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European Network of National Schizophrenia Networks Studying Gene-Environment Interactions

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Risikofaktoren für Schizophrenie

Ein multidisziplinäres, multinationales Gemeinschaftsprojekt erstellte die bislang umfassendste Datenbank zu erblichen, umweltbedingten, verhaltensassoziierten und klinischen Risikofaktoren für Schizophrenie.

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Patienten mit der psychotischen Störung Schizophrenie nehmen die Welt um sie herum anders wahr als die meisten Menschen, was Verhalten und sozialen Umgang beeinträchtigt. Eine der effektivsten Methoden im Umgang mit Schizophrenie ist die Erkennung früher Warnzeichen für Psychosen bei Hochrisikopatienten und eine frühzeitige Behandlung. Problematisch ist aber vor allem, dass derzeit keine zuverlässige Methode existiert, um das individuelle Erkrankungsrisiko für Psychosen vorherzusagen. Das EU-finanzierte Projekt EU-GEI (European network of national schizophrenia networks studying gene-environment interactions) untersuchte, wie individuelle genetische Veranlagung in Kombination mit Lebensgeschichte und anderen Umweltfaktoren das Schizophrenierisiko erhöhen. In der bislang größten Studie zu Schizophrenie analysierte EU-GEI an 15 Standorten in 6 Ländern aus mehr als 12 Millionen Personenjahren mit hohem Risiko mehr als 2500 Krankheitsfälle. Davon wurden rund 1200 für weiterführende Analysen übernommen. Interessanterweise variierten die Inzidenzraten deutlich, und zwar von 10 bis 63,9 Fällen in 100.000 Personenjahren. Dabei war die Krankheitsinzidenz im städtischen Umfeld höher als im ländlichen Raum, was die häufigen Effekte des Umweltfaktors Stadt widerspiegelt. Da Schizophrenie eine komplexe, dynamische Störung mit individuell unterschiedlicher Ausprägung und offenbar keiner einzelnen Ursache ist, dürfte die kombinierte Analyse genetischer und umweltbedingter Risikofaktoren zeigen, wie sich diese gegenseitig bedingen. So könnten etwa bestimmte genetische Varianten oder Kopienzahlvariationen bei bestimmten Gensequenzen das Risiko für Schizophrenie erhöhen, wenn sie auf bestimmte Umweltfaktoren treffen (sexuelle oder körperliche Misshandlung im Kindesalter). Andere ökologische oder soziale Auslöser von Schizophrenie wären die Zugehörigkeit zu einer Minderheitengruppe oder das Aufwachsen im städtischen statt ländlichem Umfeld. Aus diesen Befunden wurde eine einfache Risikotabelle erstellt, die die klinische Diagnostik unterstützen kann. Im Zuge der genetischen Analysen wurden mehr als 7.700 DNA-Proben von Einzelpersonen gesammelt, sowohl von Patienten als auch deren Familienangehörigen, Zwillingspaaren und Kontrollpersonen. Indem die EU-GEI-Daten mit einer laufenden großen internationalen Schizophrenie-Studie zusammengeführt wurden, wurden weitere 11 neue Genorte enthüllt, die das Schizophrenierisiko erhöhen. Interessanterweise wurden 15 neue Gene identifiziert, bei denen eine Kopiezahlanomalie jeweils mit erhöhtem Schizophrenierisiko assoziiert wird. Da es vor allem auf die frühzeitige, wenn auch schwierige Erkennung von Warnzeichen für Schizophrenie ankommt, entwickelte EU-GEI eine individualisierte tragbare Smartphone-basierte Vorhersagemethode, die Verhaltens- und Stimmungsschwankungen im Leben eines Menschen dokumentiert, auswertet und mit alltäglichen Erfahrungen abgleicht, um Anzeichen für den Übergang zur Psychose zu finden. Dieses Tool soll nun zur frühzeitigen Diagnose und personalisierten medikamentösen Intervention eingesetzt werden. EU-GEI lieferte damit neue Einblicke in genetische und umweltbedingte Auslöser von Schizophrenie und stellte Medizinern und Patienten neue Tools zur Verfügung, um Risiken besser einschätzen, die Entstehung einer Schizophrenie prognostizieren und personalisierte Behandlungen vorschlagen zu können.

Schlüsselbegriffe

Schizophrenie, Risikofaktoren, Psychose, Prognosemethoden, Umwelt, Gene

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