Einflussfaktoren auf die Embryonalentwicklung bei Meereskrabben
Beim Menschen sind die Bedingungen im Mutterleib entscheidend für Intelligenz und Übergewichtsrisiko im Kindesalter. Im Tierreich sind es Faktoren wie mütterliche Ernährung, die die Größe des Nachwuchses in den einzelnen Entwicklungsstadien bis zur Geschlechtsreife beeinflussen. Von der Größe der Jungtiere hängt es wiederum ab, wie gut sie Fressfeinden entkommen und Nahrungsmittel beschaffen können. Veränderungen dieser Merkmale können für natürliche Populationen drastische Folgen haben. Das EU-finanzierte Projekt MATE untersuchte, wie sich Habitatbedingungen auf Merkmale, Überleben und Larvenwachstum auswirken. Im Mittelpunkt stand dabei die räuberisch lebende wirbellose Strandkrabbe Carcinus maenas, die an europäischen Küsten beheimatet ist. Die Embryonen und Larven tragenden Weibchen sind Schwankungen von Temperatur und Salzgehalt ausgesetzt, wie sie für diese Region typisch sind. Wie sich Umweltveränderungen im Embryonalstadium auf die einzelnen Stufen der Larvenentwicklung auswirken, wurde nun mit molekularbiologischen und biochemischen Methoden analysiert. Dabei sollten bei den Krabben Effekte von Temperatur und Salzgehalt auf die Entwicklung, Biochemie und Expression von Genen, die Anpassungsreaktionen an Umweltstress regulieren, untersucht werden. Die Ergebnisse zeigten, dass saisonal bedingte Veränderungen von Salzgehalt und Parasitenlast die Überlebensfähigkeit der Larven deutlich beeinflussen. Obwohl die Körpermasse der sich entwickelnden Larven unverändert blieb, initiierte der veränderliche Salzgehalt die Expression von Genen, die Anpassungsreaktionen bewirken. MATE demonstrierte damit, dass ein enger Zusammenhang zwischen Qualität des Lebensraums in der Embryonalentwicklung der Meereskrabbe und der Überlebensfähigkeit der Larven besteht. Die Ergebnisse liefern neue Ansätze für die Meeresökologie und zeigen, wie sich Klimaveränderungen auf die Populationsdynamik auswirken können.