Zusammenhang zwischen DNA-modifizierenden Enzymen und Krebs
Vermutet wird inzwischen ein Zusammenhang zwischen der DNA-modifizierenden AID (aktivierungsinduzierte Cytidin-Deaminase), Entzündungen und der Entstehung von Krebs. AID ist normalerweise an der B-Zellentwicklung beteiligt. Eine Deregulierung von AID könnte Mutationen und chromosomale Translokationen in B-Zellen induzieren, was die neoplastische Transformation begünstigt. Ihre Expression wird durch verschiedene Moleküle, etwa aus der Rel/NF-Kappa-B- Familie, kontrolliert. Zunehmend geht man auch davon aus, dass mehrere Cytokine die Expression von AID induzieren und damit nicht-B-Zell-bezogene Tumorerkrankungen auslösen. Das EU-finanzierte Projekt INFLAIDCAN (The role of activation-induced cytidine deaminase in inflammation-induced carcinogenesis) untersuchte, inwieweit AID an der Krebsentstehung und der In-vivo-Progression beteiligt ist. Hierfür wurde an einem Mausmodell mit einer AID-Deletion eine Methode zur Untersuchung der entzündungsbedingten Karzinogenese eingesetzt. Ein Vergleich von Tumorinzidenz, Größe und Aggressivität zwischen Wildtyp und AID-Knockout-Mäusen ergab eine reduzierte Inzidenz für aggressive Adenokarzinome bei den Knockout-Mäusen. Weiterhin war in Darmkrebszellen die AID-Expression hochreguliert, nachdem sie in vitro mit dem inflammatorischen Cytokin TNF-alpha stimuliert worden waren. DieDaten zeigten erstmals, dass AID an der entzündungsbedingten neoplastischen Transformation von nicht B-Zell-bezogenem Gewebe beteiligt ist. Nun soll untersucht werden, inwieweit sich AID zur Behandlung einer Vielzahl von Krankheiten eignet.