Feature Stories - High-Tech für die Gesundheit
E-Health wird als unterschiedliche Technologien und Dienstleistungen breit definiert. Dazu zählen elektronische Patientendaten- sowie Fernbehandlungssysteme, dank derer Patienten komfortabel zu Hause aus der Ferne behandelt werden können. Während sich jedoch die Umsetzung und die Anwendung von E-Health-Systemen unterscheiden kann, ist das alles überragende Ziel grundlegend das gleiche: die Nutzung von IKT für eine effizientere und kostengünstigere Bereitstellung besserer Pflegeleistungen. Neelie Kroes, Vize-Präsidentin und EU-Kommissarin für die Digitale Agenda für Europa, erklärte: "Wir müssen die Empfehlungen, die von den Mitgliedern der eHealth Task Force vorgelegt wurden, überdenken und einbinden. Dazu zählt Folgendes: wie Patienten die Kontrolle über ihre persönlichen Daten erlangen können; die Forderung, alle unsere Systeme zu verbinden und miteinander zur Kommunikation anzuregen; wie Gesundheit durch Transparenz und Verantwortlichkeit revolutioniert werden kann; und wie alle - auch Personen ohne Internetzugang - in diese Revolution eingebunden werden können". EU-finanzierte IKT-Projekte tragen zur Erreichung dieses Ziels einen großen Teil bei. Forscher aus den verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen wie Bioinformatik, Sensortechnologie, semantische Analyse und drahtlose Kommunikation überwinden die Hindernisse für eine weitverbreitete Umsetzung von E-Health-Systemen. Elektronische Patientendatensysteme Das Projekt SemanticHealthNet (1) ist eine derartige Initiative. Das Projekt, bei dem mehr als 40 international anerkannte Experten beteiligt waren, erstellte ein Kompetenznetzwerk, um einen praxisnahen und nachhaltigen paneuropäischen Organisations- und Regierungsvorgang für die semantische Interoperabilität klinischen und biomedizinischen Wissens zu entwickeln. Das Ziel besteht darin, sicherzustellen, dass elektronische Patientendatensysteme (EHR, Electronic Health Record) im Sinne der Patientenpflege, der öffentlichen Gesundheit und der klinischen Forschung in allen Gesundheitssystemen und Einrichtungen optimiert werden. EHR sind ein wichtiger Teil für jegliche E-Health-Umsetzung. Durch die elektronische Speicherung von Patientendaten ermöglichen EHR-Systeme einen schnellen und effizienten Zugriff auf Informationen über die medizinische Vorgeschichte eines Patienten, akute Erkrankungen oder Verschreibungsvorschriften. EHR bringen nicht nur Zeitersparnis, sondern können auch Leben retten, da die Gefahr, dass Wechselwirkungen oder Rahmenbedingungen nicht erkannt werden, gesenkt wird. Das Projekt EU-ADR (2) hat gezeigt, dass EHR den Unterschied in der Arzneimittelüberwachung machen und die Anwendungsüberwachung für Medikamente durch das schnellere und akkuratere Erkennen von Wechselwirkungen verbessern. Für eine optimale Verwendung sollte auf EHR-Daten an jedem Ort zu jeder Zeit zugegriffen werden können. Aufbauend auf diesem Konzept entwickelt das "European Patients – Smart open Services" (epSOS) eine Technologie, um einen sicheren grenzübergreifenden Zugriff auf Patientendaten zu ermöglichen. epSOS wird vom EU-Rahmenprogramm für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation (CIP, Competitiveness and Innovation Framework Programme) finanziert. Es begann damit, einen Dienst von elektronischen Verschreibungen (ePrescriptions) bereitzustellen, mit dem Patienten ihre verschriebenen Medikamente in jedem EU-Land erhalten können (aktuell in der Pilotphase). Ein besseres Verständnis klinischer Einschätzung und Entscheidungsfindung und deren Unterstützung mittels IKT könnten dazu beitragen, "intelligentere" EHR-Systeme zu erstellen. Das TRANSFORM (3) Projekt entwickelt ein "schnell lernendes Gesundheitssystem", das von fortschrittlicher Datenverarbeitungsinfrastruktur angetrieben wird und die Patientensicherheit sowie das Verhalten und den Umfang klinischer Forschung in Europa verbessern könnte. Das King's College London sitzt dem Konsortium bestehend aus 15 europäischen Universitäten und zwei