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Inhalt archiviert am 2024-04-23

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FTE-Erfolgsstorys - Bessere Wirkstoffziele bei Multipler Sklerose

Europäische Forscher haben neue biologische Indikatoren identifiziert, die unter anderem die mögliche Wirksamkeit von "Interferon-B", einem lebenswichtigen Medikament zur Behandlung von Multipler Sklerose (MS) vorhersagen können. Interferon-B ist nur bei 50 % der MS-Patienten wirksam. Das "UEPHA-MS"-Netzwerk entdeckte auch, dass "natürliche Killer-Zellen" die Wirksamkeit bestimmter Medikamente beeinflussen können. Diese und andere Erkenntnisse tragen dazu bei, die MS-Behandlung stärker ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken.

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Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, die knapp einen von tausend Menschen, vor allem junge Frauen, betrifft. Es gibt eine Vielzahl von Behandlungen, die die Lebensqualität der Patienten verbessern können, jedoch mit unterschiedlichen Resultaten. Es gibt keine endgültige Heilung und die existierenden Therapien sind nur teilweise wirksam. Multiple Sklerose verursacht hohe Kosten - für Betroffene, ihre Angehörigen und die Gesundheitssysteme. Im Vereinigten Königreich etwa werden die Kosten pro Betroffenem im Verlauf seines Lebens auf über 1,5 Mio. EUR geschätzt. Die jährlichen Gesamtkosten in der EU betragen rund 12,5 Mrd. EUR. Eine frühzeitige und wirksame Behandlung, auch wenn sie nicht zur Heilung führt, kann die hohen sozialen und wirtschaftlichen Kosten der Krankheit, aufgrund ihres frühen Beginns, der langen Dauer, dem Verlust von Produktivität und der hohen Behandlungskosten, reduzieren. Das Problem bei den verfügbaren Behandlungen ist, dass sie nicht bei allen Patienten anschlagen. Angesichts der hohen Behandlungskosten, wäre es von Vorteil, die Patienten ermitteln zu können, die am meisten davon profitieren, oder bei denen keine Nebenwirkungen zu erwarten sind. Dies würde das Management von MS erheblich verbessern, eine frühere Behandlung sicherstellen und zu besseren Ergebnissen führen. Auf der Suche nach Wegweisern "Trotz der Tatsache, dass die Zahl der neuen Medikamente in den vergangenen Jahren enorm gestiegen ist, gibt es für MS keine Heilung", erklärt Professor Koen Vandenbroeck von der Abteilung für Neurowissenschaften der Universität des Baskenlandes in Spanien. "Neue therapeutische Ziele als auch neue Ansätze sind dringend nötig, um die Wirksamkeit der bestehenden Behandlungen zu verbessern. Unsere Forschung könnte dazu beitragen, Biomarker [biologische Indikatoren] zu identifizieren, mit denen sich die Patientengruppen abgrenzen lassen, die eher von spezifischen Behandlungsmöglichkeiten profitieren werden." Prof. Vandenbroeck arbeitet gemeinsam mit Partnern aus der EU und Russland am EU-geförderten UEPHA-MS-Netzwerk, das untersucht, warum manche MS-Patienten besser auf Therapien als andere ansprechen, und neue Biomarker identifizieren will. Pharmakogenomische Biomarker können Moleküle einschließlich spezieller Formen von DNA, Genen, Proteinen oder Immunzellen sein. Entscheidend ist, dass sie die Reaktion eines Patienten als Reaktion auf Medikamente prognostizieren können. "Es gibt keinen Zaubertrank gegen Multiple Sklerose. Wir müssen sicherstellen, dass jeder Patient von einer Behandlung profitieren kann, die speziell auf seine oder ihre Gene zugeschnitten ist. Der Beitrag des Netzwerks hilft dabei, das teilweise unscharfe Bild des MS-Medikamentenmanagements stärker ins Blickfeld zu rücken", so Prof. Vandenbroeck. Zum persönlichen Touch Das UEPHA-MS-Team teilt die genetischen und klinischen Daten über MS und bereitet den Boden für klinische Therapiestudien vor, die im günstigsten Fall in zwei oder drei Jahren durchgeführt werden könnten. Das ultimative Ziel ist es, neue Therapiemöglichkeiten zu erkennen und den Weg für eine Heilung für MS zu bereiten. "In den letzten Jahren sind große Fortschritte gemacht worden", erklärt Prof. Vandenbroeck, das schließe die Identifizierung von rund 50 mit MS assoziierten Risikogenen ein. "Dies deutet auf einen ursprünglichen immunbasierten Mechanismus der Krankheit hin. Wir fangen erst jetzt damit an, etwas von den genauen molekularen Make-ups zu verstehen, die die Menschen für MS anfällig machen und die die individuelle Wirksamkeit von medikamentösen Behandlungen bestimmen könnten", sagt er. Ein Erfolg des Teams war die Identifizierung neuer Biomarker für die mögliche Wirksamkeit von Interferon-B. Die UEPHA-MS-Forscher haben auch herausgefunden, dass "natürliche Killer-Zellen" die Wirksamkeit bestimmter Medikamente beeinflussen können. "Diese Ergebnisse könnten einen spannenden Ausgangspunkt für die Entwicklung einer personalisierten Medizin in der MS-Therapie darstellen", bestätigt Prof. Vandenbroeck. "Bessere Ziele und Zeitpunkt der Behandlung würden dann zu geringeren Kosten für Patienten und Gesundheits-Systeme führen und den Betroffenen eine bessere Lebensqualität bieten." - Projekt-Name: United Europeans for the development of Pharmacogenomics in multiple sclerosis - Kurzbezeichnung des Projekts: UEPHA-MS - Projekt-Referenznummer: 212877 - UEPHA-MS Projektwebsite - Name / Land der Projektkoordinator: Koen Vandenbroeck, Universität des Baskenlandes, Spanien - Gesamtkosten des Projekts: 2 359 000 EUR - EK-Beitrag: 2 359 000 EUR - Projektstart /-ende: September 2008 bis September 2012 - Weitere Partnerländer: Spanien, die Niederlande, Deutschland, Frankreich, Russland