpfen die Wissenschaftler um die Entwicklung effizienterer Elektronik sowie neue Wege, Energie zu erzeugen, zu speichern und einzusparen. Facess zielte darauf ab, "effiziente organische Solarzellen und Dünnschichtbatterien auf flexiblen Substraten unter Nutzung handelsüblicher Materialien und kostengünstiger Rolle-zu-Rolle-Verfahren in Massenproduktion herzustellen". So forscht man zum Drucken energiesparender Elektronik mit Solarzellen auf biegsame Materialien oder Folien, die in vielen Anwendungen einsetzbar sind. Die Technische Universität verschrieb sich dabei der gründlichen Forschung auf Systemebene zum Projektaspekt der gedruckten Lithiumbatterien. "Diese Art von Energiequellenkonzeption hat ein gewaltiges Potenzial, in verschiedene kostengünstige großflächige Elektronikanwendungen wie etwa Poster, drahtlose Tastaturen und großflächige Sensornetzwerke integriert zu werden", berichtete man innerhalb des Projekts, das im Frühjahr dieses Jahres abgeschlossen wurde. Die Entwicklung von Synergien und Zusammenarbeit zwischen Elektronikunternehmen und der Druckindustrie gilt als ein wichtiges Ergebnis des Projekts. Im Geiste von Kopernikus bis Curie und darüber hinaus: Betrachtet man die aktuelle Ausbeute aus gesamteuropäischen Forschungsprojekten, an denen die besten Teams des ganzen Kontinents beteiligt sind, so können noch mehr polnische Wissenschaft und Technik nur gut für Europa sein! Sämtliche in diesem Artikel erwähnten Projekte wurden innerhalb des Siebten EU-Rahmenprogramms für Forschung (RP7) zum Thema IKT finanziert. Weitere Informationen zur Projektfinanzierung und zu Instrumenten finden Sie im Projektdatensatz (siehe nützliche Links). Nützliche Links: - "Architecture and design for the future internet" - 4WARD-Projektdatensatz auf CORDIS - "Anticipating the Network of the future - from theory to design' project" - EURO-NF-Projektdatensatz auf CORDIS - "Coexisting short range radio by advanced ultra-wideband radio technology" - EUWB-Projektdatensatz auf CORDIS - "Marrying ontology and software technology' project" - MOST-Projektdatensatz auf CORDIS - "Correlated noise effects in quantum information processing" - Corner-Projektdatensatz auf CORDIS - "Road safety attributes exchange infrastructure in Europe" - Rosatte-Projektdatensatz auf CORDIS - "Flexible autonomous cost-efficient energy source and storage" - Facess-Projektdatensatz auf CORDIS Weiterführende Artikel: - Zuhause, im Auto und über den Wolken: drahtlose Datenübertragung im Gigabitformat