privaten Partnern von. Das Projekt zielt darauf ab, Entscheidungsunterstützung direkt in die elektronische Patientendatensysteme einzubinden und die Personalgewinnung, das Management und die Nachuntersuchung von Patienten für Forschungsstudien zu beschleunigen, indem EHR-Systeme mit Forschungsdatenbanken verbunden werden. Obwohl die Zeit- und Kostenvorteile der Nutzung von EHR riesig sind, gibt es auch einige Risiken. Der Datenschutz und der Schutz sensibler medizinischer Daten sind nach wie vor große Themen. Das TAS3 (4) Projekt konzentrierte sich auf diese Hindernisse und entwickelte eine IKT-Architektur und zuverlässige Dienstleistungen, um weitergegebene persönliche Informationen zu verwalten und zu verarbeiten. Die auf Dienstleistungen ausgerichtete Architektur, die auf viele Bereiche angewandt werden kann, ist für E-Health-Szenarien besonders nützlich, in denen Patienten, Fachkräfte im Gesundheitssystem, zuverlässige Drittanbieter und sogar automatisierte Sensorsysteme Informationen auf äußerst sichere Weise eingeben und darauf zugreifen können. Während EHR-Systeme einen großen Einfluss auf die Effizienz des Gesundheitssystems versprechen, stammt der größte Einfluss von E-Health in Bezug auf Qualitätspflege wahrscheinlich von deren Zusammenspiel mit Sensortechnologie, Fernüberwachung und umgebungsintelligenten Anwendungen. Von der Fernüberwachung zu Robotern für die Rehabilitation … Mithilfe tragbarer Sensoren zur Überwachung der Vitalparameter und Symptome eines Patienten können Ärzte das Befinden eines Patienten akribisch überwachen und bei einer Veränderung unmittelbar gewarnt werden. In Kombination mit Fernbehandlungsanwendungen und Umgebungsintelligenz werden Personen dank derartiger "persönlicher Gesundheitssysteme", in ihren eigenen vier Wänden bleiben und normalere Leben führen können, wenn sie aus der Ferne behandelt werden und somit das umständliche Aufsehen des Arztes vermeiden. Das PERFORM (5) Projekt entwickelte ein Fernüberwachungssystem für Personen, die an neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson leiden. Die modernen Sensoren, die in vier Pilotversuchen in Griechenland, Spanien und Italien getestet und vom PERFORM-Team entwickelt wurden, wurden so gestaltet, dass sie an Kleidung und Accessoires angebracht werden können, um das Verhalten und den körperlichen Zustand des Anwenders zu messen. Die Daten werden anschließend verarbeitet und nahtlos an das zentralisierte Bewertungssystem weitergeleitet, so dass Fachkräfte im Gesundheitssystem die Behandlung und den Medikamenteneinnahmeplan auf die jeweilige Person abstimmen können. "Durch PERFORM können Ärzte standardisierte, unvoreingenommene Überprüfungen des Zustandes des Patienten vornehmen und persönliche Anpassungen der Therapie entwickeln. Ärzte werden in der Verwaltung einer steigenden Anzahl zu behandelnder Patienten konsequent unterstützt. Eine bessere Behandlung verbessert die Lebensqualität, erhöht die Eigenständigkeit und die Eingliederung des Patienten in die Gesellschaft", erklärt das Projektteam. Mit besonderem Augenmerk auf den Aspekt Kommunikation der Telemedizin entwickelt das Team hinter dem CONCERTO (6) Projekt eine Netzwerktechnologie für interaktive multimediale E-Health-Anwendungen über drahtlose Netzwerke. Mit der Erstellung, Verschlüsselung und Übermittlung fehlerloser 3D- und 4D-Bilder unterstützt das CONCERTO-System Ärzte bei der Früherkennung und Fernbehandlung. Für Patienten, die sich von einer Erkrankung erholen, wird eine virtuelle Rehabilitationsplattform im Rahmen des REWIRE (7) Projekts entwickelt. Dank dieser Plattform können die Patienten während des Großteils der Rehabilitation unterstützt durch Fernüberwachung durch medizinische Fachkräfte in einer virtuellen Umgebung zu Hause bleiben. Ein weiterer Ansatz für Rehabilitation zu Hause wird vom SCRIPT (8) Projekt unternommen. Das Team entwickelt zwei Prototyp-Robotergeräte, die primär darauf zielen sollten, Personen bei der Genesung nach einem Schlaganfall zu helfen. "SCRIPT wird die Aufenthalte in