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Inhalt archiviert am 2024-04-23

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Projekt-Erfolgsstorys -Die Vergangenheit mit Zukunftstechnologie entdecken

In ihrem Bestreben, die Vergangenheit besser zu verstehen, legen Archäologen großen Wert darauf, die Ruhestätten von antiken Artefakten zu bewahren. Dies ist bei großen Ausgrabungen nicht immer einfach. Aber das Projekt "Radiography of the Past" (RADIO-PAST) hat die Fähigkeiten der internationalen Forscherteams gestärkt, um die nächste Generation von zerstörungsfreien Ansätzen für die Archäologie zu entwickeln, und dazu gehören Luftbildüberwachungs- und Fernerkundungstechnologien. Dieser Ansatz hat neue Erkenntnisse zu vergrabenen Siedlungen in Süd-, Mittel-und Westeuropa ans Licht gebracht, die zeigen, wie römische Städte und Gesellschaften errichtet wurden.

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Der gemeinsame, verantwortungsvolle Umgang mit Denkmalpflege soll die Integrität von verschütteten historischen Stätten und deren Schätze bewahren. Doch dieser Ansatz kann auch zu einer Art passivem Schutz werden, was dazu führen könnte, dass Grabungen nur teilweise freigelegt werden, was wiederum nur zu einem unvollständigen Bild der Geschichte des Standortes führen könnte. In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurde eine Reihe von nicht-invasiven Methoden zur Untertageprospektion entwickelt, die es ermöglichen, Tausende von historischen Stätten auf der ganzen Welt zu analysieren, zu interpretieren und schließlich abzubilden, ohne dass diese beschädigt werden. Das RADIO-PAST-Projekt, das im Rahmen des EU Marie-Curie-Aktionsprogramms finanziert wird - brachte vier akademische und zwei industrielle Partner zusammen, um die nächste Generation von integrierten, zerstörungsfreien Methoden für die Archäologie zu entwickeln. "Wir haben einige ungewöhnliche Kombinationen existierender Technologien entwickelt, um Beobachtungen, Entdeckungen und Mapping-Verfahren auf dem Gebiet der Luftbildarchäologie und Fernerkundung zu verfeinern", sagt Projektkoordinatorin Professor Cristina Corsi. "Luftbildfotografie und Mapping mit Datenerfassung von ferngesteuerten Drachen und Drohnen ermöglichen nun relativ kostengünstiges und hochpräzises 3D-Abbilung und Interpretation, die Verbesserung der Geschwindigkeit und Genauigkeit der Beobachtungsoperationen." Diese Techniken werden Forschern bereits helfen, komplexe archäologische Stätten wie verschüttete römische Siedlungen, eine Spezialität des archäologischen Teams dieses Projekts, zu verstehen. Hunderte von römischen Siedlungen wurden in ganz Europa und darüber hinaus lokalisiert. Viele weisen gut erhaltene archäologische Strukturen im Untergrund auf. Sie haben den Forschern von RADIO-PAST eine ideale Gelegenheit gegeben, ihre intensiven zerstörungsfreien Untersuchungstechniken anzuwenden und neue nicht-invasive archäologische Ansätze zu testen. Eine Kombination von Techniken, einschließlich Luftfernerkundung, Feld- oder Artefakt-Studien, bodengestützte geophysikalische Untersuchungen, topographische und geomorphologische Erhebungen, Feldprüfungen und virtuelle Rekonstruktionen kan eine Reihe von Daten und Bildern von dem, was unter der Oberfläche liegt, liefern. Ziel war es, neue Instrumente zu entwickeln, um Ergebnisse zu visualisieren und zu interpretieren, ohne den Boden aufgraben zu müssen. "Durch die Integration dieser Ansätze, können wir Karten der unterirdischen Bestandteile erstellen, die uns nicht nur helfen, den allgemeinen Aufbau der Siedlung zu verstehen, sondern auch Grabungen gezielt durchzuführen, sodass diese auf Bilddaten in Bezug auf reale Bestandteile und Materialien beruhen. Dies wird vor allem für die Erhebung von Daten zur Chronologie und Stratigraphie verwendet - das Studium der Gesteinsschichten und der Schichtung der archäologischen Stätte", erklärt Prof. Corsi. Offene Labors Über die Entwicklung von Techniken hinaus, die ein "Röntgenbild" von Dingen erstellen, die unter der Erde liegen, hat das Projekt Ressourcen und Fähigkeiten der Projektpartner kombiniert, um jeden möglichen Aspekt der "zerstörungsfreien" Ansätze zu berücksichtigen. RADIO-PAST entwickelte und testete diese neuen Techniken an archäologischen Stätten, wie die verschüttete römische Stadt Ammaia in Nord Alentejo, Portugal. Mithilfe dieser Techniken "wissen wir jetzt, wie viele Straßen diese Stadt hatte und dass diese in einem perfekt angeordneten regelmäßigen Straßennetz angeordnet waren", stellt Prof. Corsi fest. Das Projekt hat auch entdeckt, dass das monumentale Zentrum von Ammaia ein offener öffentlicher Platz war, an dem wahrscheinlich Märkte und Diskussionen über Wirtschaft und Politik stattfanden. An Ausgrabungsstätten wie Ammaia, die als offene Laboratorien für Forschung und Experimente bekannt sind, können alle Analysen und technischen Tätigkeiten vor Ort durchgeführt werden. "Die Testergebnisse aus den offenen Labors führten zu einer Reihe von diagnostischer Standards für große und komplexe Standorte, die der künftigen Archäologie bei der Entscheidung helfen, welche Techniken und Ansätze sich in der jeweiligen Situation am besten eignen", so Prof. Corsi. Um diese neuen Techniken und Instrumente zu verbreiten, organisierte das RADIO-PAST-Konsortium den gegenseitigen Austausch von Wissenschaftlern zwischen den Partnerinstitutionen und rekrutiert neue Forscher, um den Wissenstransfer zu unterstützen und Forschungsvorhaben zu entwickeln. - Vollständige Bezeichnung des Projekts: Radiography of the Past: Integrated non-destructive approaches to understand and valorise complex archaeological sites. - Projektakronym: RADIO-PAST - RADIO-PAST Projektwebsite - Projektreferenznummer: 230679 - Name/Land des Projektkoordinators: Prof. Cristina Corsi, Principal Investigator, Interdisciplinary Centre of History, Cultures and Societies, Universität von Evora (Portugal) - Gesamtprojektkosten 760 440 EUR - Beitrag der EK: 760 440 EUR - Projektbeginn/-ende: April 2009 bis März 2013 - Weitere Partnerländer: Belgien, Slowenien, Österreich, Vereinigtes Königreich, die Niederlande, Deutschland