Junge Menschen interessieren sich für Wissenschaft, aber nicht für eine wissenschaftliche Laufbahn
Zuerst die guten Nachrichten: Junge Menschen in Europa sind überwiegend an Wissenschaft und Technologie (WuT) interessiert und von deren Vorteilen für die Gesellschaft überzeugt, heißt es in einer neuen Eurobarometer-Umfrage zur Haltung junger Menschen zur Wissenschaft. Die schlechte Nachricht lautet, dass wenige junge Menschen daran interessiert sind, eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen. Die Ergebnisse stützen sich auf eine Umfrage bei 25.000 Menschen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren aus allen 27 Mitgliedstaaten der EU. Die Jugendlichen wurden über ihr Interesse an Nachrichten im Allgemeinen und an WuT-Themen im Besonderen befragt, über ihre Ansichten über Forschung und Wissenschaftler, zu ihrem Bewusstsein von bestimmten wissenschaftlichen Innovationen, zu ihren Meinungen über die Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit bestimmten Faktoren sowie zu ihrem Interesse an einem wissenschaftlichen Studium in der Zukunft. Die Umfrage enthüllte, dass sich 67% der Befragten für Nachrichten zu Wissenschaft und Technologie interessierten (im Vergleich dazu interessierten sich fast 90% für Kultur und Unterhaltung, 67% für Sportnachrichten und knapp 45% gaben an, ein Interesse an Nachrichten zu Wirtschaft und Politik zu haben). Der Befragung zufolge interessierten sich junge Männer eher für Nachrichten aus Wissenschaft und Technologie als junge Frauen. Innerhalb des Bereichs Wissenschaft und Technologie waren die beliebtesten Themen "neu Erfindungen und Technologien" sowie "Erde und die Umwelt"; fast 90% der Teilnehmer gaben an, entweder mäßig oder stark an diesen Themen interessiert zu sein. Gesundheit und Medizin sowie Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) erfreuten sich ebenfalls großer Beliebtheit, und fast zwei Drittel gaben an, mäßig oder stark am Bereich "Universum, Himmel und Sterne" interessiert zu sein. Im Hinblick auf die Haltung der jungen Menschen gegenüber der Wissenschaft stimmten 82% der Aussage zu, "Wissenschaft bringt mehr Nutzen als Schaden". Es gab auch eine weit verbreitete Zustimmung darüber, dass Wissenschaft dazu beitragen könnte, die Lebensqualität zu verbessern und Armut und Hunger zu bekämpfen. Allerdings stimmten drei Viertel zu, dass Forschung heute zu stark vom Profit beeinflusst werde. Den jungen Menschen zufolge sollte Wissenschaft grundsätzlich der Entwicklung von Wissen dienen. Zum Thema Forschungspolitik sprach sich ein Viertel dafür aus, dass die Bürger das erste Wort zur Frage haben sollten, wie Mittel zur Forschungsförderung in ihrem Land genutzt werden. Ein Fünftel nannte hier die Wissenschaftlergemeinschaft und 18% waren dafür, dass die Regierung den stärksten Einfluss haben sollte. Schließlich waren 16% dafür, dass dies den Forschungsorganisationen zustehen sollte und 13% sprachen sich für die EU aus. Privatunternehmen und die Medien erhielten hier jeweils nur 2% der Stimmen. Eine große Mehrheit der Jugendlichen stimmte zu, dass es mehr Koordinierung der Forschung zwischen den EU-Mitgliedstaaten geben sollte. Außerdem war die Meinung weit verbreitet, dass die EU und die nationalen Regierungen mehr Geld für Forschung ausgeben sollten. Trotz ihres klaren Interesses an Forschung und der Anerkennung der Bedeutung für die Gesellschaft stellte sich heraus, dass die Jugendlichen weniger daran interessiert waren, diese Fächer zu studieren. Lediglich 19% gaben an, definitiv vorzuhaben, Sozial- oder Geisteswissenschaften zu studieren. Für Biologie und Medizin lag diese Zahl bei 13%, während Technologie und Naturwissenschaften 11% beziehungsweise 10% der Befragten zum Studium lockten. Nur 8% behaupteten, in Zukunft definitiv ein Studium der Mathematik wählen zu wollen. "Ich bin erfreut, dass sich die europäische Jugend von den Wissenschaften angesprochen fühlt", erklärte der für Wissenschaft und Forschung zuständige Kommissar Janez Potocnik. "Die Eurobarometer-Umfrage zeigt, dass bei der jungen Generation ein hohes Maß an Interesse und Unterstützung für die Wissenschaft vorhanden ist. Andererseits ist das geringere Interesse an technischen und wissenschaftlichen Studiengängen natürlich sehr beunruhigend, ebenso wie das unausgewogene Verhältnis zwischen den Geschlechtern. Wir müssen diesen Trend umkehren, da fähige und gut ausgebildete Wissenschaftler für die EU ein wertvolles Kapital im globalen Wettbewerb sind."