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EU-Tabakkontrolle sorgt für frische Luft

Funktionieren Rauchverbote? Eine neue Studie über die Gewohnheiten von Rauchern und die Methoden von Tabakkontrollen in Europa lässt keine Zweifel aufkommen. Ein Team von Wissenschaftlern unter Führung der Einheit für Tabakkontrolle des Katalanischen Onkologieinstituts (ICO) i...

Funktionieren Rauchverbote? Eine neue Studie über die Gewohnheiten von Rauchern und die Methoden von Tabakkontrollen in Europa lässt keine Zweifel aufkommen. Ein Team von Wissenschaftlern unter Führung der Einheit für Tabakkontrolle des Katalanischen Onkologieinstituts (ICO) in Barcelona, Spanien, kommt zu dem Ergebnis, dass schärfere Tabakkontrollen mit einem reduzierten Tabakkonsum und einer geringeren Belastung für Passivraucher korrelieren. Die Ergebnisse des Forschungsteams können im Journal PLoS ONE nachgelesen werden. Rauchverbote oder eine Beschränkung des Rauchens sind allerdings nur eine Seite der Medaille. In der Studie wird eine Reihe effektiver Tabakkontrollmaßnahmen aufgelistet. Diese umfassen Preiserhöhungen, ein Verbot von Werbe- oder Verkaufsförderungsmaßnahmen, Verbraucherinformationen und gesundheitsrelevante Warnhinweise sowie Unterstützung für Raucher, die sich das Rauchen abgewöhnen wollen. Die "Tobacco Controle-Skala" (TCS), ein im Jahre 2006 eingerichtetes Evaluierungsinstrument, misst und überwacht die Umsetzung derartiger Kontrollmaßnahmen in europäischen Ländern. Eine hohe Punktzahl zeigt an, dass das betreffende Land intensive Bemühungen unternommen hat, wobei die einzelnen Maßnahmen entsprechend ihrer Wirkung gewichtet werden. "Es konnte gezeigt werden, dass die Preisanhebung für Tabakerzeugnisse, verglichen mit anderen Maßnahmen, die effektivste Methoden zur Unterstützung der Tabakkontrolle ist (30 Punkte von 100 auf der TCS-Skala), wobei unter anderen Maßnahmen beispielsweise Behandlungen zur Raucherentwöhnung (10 Punkte auf der TCS-Skala) verstanden werden," erklärt der Leiter des ICO und Koautor der Studie, Dr.Esteve Fernández Muñoz. Um die Effektivität derartiger Maßnahmen in den 27 EU-Mitgliedstaaten zu analysieren, haben sich die Forscher des ICO mit Kollegen in Barcelona (Spanien), Dublin (Irland) und Mailand (Italien) zusammengetan. Gemeinsam setzten sie TCS-Informationen mit den Ergebnissen einer Eurobarometer-Umfrage über den Tabakkonsum in Beziehung - eine Studie, die von der Europäischen Kommission als Teil ihrer ständigen Erforschung der öffentlichen Meinung in der EU fiinanziert wird. Zu den wichtigsten Ergebnissen der zugrundeliegenden Eurobarometer-Umfrage gehören die folgenden Resultate: 3 von 10 Europäern (31,5 %) im Alter von 15 Jahren und darüber sind Raucher und 13,6 % der Nichtraucher geben an, Zuhause regelmäßig Zigarettenrauch ausgesetzt zu sein. Ein Vergleich mit den TCS-Punktzahlen führte zu der bemerkenswerten Entdeckung, dass in Ländern mit hoher TCS-Punktzahl etwas weniger geraucht wird (wie beispielsweise in Irland, Malta, Schweden und dem Vereinigten Königreich), in Ländern mit niedrigeren TCS-Punktzahlen jedoch häufiger. Diejenigen Personen, die nach eigenen Angaben dem Passivrauchen ausgesetzt sind, folgen ungefähr demselben Trend. Woraus Fernández Muñoz schließt: "Die Länder mit den höchsten TCS-Punktzahlen wenden aktive Kontrollmaßnahmen an und daher ist der Tabakkonsum und der Anteil der Bevölkerung, der dem Rauchen sowohl Zuhause als auch am Arbeitsplatz passiv ausgesetzt sind, geringer." Diese Erkenntnisse stützen die neue spanische Gesetzgebung, die das Rauchen in der Öffentlichkeit ab Januar 2011 noch entschlossener mit Verboten belegt - ein Schritt, der vermutlich viele spanische Raucher in ihren guten Vorsätze für das neue Jahr bestärkt. Dr. Fernández Muñoz ist der Meinung, dass das neue Gesetz ein Beispiel für den großen Fortschritt bei der Bekämpfung des Rauchens ist und gleichbedeutend mit der Abschaffung des angeblichen "spanischen Toleranz-Modells". Obgleich Spanien mit seiner hochen TCS-Punktzahl im Allgemeinen schon recht gut abschneidet, ist zu erwarten, dass eine striktere Haltung gegenüber dem Rauchen zu einer weiteren Verringerung von Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen beitragen wird. In Spanien sterben jedes Jahr zwischen 1200 und 3200 Menschen aufgrund von Lungenkrebs und Herzanfällen. Diese Krankheiten werden als eine direkte Folge des Passivrauchens betrachtet.Weitere Informationen unter: Plataforma SINC: http://www.plataformasinc.es/ PLoS ONE: http://www.plosone.org Eurobarometer: http://ec.europa.eu/public_opinion/index_en.htm

Länder

Spanien, Irland, Italien

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