Moderne Technologie ergänzt traditionelle indische Medizin
Ayurveda – eine traditionelle indische Heilkunst – verwendet vorrangig Pflanzenextrakte zur Heilung von Krankheiten. In den medizinischen Kräutern finden sich natürliche bioaktive Moleküle, so genannte phytochemische Substanzen. Obwohl deren Vorteile schon vielfach belegt sind, hat die ayurvedische Heilkunde als eigenständiges medizinisches System noch nicht Fuß gefasst. Der potenzielle Einsatz dieser Substanzen in Nahrungsmitteln und Kosmetika war Schwerpunkt des mit EU-Fördermitteln unterstützten Projekts AYURVEDA (Colloidal delivery systems for phytochemicals; Ayurveda). Untersucht wurden Möglichkeiten zur optimalen Verabreichung und Stabilisierung phytochemischer Substanzen. Hierzu wurden neue Formulierungen entwickelt, in denen Biopolymere als Trägermaterialien fungieren. Bekannte phytochemische Substanzen wie Quercetin bildeten zusammen mit Biopolymeren wie Schellack (Harz) und dem hydrophobischen Protein Zein die Basis für Kolloide und Trägermaterial. Die Formulierung dieser Verbindungen in Kolloidsuspensionen verbesserte Eigenschaften wie Wasserlöslichkeit, pH- und Fotostabilität und vor allem die Funktionalität (etwa eine kontrollierte Freisetzung). Die kolloidale Interaktion zwischen phytochemischen Substanzen (z.B. Epigallocatechin-Gallat EGCG, einem Polyphenol aus grünem Tee) und Polymeren resultierte in der Bildung neuer Mikrostrukturen, die sich für den Transport bioaktiver Substanzen und als Geschmacksträger eignen. Weiterhin wurden durch molekulare Interaktion dreier phytochemischer Substanzen Kolloidpartikel mit lipidsenkenden Eigenschaften hergestellt. Die Ergebnisse von AYURVEDA zeigten, dass Kolloide sich zur Herstellung von Transportsystemen eignen, indem man die spezifische Interaktion zwischen verschiedenen phytochemischen Substanzen und Trägermaterialien nutzt. Auf Basis dieser molekularen Interaktionen könnten Nahrungsmittel und Pharmazeutika mit pflanzlichen Wirkstoffen aus der ayurvedischen Medizin hergestellt werden.