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The Ecology of Collective Behaviour

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Die Ökologie kollektiven Verhaltens

Ermittlung der Faktoren, die die Rolle der Einzelnen bei kollektiven Entscheidungsprozessen prägen.

Bei Organismen, die sich so entwickelten, dass sie in Gruppen statt allein leben, veränderte sich ihre Beziehung zur Welt um sie herum. Aus diesem evolutionären Wandel ging die kollektive Entscheidungsfindung hervor: die Fähigkeit der Einzelnen, gemeinsam Entscheidungen zu treffen. „Um als Gruppe zu funktionieren, müssen die Individuen bei Entscheidungen auf irgendeine Weise ihre unterschiedlichen Präferenzen untereinander in Einklang bringen, die sich daraus ergeben, dass jedes Individuum unterschiedliche Bedürfnisse und Erfahrungen hat“, erklärt Damien Farine(öffnet in neuem Fenster), außerordentlicher Professor an der Australian National University. Aber warum haben manche Individuen mehr Einfluss und wie äußert sich das? Die ökologische Theorie besagt, dass der Einfluss eines Individuums auf ein anderes auf einer Reihe von Faktoren beruht, von seiner sozialen Rolle über seinen physiologischen Zustand bis hin zu seiner Beziehung zur physischen Umwelt. Die meisten Studien haben diese Faktoren jedoch nur isoliert betrachtet. Im Rahmen des vom Europäischen Forschungsrat(öffnet in neuem Fenster) finanzierten Projekts ECOLBEH(öffnet in neuem Fenster) verfolgten Farine und seine Kollegen einen ganzheitlichen, systemischen Ansatz, indem sie die kollektive Entscheidungsfindung innerhalb und zwischen Gruppen untersuchten und dabei mehrere Gruppen wilder Geierperlhühner in Kenia analysierten.

Biologging zum Verständnis kollektiver Entscheidungen

Zunächst versah das Team 10 % der Individuen in 20 Perlhuhngruppen mit Biologgern, um ein vollständiges Bild der Aktivität in den Gruppen zu erhalten. Anschließend statteten die Forschenden alle Tiere zweier Gruppen mit Biologgern aus, um detaillierte Daten darüber zu sammeln, was jedes einzelne Individuum tat (jedes Individuum war durch farbige Markierungen visuell identifizierbar). Ein Team in Kenia beobachtete jeden Morgen und Nachmittag alle Perlhühner, um die Gruppendynamik zu untersuchen. Andere Datenlogger maßen Körpertemperatur und Herzfrequenz, um Stress einzuschätzen, während gleichzeitig auch Daten über die Umgebung erfasst wurden. Das Team führte außerdem Experimente durch, bei denen die den Gruppen zur Verfügung stehende Nahrung manipuliert wurde, um zu überprüfen, ob verschiedene Gruppen voneinander lernten und ob sie lernten, die Nahrungssuche an denselben Orten zu vermeiden.

Die Wahlsysteme wilder Perlhühner

„Wir haben herausgefunden, dass Perlhühner Entscheidungen durch Abstimmung treffen“, so Farine. „Die Einzelnen bewegen sich in die Richtung, in die sie als Nächstes gehen möchten, und die Gruppe entscheidet sich dann für die Richtung mit den meisten Stimmen, d. h. die größte Untergruppe.“ Es gab mehrere Nuancen, unter anderem die Tatsache, dass Männchen eher Erfolg hatten, weil sie Vereine gründeten: „Die Männchen – die alle wahrscheinlich miteinander verwandt sind – neigen sehr zur Cliquenbildung, sie halten sich stets in unmittelbarer Nähe zueinander auf, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie die Mehrheit bilden“, erklärt Farine. Die Ergebnisse zeigten auch, dass die demokratische Entscheidungsfindung für rangniedrige Vögel wichtig ist, der Versuch, eine Gruppe anzuführen, bei den Vögeln Stress verursacht und Gruppen tatsächlich Informationen über die Umwelt von anderen Gruppen erhalten können. Letzteres trägt laut Farine zur Erklärung bei, warum mehrere Tiergruppen sich „zusammenscharen“: Sie halten möglicherweise nach anderen Tieren Ausschau, die gut genährt erscheinen, um ihnen zu besserem Futter zu folgen.

Kollektive Aufklärung über die kollektive Entscheidungsfindung

Die Ergebnisse des Teams stützen zudem eine zentrale Hypothese, wonach das Leben in Gruppen Organismen hilft, mit schwierigen Umgebungen zurechtzukommen. „Wir haben beispielsweise festgestellt, dass die Informationsbeschaffung an gemeinschaftlichen Schlafplätzen besonders während Dürreperioden wichtig sein dürfte, wenn die Nahrung knapp ist“, bemerkt Farine. Die Arbeit von ECOLBEH wird bereits in neuen Projekten weitergeführt, so Farine. „Einer der größten Vorteile der Finanzierung durch den Europäischen Forschungsrat ist, dass wir dadurch einen riesigen Ressourcenschatz aufbauen konnten – sowohl in Bezug auf Daten als auch auf die Funktionsfähigkeit all unserer Methoden –, auf der wir zukünftige Arbeit aufbauen können.“

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