Bester Freund des Menschen hilft, Krankheiten besser zu diagnostizieren
Krebs- und Herzkreislauferkrankungen, die inzwischen quasi zu den Volkskrankheiten zählen, vom genetischen Standpunkt aus zu betrachten, könnte wertvolle diagnostische und therapeutische Ansätze hervorbringen. Ein Teilgebiet der Genetik, die Genomik, kartiert bzw. sequenziert Gene oder DNA-Abschnitte, die mit diesen Erkrankungen assoziiert werden. Da das menschliche Genom jedoch sehr komplex ist, lassen sich Informationen über ähnliche Erkrankungen einfacher und effizienter an Hunden gewinnen. Das Hundegenom ist kürzer als das Humangenom, sodass weniger Daten sequenziert werden müssen, um aussagefähige Ergebnisse zu erhalten. Das Projekt LUPA befasst sich auf molekularer Ebene mit den Ursachen häufiger menschlicher Erkrankungen und untersucht hierfür das Erbgut von Hundemodellen, sowohl von reinrassigen als auch von Mischlingshunden, um die betreffenden Gene effizienter lokalisieren zu können. Vor allem zielt LUPA darauf ab, Gene und Mutationen zu identifizieren, die für die hohe Inzidenz mancher Krankheiten in bestimmten Hunderassen verantwortlich zeichnen. So wird im Rahmen genomweiter Assoziationsstudien (GWAS) das gesamte Genom des Hundes nach den genetischen Faktoren für fünf verschiedene Arten von Erkrankungen durchsucht: Krebs-, kardiovaskuläre, inflammatorische, neurologische und monogene (durch Punktmutationen verursachte) Erkrankungen. Insgesamt untersucht LUPA das gesamte Genom von 10.000 Hunden. 20 veterinärmedizinische Zentren in 12 europäischen Mitgliedstaaten sammeln im Rahmen des Projekts DNA-Proben und stellen sie den verschiedenen Projektpartnern zur Verfügung. Die Erfassung und Charakterisierung der Proben ist eine beachtliche, mehr als zwei Jahre dauernde Aufgabe, und fast alle Proben stammen von Züchtern, Veterinärmedizinern, Hundepensionen und -besitzern. Seit Projektstart wurden mehr als 7.000 Proben analysiert. Erste Ergebnisse liegen bereits für zwei monogene Erkrankungen vor, und darauf aufbauend wurden ähnliche Gene beim Menschen identifiziert. Zudem wurden mehrere Abschnitte im Hundegenom mit der Entstehung anderer komplexer Erkrankungen wie Epilepsie, Herzkkreislauf-, inflammatorischer und neurologischer Erkrankungen assoziiert. Neben neuen prognostischen und therapeutischen Möglichkeiten für menschliche Erkrankungen könnte LUPA auch der Veterinärmedizin in Europa eine Reihe interessanter Forschungsansätze liefern.