Alkoholkonsum bei Jugendlichen steigt - aber nicht überall
Neuen internationalen Forschungsergebnissen zufolge betrinken sich in westlichen Ländern weniger Jungendliche als in Osteuropa. Die Forscher haben ebenfalls weniger kulturelle und geschlechterspezifische Unterschiede festgestellt, insbesondere weil die Alkoholwerbung in den vergangenen 10 Jahren mehr Aufmerksamkeit gefunden hat. Der Bericht wurde am 4. Oktober online im Vorfeld der Februar-Druckausgabe der Fachzeitschrift Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine veröffentlicht. Bekanntlich erhöht Alkoholgenuss die allgemeine Gefahr von Verletzungen, Krankheit und sogar vorzeitigem Tod. Teenager und junge Erwachsene sind hiervon stärker bedroht. "Konkret konnte Trunkenheit mit verschiedenen negativen Auswirkungen und Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht werden, wie zum Beispiel tödliche und nicht tödliche Verletzungen, Blackouts, Selbstmordversuche, ungewollte Schwangerschaft, Geschlechtskrankheiten, schulisches Versagen und Gewalt", so die Autoren des Artikels. "Eine gezielte öffentliche Gesundheitspolitik im Hinblick auf Trunkenheit bei Jugendlichen erfordert gesicherte Informationen zu den Veränderungen dieser Verhaltensweisen im Laufe der Zeit." Die Forscher werteten unter der Leitung von Dr. Emmanuel Kuntsche von Sucht Info Schweiz am Forschungsinstitut in Lausanne die Daten von mehr als 77.500 Jugendlichen (im Alter von 15 Jahren; 51,5% Mädchen und 49,5% Jungen) in 16 westlichen und 7 osteuropäischen Ländern aus, um das Thema der Trunkenheit unter Jugendlichen zu untersuchen. Das Team bewertete und kontrollierte die Entwicklung der Häufigkeit von Trunkenheit bei Teenagern nach Land und Geschlecht mit Daten, die von 1997 bis 1998 und 2005 bis 2006 erfasst wurden. Ihren Beobachtungen zufolge waren 15-Jährige durchschnittlich 2 bis 3 Mal betrunken. Die durchschnittliche Trunkenheitshäufigkeit ist in allen 7 osteuropäischen Ländern innerhalb von 10 Jahren um beinahe 40% angestiegen. Den Forschern zufolge waren sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen Anstiege zu verzeichnen, jedoch waren diese bei den Mädchen konsistenter. Die Häufigkeit nahm in 13 von 16 westlichen Ländern um durchschnittlich 25% ab. Am ausgeprägtesten war die Abnahme in Nordamerika, Irland, dem Vereinigten Königreich, den USA und den Skandinavischen Ländern. Werbung hat eventuell die Tendenz zur Trunkenheit verstärkt, jedoch könnten auch Veränderungen der sozio-ökonomischen Bedingungen eine Rolle bei der Trunkenheitshäufigkeit bei Jugendlichen in Osteuropa eine Rolle gespielt haben. "Seit der Öffnung der Grenzen und Märkte der ehemaligen Planwirtschaften sehen sich die osteuropäischen Länder immer stärker mit globalen Alkoholwerbestrategien konfrontiert, die insbesondere auf junge Leute ausgerichtet sind", schreiben die Forscher. "Während die Jugendlichen in Osteuropa Alkoholkonsum vielleicht als Teil eines neuen und attraktiven Lebensstils ansehen, haben im gleichen Zeitraum Alkoholkonsum und Trunkenheit bei einer Gruppe mit hohem Konsum an Reiz verloren, nämlich vorwiegend bei Jungen in Westeuropa und Nordamerika. "In diesen Gebieten scheint die Allgegenwart der Alkoholwerbung den Markt gesättigt zu haben, sodass Jugendliche die üblichen Arten des Alkoholkonsums eher als konformistisch und traditionell und nicht innovativ betrachten." Die Forscher schlagen vor, dass sich osteuropäische Länder auf die Einführung politischer und Präventivmaßnahmen konzentrieren sollten, um die Trunkenheit bei Jugendlichen zu verringern. Westliche Länder hingegen könnten alkoholfreie Freizeitaktivitäten fördern, um den Alkoholkonsum weiter zu senken. Forscher aus Belgien, Dänemark, Frankreich, Ungarn, der Schweiz und den USA haben zu dieser Studie beigetragen.
Länder
Belgien, Kanada, Schweiz, Dänemark, Frankreich, Ungarn, Irland, Niederlande, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten