Neue Waffen im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen
Seit mehreren Jahrzehnten zeichnet sich in der Pharmaindustrie die Tendenz ab, eher in Derivate bereits zugelassener Antibiotika zu investieren als in Wirkstoffe, die sich auf neue Zielstrukturen richten. Bei Derivaten ist das Risiko einer Resistenzentwicklung allerdings sehr viel höher als bei völlig neuen Substanzen. Problematisch ist weiterhin die zeit- und kostenaufwändige Forschung, die zudem wenig rentabel ist, so dass Pharmaunternehmen wenig Interesse an der Entwicklung neuer Substanzen zeigen. Das EU-finanzierte Projekt TEJAM (Novel antimicrobials from endophytes of northern medicinal plants) testete in einem neuen Ansatz zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen neue Hochdurchsatzverfahren für das Screening von Endophyten, d.h. in Pflanzen lebenden Mikroorganismen. Endophyten wurden in zwei Arten von Buschpflanzen nachgewiesen, dem Sumpfporst (Rhododendron tomentosum) und dem Heidekraut (Calluna vulgaris). Sie wurden isoliert und auf verschiedenen Medien kultiviert. Anschließend wurde getestet, ob die Kulturen antibakterielle und antioxidative Wirkstoffe herstellen. Weiterhin wurden Endophyten aus der Schwarzen Krähenbeere (Empetrum nigrum) auf die Expression eines antibakteriellen Proteins hin untersucht. Zielorganismus war das Bakterium Staphylococcus aureus, mit dessen Hilfe nach genetischen Kopien mit antibakteriellen Eigenschaften gesucht wurde, so genannten Klonen. Das Resultat war ein spezifischer Klon mit antibakterieller Wirkung. TEJAM trägt dazu bei, Antibiotikaresistenzen zu vermeiden, indem es neue Methoden zur Identifizierung von Substanzen entwickelt, die Krankheitserreger bekämpfen und weltweit vielen Menschen das Leben retten könnten. Auf diese Weise kann die Initiative die Lebensqualität der Menschen in und außerhalb der EU deutlich verbessern.