Arktischen Gletscher schmelzen, Meeresspiegel steigen
Dieser Mangel an Daten setzt unserem Verständnis des Verhaltens dieser Faktoren enge Grenzen und wirft noch nicht überwundene Herausforderungen für eine Einschätzung und Vorhersage deren aktuellen und zukünftigen Beitrags zum Anstieg des Meeresspiegels durch die Verwendung nummerischer Modelle auf. Um diese Grenze zu überwinden, wird im Rahmen des von der EU geförderten Projekts MAGICS (Monitoring Arctic glaciers and icecaps from space) ein alternativer Ansatz erforscht. Die Forscher zielen darauf ab, Daten von verschiedenen Quellen zu kombinieren, um das Verständnis über die von Eis bedeckten Regionen der Erde zu verbessern. Die Untersuchung basiert auf einer umfassenden Sammlung von Bodenmessungen und von Daten, die den neuesten Satelliten und Klimamodellen der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und der Nationalen Luft- und Raumfahrtbehörde (NASA) entstammen. Die Wissenschaftler entwickelten neue Methode für die Verarbeitung von Daten des CryoSat-2-Satelliten, des ICESat-Satelliten (Ice, Cloud and land Elevation Satellite) und der GRACE-Missionen (Gravity Recovery and Climate Experiment). Die für das MAGICS-Projekt entworfene Software kalkuliert Oberflächenveränderungen mit einer höheren Genauigkeit als bestehende Algorithmen und hat zur Identifizierung plötzlicher und rasanter Eisrückgänge in bis vor Kurzem stabilen Regionen der arktischen Eisdecke geführt. Die Veränderungen der Eismasse der arktischen MGICs aus Gravimetrie- und Altimetriebeobachtungen wurden miteinander verglichen. Zwischen den beiden unabhängigen Methoden wurde eine sehr gute Übereinstimmung gefunden, was ein sehr hohes Vertrauen in die Ergebnisse ermöglicht. Es wurde festgestellt, dass der Beitrag der arktischen Gletscher zum Anstieg des Meeresspiegels zwischen 2010 und 2014 im Vergleich zum ersten Teil dieses Jahrhunderts (2003-2009) leicht erhöht war. Darüber hinaus führten die von MAGICS produzierten Altimetriedaten zu einer Vervierfachung der Berichterstattung, wodurch Beobachtungen der arktischen MGICs mit einem noch nie da gewesenen Detaillierungsgrad ermöglicht werden. Die anthropogenische Erderwärmung sowie mehrjährige atmosphärische und Meeresströmungsschwankungen sind möglicherweise die Ursache des beobachteten Eisrückgangs. Die bislang erzielten Ergebnisse wurden auf internationalen Konferenzen präsentiert und im Rahmen von Peer-Review-Beiträgen in renommierten Fachzeitschriften wie Science und Nature Geoscience beschrieben. Das MAGICS-Projekt geht davon aus, dass es eine ausreichende Menge an Satellitendaten geben könnte, um den gesamten Masseverlust von Gletschern und Eisdecken mit einem gewissen Maß an Sicherheit festzustellen. Wissenschaftler heben andererseits den Bedarf für eine kontinuierliche Beobachtung der Eisdecken hervor, um bessere Vorhersagen zum zukünftigen Schmelzen von Eis und dem entsprechenden Anstieg des Meeresspiegels treffen zu können.