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Music-assisted programmes: Developing communication in autism spectrum disorder through music making

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Wie Musik bei Kindern mit Autismus den Spracherwerb fördert

In Anbetracht der besonderen Rolle der Musik bei Autismus haben EU-Forschende ein wirksames Interventionsprogramm zur Verbesserung des Sprechens bei Kindern mit Autismus entwickelt.

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Die Forschung zeigt, dass Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung eher über das absolute Gehör verfügen und Musik gegenüber der Sprache vorziehen, während Sprachverzögerungen bei Autismus in der Regel mit besseren musikalischen Fähigkeiten einhergehen. Zudem lassen Neurobildgebungsstudien darauf schließen, dass Musik neben Worten erhöhte Aufmerksamkeit von Personen mit Autismus für gesprochene Worte mit sich bringt. Das EU-finanzierte Projekt MAP verfolgte das Ziel, ein wirksames musikbegleitetes Interventionsprogramm auszuarbeiten, das in einer realistischen Umgebung eingesetzt werden kann, um Kindern mit Autismus, die nicht oder nur wenige Worte sprechen, eine sinnvolle Sprache zu entlocken. „Die Ergebnisse von MAP richten sich nicht nur an die Gemeinschaft rund um Autismus sowie den unmittelbaren und breiter gefassten Klinik- und Forschungsbereich, sondern auch an die breite Öffentlichkeit, d. h. an alle, die sich für die komplizierte Verbindung zwischen Musik, Sprache und Gehirn interessieren“, erklärt Fang Liu, Hauptforscherin des Projekts.

Ergebnisse musikbegleiteter und herkömmlicher Behandlungen im Vergleich

Im Rahmen der MAP-Studie entwickelten die Forschenden eine strukturierte Trainingsmethode mit musikbegleiteten Programmen, die durch lebensnahe interaktive Aktivitäten unter Einsatz von Liedern vermittelt werden, um 13 zufällig ausgewählten Kindern mit Autismus 36 Zielwörter (z. B. „ja“, „Mama“ und „bitte“) beizubringen. Eine Gruppe aus 14 Kindern mit Autismus, die wie üblich behandelt wurden, erhielt Sprech- und Sprachtherapiesitzungen mit dem Schwerpunkt sozialer Kommunikationsstrategien und gezielter Stimulation dieser Zielwörter. Beide Gruppen nahmen an 36 Trainingssitzungen teil, die entweder die übliche Behandlung oder musikbegleitete Programme beinhalteten. Jede davon dauerte 45 Minuten und fand über 18 Wochen zweimal wöchentlich statt. Beide Interventionen wurden den Kindern daheim von den Eltern/Betreuenden vermittelt, während diese online per Videokonferenz von einer logopädischen Fachkraft beraten wurden. Beide Gruppen übten die Lernstrategien fünfmal wöchentlich in einer zehnminütigen Hausaufgabensitzung. Der Gruppe mit musikbegleiteten Programmen wurde eine App mit elf Liedern zur Verfügung gestellt, um mit dem Lernen der Zielwörter voranzukommen.

Auffällige Verbesserung der Sprach- und Verhaltenskompetenz

Die Forschenden erfassten einige Ergebnismessungen zu jeweils vier Zeitpunkten: vor, während und nach der Intervention sowie im Rahmen einer dreimonatigen Nachuntersuchung. Dabei wurden die Produktion und das Verständnis der Zielwörter, der expressive und rezeptive Wortschatz, das adaptive Verhalten, die soziale Reaktionsfähigkeit, die Sprache, die soziale Kommunikation und die zu jedem Zeitpunkt beibehaltene Anzahl der Teilnehmenden erfasst. Aus den Berichten der Eltern ging hervor, dass sich beide Maßnahmen positiv auf die Anzahl der verstandenen Wörter/Sätze sowie die Anzahl der von den Kindern zustande gebrachten Wörter auswirkten. Gesteigerte soziale Reaktionsfähigkeit wurde jedoch nur bei den Kindern aus der Gruppe mit musikbegleiteten Programmen beobachtet. In beiden Gruppen blieb das adaptive Verhalten über die Zeitpunkte hinweg unverändert. Alle übrigen Daten werden derzeit verarbeitet und analysiert. Die Ergebnisse werden noch 2022 in einer Fachzeitschrift zur Veröffentlichung eingereicht. „Zusammenfassend deuten unsere vorläufigen Ergebnisse darauf hin, dass musikbegleitete Programme potenziell die sprachlichen und sozialen Fähigkeiten von 2- bis 5-jährigen Kindern mit Autismus, die nicht oder nur wenige Wörter sprechen, verbessern können“, erläutert Liu. „Mit diesem Projekt haben wir einen positiven und sinnvollen Einfluss auf das Leben dieser Kinder und ihrer Familien genommen.“ Ziele des Projekts MAP waren außerdem, sein Design anhand einer nach der Intervention folgenden Interviewstudie mit den Eltern zu optimieren sowie eine App zur Unterstützung und Aufzeichnung von Hausaufgaben parallel zum Programm zu erproben. Das Team freut sich auf eine umfassendere Studie mit einer größeren Anzahl von Teilnehmenden, um die Wirksamkeit der Intervention mit musikbegleiteten Programmen zu ermitteln und den individuellen Bedürfnissen von Kindern mit Autismus gerecht zu werden.

Schlüsselbegriffe

MAP, musikbegleitete Programme, Kinder mit Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, Musik, Sprechen, Sprache, Interventionsprogramm, Fähigkeiten, soziale Kompetenz, Wörter, Lieder

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