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Disrupting Medical Instruments for Eye Care.

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Ein innovatives Gerät für Augeninjektionen bei Sehschäden

Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist die Hauptursache für Sehschäden bei älteren Menschen. Weltweit sind davon über 30 Millionen Menschen betroffen. Um die Verabreichung von Medikamenten ins Auge zu vereinfachen, haben europäische Forscherinnen und Forscher ein neues Gerät entwickeln.

Bei altersbedingter Makuladegeneration sterben Netzhautzellen in der Makula – dem Punkt des schärfsten Sehens – allmählich ab. Dadurch werden Alltagsaktivitäten wie Lesen oder Autofahren zunehmend schwierig. Die Erkrankung schreitet unterschiedlich schnell fort, doch im Endstadium führt sie ohne Behandlung zum unwiederbringlichen Sehverlust. Die Folgen von altersbedingter Makuladegeneration haben sich seit 2006 durch die Behandlung von vaskulären endothelialen Wachstumsfaktoren (VEGF) jedoch stark verändert, da dabei das abnormale Wachstum von Blutgefäßen im Auge der Betroffenen gestoppt wird. Die Medikamente werden mithilfe intravitrealer Injektionen verabreicht. Doch diese Methode muss optimiert werden, da sie für die Betroffenen sehr unangenehm ist.

Ein Gerät zur Stabilisierung der intravitrealen Medikamenteninjektion

Um dieses Problem zu lösen, entwickelte das EU-finanzierte Projekt Vitreoject ein innovatives Gerät, bei dem das Verfahren effizienter und für die Betroffenen angenehmer ist. „Wir hatten uns vorgenommen, durch die Verbesserung und Optimierung des Verfahrens den Zugang zur Augenheilkunde zu erhöhen“, erklärt Projektleiter Robert Kromer. Bei dem sogenannten „Introducer“ können alle perioperativen Schritte mit einem einzigen Instrument durchgeführt werden, wodurch das Injektionsverfahren vereinfacht und optimiert wird. Die Ärztin oder der Arzt muss das gewünschte Medikament nur in das Gerät einführen und ohne weitere Vorbereitungen injizieren. Bei den Lösungen, die derzeit auf dem Markt sind, stehen vor allem die Stabilisierung und die Unterstützung bei der Positionierung während der Injektion im Mittelpunkt. Diese Komponenten sind zwar wichtig, die benötigten Geräte werden im momentan üblichen Verfahren aber zusätzlich eingesetzt. Der Introducer des Projekts Vitreoject liefert Stabilität im Verfahren und hebt sich von ähnlichen Produkten ab, da er die lokalisierte Sterilisation möglich macht. Die Medikamenten-Nadel und Desinfektionslösung werden mühelos in das Vitreoject-Gerät eingeführt und die flexible Griffhilfe wird zusammengedrückt, um einen Unterdruck zu erzeugen. Das verleiht der Patientin oder dem Patienten ein beruhigendes Gefühl der Stabilität in solch einer empfindlichen Zone. Nach der lokalisierten Sterilisierung der Bindehaut wird das Vorschieben der Nadel ohne weitere Hilfsmittel – wie den üblicherweise eingesetzten Lidsperrern – geführt. Das Ergebnis ist eine effiziente Behandlung durch einen optimal eingepassten Arbeitsablauf mit maximaler Sicherheit und Patientenkomfort. Die Technologie wurde ursprünglich 2017 entworfen. 2018 wurde ein Patent angemeldet. Das Projekt Vitreoject entwickelte das Gerät mit kontinuierlichem Feedback von klinischen Fachleuten. Der funktionale Prototyp wurde mit sehr guten Ergebnissen unter experimentellen Bedingungen an den Augen toter Schweine validiert.

Aussichten für die Kommerzialisierung des Geräts

Im Rahmen des Projekts Vitreoject prüften Partner die Realisierbarkeit des Geräts in Bezug auf Marktvolumen, Marktchancen, Verkaufserlaubnis und technische Beschreibungen. Sie ermittelten außerdem derzeitige und zukünftige Konkurrenten, die ähnliche Produkte herstellen. Mithilfe einer von der Basis ausgehenden Analyse entwickelten sie eine Strategie für die Preisgestaltung des Endprodukts. Kromer betont, dass das Projekt „durch die bedeutende Unterstützung der EU sein Netzwerk erweitern konnte, insbesondere bezüglich Fachkräften in den Bereichen Zertifizierung von Medizinprodukten, geistiges Eigentum, Herstellung, Qualitätskontrolle und Kommerzialisierungsstrategie.“ Durch die Zusammenarbeit mit der Industrie konnten die Stärken und Begrenzungen des Produkts ermittelt werden. In naher Zukunft soll das Gerät nicht mehr nur mit dem 3D-Drucker ausgedruckt, sondern tatsächlich hergestellt werden. Derzeit werden weltweit mehr als 90 Millionen Injektionen in das Auge durchgeführt, nicht nur für altersbedingte Makuladegeneration, sondern auch für andere Erkrankungen, die die Sehfunktion bedrohen, wie retinale Venenverschlüsse oder diabetisches Makulaödem. Da 30 % der über 75-jährigen von altersbedingter Makuladegeneration betroffen sind, gibt es eine bedeutende Nische für intravitreale Injektionsgeräte. Wenn Kromer in die Zukunft blickt, ist er zuversichtlich, dass „durch die Einführung des Vitreoject-Geräts in Europa jährlich potenziell bis zu 250 Mio. EUR an Gesundheitskosten eingespart werden können, indem die Zeit im Operationssaal reduziert wird.“

Schlüsselbegriffe

Vitreoject, altersbedingte Makuladegeneration (AMD), intravitreale Injektion, Sterilisierung

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