Epigenetische Wirkstoffe gegen Krebs
Dass Genmutationen Krebserkrankungen begünstigen, ist hinlänglich bekannt. Zunehmend geht man aber davon aus, dass neben Veränderungen in der DNA-Sequenz einer Krebszelle auch epigenetische Modifikationen nach der DNA-Replikation (Methylierung spezifischer Sequenzen) oder Veränderungen bei Histonen (Proteinen, die für die Expression oder Verpackung der DNA zuständig sind) eine Rolle spielen können. Der Chromatinumbau (Acetylierung, Phosphorylierung, Methylierung) reguliert die Genexpression und verändert damit häufig auch den zellulären Phänotypen und das zelluläre Verhalten. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie zur Wirksamkeit epigenetischer Medikamente wurde die tumorhemmende Wirkung von HDACi (Histondeacetylaseinhibitoren) bestätigt. In dem Zusammenhang sollte das EU-finanzierte Projekt EPITRON (Epigenetic treatment of neoplastic disease) das Prinzip epigenetischer Wirksubstanzen definieren und validieren. Insbesondere haben die Projektforscher die Ursache für die antileukämische Wirkung dieser Medikamente bei AML (akuter myeloischer Leukämie) untersucht, was sich später auch auf andere Krebsarten anwenden lassen soll. Der Fokus lag auf der selektiven Aktivierung des Signalwegs für den Liganden TRAIL (TNF-related apoptosis-inducing ligand) durch bekannte und neue epigenetische Substanzen in vivo. Indem neue Mausmodelle entwickelt wurden, gelang es, die Aktivierung weiterer tumorhemmender Signalwege im Rahmen einer solchen Therapie zu untersuchen und zu beschreiben. Die genomweite Suche nach neuen Zielstrukturen für epigenetische Medikamente gegen Leukämie und leukämogenische Onkoproteine könnte dazu beitragen, derzeitige AML-Therapien zu verbessern. Mit der Erweiterung der Ergebnisse von EPITRON auf solide Tumoren sollen Mechanismen für die krebsselektive Apoptose enthüllt und neue Arten tumorselektiver Substanzen gefunden werden.