Modernste Wissenschaft und Archäologie im östlichen Mittelmeerraum
Die Archäologie beschränkt sich längst nicht mehr auf die Suche nach prestigeträchtigen Fundstücken, wie man es aus den Filmen von Indiana Jones kennt, oder auf privat finanzierte Ausgrabungen antiker Baudenkmäler und Grabstätten für Museen und Sammlungen. Vielmehr wächst weltweit das Interesse an ehrgeiziger Forschung zu früheren Kulturen und deren Interaktion mit der Umgebung über den gesamten Verlauf der Menschheitsgeschichte. Laboruntersuchungen stehen Feldstudien dabei in nichts nach. Hierfür baute das EU-finanzierte Projekt Promised unter Leitung des Lehrstuhls für Archäologische Wissenschaften A.G. Leventis am Zypern-Institut (CyI) ein aus drei Partnern bestehendes Exzellenznetzwerk für Bioarchäologie und archäologische Materialwissenschaften auf. Projektpartner waren die international renommierten Forschungsinstitute für Archäologie an der Katholischen Universität Löwen (KU Leuven), Belgien, und der Universität Cambridge, Vereinigtes Königreich.
Tragfähiges internationales Netzwerk für bioarchäologische Forschung
Ziel des Konsortiums war es, das Promotionsprogramm auszubauen und besser an das Bologna-System und die Anforderungen des europäischen Hochschulwesens anzupassen, sowie Forschungsausbildung und Mentorenprogramme für die praxisorientierte Forschung zu organisieren. Ein weiterer Schwerpunkt waren öffentliche Ausbildungsveranstaltungen wie Sommerakademien und spezialisierte Kurse zu bewährten Verfahren auf regionaler Ebene. Zudem sollte eine breitere Öffentlichkeit, insbesondere häufig ausgeschlossene Gruppen wie etwa Menschen mit Sehbehinderung, über entsprechende Maßnahmen sowie wissenschaftliche Veröffentlichungen eingebunden werden. „Wir waren sehr beeindruckt vom breiten Spektrum der Expertise, das sich uns erschloss, und schätzten das hervorragende kollegiale Engagement unserer Projektforschungspartner, das die Vorgaben der Finanzhilfevereinbarung weit überstieg“, erklärt Projektkoordinator Thilo Rehren. „Cambridge und Löwen sind stolz darauf, die Forschungsaktivitäten eines derart renommierten Partners befördert zu haben. Zudem konnten wir von unseren Mitarbeitenden viel über die archäologische Forschung im östlichen Mittelmeerraum lernen und Grundlagen für weitere spannende Kooperationen und interdisziplinäre Initiativen legen“, ergänzt Cyprian Broodbank, Professor an der Universität Cambridge und Projektpartner.
Perspektive für die künftige archäologische Forschung
Obwohl die COVID-19-Pandemie dem Projekt viele Steine in den Weg legte, konnte dessen Umfang dadurch unerwartet, aber deutlich erweitert werden. „Da nur noch Online-Kurse stattfinden durften, konnten sich für den Kurs Feldarchäologie statt den bisher maximal 50 Anwesenden nun Tausende Teilnehmende einschreiben“, erklärt Rehren. „Diese Kurse sind nun in den kommenden Jahren online verfügbar, was mit persönlicher Präsenzpflicht nicht machbar wäre.“ Der wichtigste Projekterfolg ist die Weiterführung der jährlich stattfindenden archäologischen Sommerakademien in Zypern, insbesondere für Nachwuchsforschende aus Ländern des östlichen Mittelmeers und Nahen Ostens (EMME), denen ein Präsenzstudium in Mittel- oder Nordeuropa oft nicht möglich ist. Auch der in dreijährigen Abständen organisierte internationale archäologische Fachkongress in den Ländern des östlichen Mittelmeers und Nahen Ostens findet weiterhin statt, und es sollen weitere frei zugängliche Online-Datenbanken für die Archäologie wie SrIsoMed ausgebaut werden, was der A.G.-Leventis-Lehrstuhl für Archäologische Forschung betreut. Schließlich will die Arbeitsgruppe über neue Kooperationen professionelle Netzwerke ausbauen und das Zypern-Institut als regionales archäologisches Forschungszentrum etablieren. Hierfür sollen die vielen wissenschaftlichen Fachrichtungen nach dem „One Science“-Prinzip zusammengeführt werden, was der Archäologie und der Forschung zur Menschheitsgeschichte insgesamt zugute kommt, und wofür freier Zugang und frei verfügbare Daten entscheidend sind.
Schlüsselbegriffe
Promised, Archäologie, Zypern, östliches Mittelmeer, EMME, Bioarchäologie, Hochschulwesen, Exzellenznetzwerk, praxisorientierte Forschung