Integrierte, nachhaltige Strategie gegen krankheitsübertragende Insekten
Insekten wie Mücken und Zecken fungieren als Vektoren und übertragen Infektionserreger zwischen Menschen oder von Tieren auf Menschen. Diese können dann schwere Virus- (Dengue- oder West-Nil-Fieber), Bakterien- (Borreliose) oder Parasitenkrankheiten (Malaria) auslösen. Obwohl bislang vor allem tropische und subtropische Regionen unter vektorübertragenen Krankheiten leiden, breiten sich diese durch weltweite Mobilität und Veränderungen bei Klima, menschlichem Verhalten und Ökologie weiter aus. So war Italien 2007 von einer schweren Chikungunya-Epidemie und Brasilien während der Olympischen Spiele 2016 vom Zika-Virus betroffen. Bislang liegt der Schwerpunkt auf der Ausrottung der Schädlinge etwa mittels „Flächenbombardierung“, d. h. dem Versprühen von Pestiziden in mückenreichen Gegenden. Da Insekten aber zunehmend Resistenzen gegen die Chemikalien entwickeln, das Umweltbewusstsein steigt und gesetzliche Regelungen verschärft werden, sind spezifischere und proaktivere Präventionsmaßnahmen gefragt.
Softwareprogramm zur Risikodarstellung vektorübertragener Infektionskrankheiten
Um die Insektenausbreitung einzudämmen, entwickelte das EU-finanzierte Projekt VECMAP IPM eine bahnbrechende Software für die einfache Erstellung von Karten zu Vektoren, Krankheitserregern und Wirten. „Vor allem wollten wir staatliche und private Schädlingsbekämpfungsunternehmen bei der Planung und Umsetzung ökologisch nachhaltiger Maßnahmen gegen Insekten unterstützen, die Infektionskrankheiten übertragen“, erklärt Guy Hendrickx, Projektkoordinator und Geschäftsführer des Unternehmens Avia-GIS. Das Team entwickelte zunächst das Softwareprogramm VECMAP® zur Datenerfassung und Erstellung einer Risikokarte, das aus diesen Daten dann auch aussagefähige Informationen generiert. VECMAP® schließt die Lücke zwischen Forschung und politischer Entscheidungsfindung, indem beiden Seiten umweltfreundliche Maßnahmen sowie Kommunikations-, Risikominimierungs- oder Präventionsstrategien vorgeschlagen werden. So führte das Institut für Tropenmedizin in Antwerpen mit der VECMAP®-Software Felddaten zum Monitoring exotischer Stechmücken zusammen, die nach Belgien über importierten Glücksbambus und Gebrauchtreifen eingeschleppt werden. So konnten potenzielle Eintrittsschleusen dieser Mücken überwacht werden, die Zika-, Chikungunya- und Dengue-Viren übertragen können. Dem folgte die Entwicklung von SMARTSENZ®, einer Software, die anders als der Vorgänger VECMAP® auf die industrielle Schädlingsbekämpfung fokussiert. Dies war ein weiterer Schritt hin zur integrierten Schädlingsbekämpfung, um vektorübertragenen Krankheiten durch proaktive Maßnahmen gegenzusteuern. Indem etwa Mückenbiotope kartiert werden, können genauere Prognosen für späteres gezieltes Sprühen gestellt werden.
Umsetzung von SMARTSENZ® und Perspektiven
Für eine integrierte Schädlingsbekämpfung müssen detaillierte Daten zu Biologie und Lebenszyklus des jeweiligen Schädlings vorliegen, z. B. zu Nahrungsaufnahme, Fortpflanzungsverhalten und Lebensraum. SMARTSENZ® führt Informationen zu allen Schadinsekten in städtischen Gebieten zusammen und ermöglicht so die urbane Risikokartierung im Gegensatz zur ungenaueren großflächigen Kartierung. „Langfristig sollen städtische Schädlingsbekämpfungsunternehmen sowie Behörden vor Ort dabei unterstützt werden, weniger Chemikalien einzusetzen, die Bevölkerung und Umwelt gefährden“, betont Hendrickx. Obwohl sich die weltweite Markteinführung von SMARTSENZ® bis Januar 2022 verzögert hat, werden die innovativen Konzepte des Teams bereits in urbanem Kontext, Agrar-und Ernährungswirtschaft, Krankenhäusern und sozialem Wohnungswesen in Frankreich getestet. Zudem konnte das Unternehmen durch die neuen technischen Softwarelösungen dem Wettbewerb immer ein Stück voraus sein und SMARTSENZ® als Service für das Hotel- und Gaststättengewerbe in Südafrika anbieten.
Schlüsselbegriffe
VECMAP IPM, vektorübertragene Krankheiten, Chemikalien, Schädlingsbekämpfung, SMARTSENZ®, Software, VECMAP®