Krankenhäusern für Patienten und Hausbesuche für medizinische Fachkräfte reduzieren und somit einen großen Einfluss auf die Senkung der Krankenhauskosten sowie auf die Verbesserung der Qualität und der Pflegestandards haben", so Forscher unter der Koordination der Universität Hertfordshire im Vereinigten Königreich. Systeme wie Fernüberwachung, Umgebungsintelligenz, virtuelle Realität und Robotertechnik werden auch zur Entwicklung von (AAL) Umgebungen für das umgebungsunterstützte Leben für Patienten und Personen, die eine langfristige Pflege und Überwachung benötigen, wie ältere Personen, beitragen. AAL ist wahrscheinlich in den kommenden Jahren ein sehr großer Markt, da der Anteil der gesamten europäischen Bevölkerung über 65 Jahre von 16,1 % im Jahre 2000 auf 27,5 % im Jahre 2050 ansteigen soll. "Europas Bevölkerung wird immer älter, und ein Nebenwirkung davon ist zwangsläufig, dass immer mehr Ältere Menschen allein leben Sie haben ihre Familien nicht in der Nähe und müssen Wege finden, um damit zurechtzukommen: sie könnten schließlich vergessen, ihre Medizin einzunehmen, den Herd auszuschalten oder auch zu Hause einen Unfall erleiden. Sie befinden sich mitten in einer Risikozone, die aber mit Hilfe von IKT zu meistern ist", erklärt Theresa Skehan vom schwedischen Institut für Unterstützungstechnologie (SIAT). Theresa Skehan ist die Leiterin des MonAmi (9) Projekts, bei dem ein Forscherteam an Interoperabilitätslösungen für AAL-Anwendungen arbeitet. Das universAAL (10) Projekt bindet das Know-How verschiedener Projekte wie MonAmi ein, um eine standardisierte offene Plattform für die Förderung der Entwicklung künftiger AAL-Lösungen zu erstellen. Obgleich einige neue Technologien sich nicht sofort etablieren werden, werden sie doch alle in Zukunft eine Rolle spielen, da die europäischen Gesundheitssysteme immer mehr zu E-Healthcare-Systemen werden. Wie Vize-Präsidentin Kroes betonte: "In Europa sind wir ziemlich stolz auf unsere Gesundheitssysteme, aber wenn wir sie beibehalten wollen, müssen wir einiges anders machen. Wir müssen den Bürgern von morgen hochqualitative Gesundheitspflege garantieren, wo immer diese in Europa sind; und das zu einem für die Gesellschaft erschwinglichen Preis und mit der Hilfe von intelligenten und innovativen Lösungen in der Gesundheitspflege". --- Die in diesem Artikel genannten Projekte wurden vom Sechsten und Siebten Rahmenprogramm (RP7) für Forschung unterstützt. (1) Semantic Interoperability of Medical Knowledge (2) Early detection of adverse drug events by integrative mining of clinical records and biomedical knowledge (3) Translational research and patient safety in Europe (4) Trusted architecture for securely shared services (5) A sophisticated multi-parametric system for the continuous-effective assessment and monitoring of motor status in Parkinson's disease and other neurodegenerative diseases (6) Content and cOntext aware delivery for iNteraCtivemicro-multimEdia healthcaRe applicaTiOns (7) Rehabilitative Wayout In Responsive home Environments (8) Supervised Care & Rehabilitation Involving Personal Tele-robotics (9) Mainstreaming on ambient intelligence (10) UNIVERsal open platform and reference Specification for Ambient Assisted Living Nützliche Links: - RP7 bei CORDIS - CIP bei EUROPA - IKT für Gesundheit bei EUROPA - IKT Poltikunterstützungsprogramm bei EUROPA - epSOS bei EUROPA - SemanticHealthNet bei CORDIS - EU-ADR, ehemals ALERT, bei CORDIS - TRANSFORM bei CORDIS - TAS3 bei CORDIS - PERFORM bei CORDIS - CONCERTO bei CORDIS - REWIRE bei CORDIS - SCRIPT bei CORDIS - MONAMI bei CORDIS - universAAL bei CORDIS Weiterführende Artikel: - Feature Stories – Sicherer, aktiver und unabhängiger: Vorteile der Technik für "umgebungsunterstütztes Leben" liegen auf der Hand - Feature Stories – Ein offener Markt für Senioren-Apps zum umgebungsunterstützten Leben - Feature Stories – Gestatten: Dr. Roboter, Hirnchirurg - Feature Stories – Das schwedische Geschick für die Technik - Feature Stories – Winzige Roboter für die minimalinvasive Chirurgie