Ganzheitlichere Ökosystemanalysen
Ob als Energie- oder Nahrungsmittellieferant oder bei der Reinigung und Regulieren des Grundwassers: unsere Gesellschaften brauchen die natürlichen Ökosysteme. Allerdings werden diese wichtigen Funktionen durch übermäßige Ausbeutung der Ressourcen und sich verändernde klimatische Bedingungen bedroht. Die Wissenschaftler brauchen bessere Daten zu der Frage, wie Ökosysteme auf Klimaveränderungen reagieren, aber bisher wurden die verschiedenen Elemente der Ökosysteme einzeln betrachtet, obwohl es tatsächlich starke Wechselwirkungen zwischen ihnen gibt. Um die Folgen der laufenden ökologischen Veränderungen und aktuellen Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen bewerten zu können, ist ein besseres Verständnis der Dynamik ganzer Ökosysteme - Flora, Fauna, Boden, Mikroorganismen und Wasser - notwendig. In dem zweijährigen Projekt ANAEE ("Structuring infrastructures for the analysis and experimentation on ecosystem") sollte beurteilt werden, welche Forschungsinfrastrukturen benötigt werden, um das Wissen über europäische Ökosysteme mithilfe verschiedener analytischer und modellbasierter Ansätze zu verbessern. Die Projektpartner kamen von Universitäten und Forschungsinstituten und befassten sich mit vier Arten von Plattformen. Die erste war ein Netzwerk langfristiger Standorte in der natürlichen Umgebung ("In natura") der wichtigsten Arten von Ökosystemen, zum Beispiel auf Ackerflächen, im Grünland, in Wäldern und Feuchtgebieten. Die Partner fanden heraus, dass bis zu 30 Standorte benötigt würden, deren Einrichtung zusätzlich zu jährlichen Betriebskosten von rund 100.000 EUR jeweils rund 2 Mio. EUR kosten würde. Die zweite Art von Plattform sind künstlich gesteuerte Umgebungen, etwa Ecotrons, wo verschiedene Ökosysteme aufgebaut und verschieden Parameter in einer experimentellen Umgebung untersucht werden können. Hierbei würden fünf dieser Einrichtungen benötigt, wobei der Bau jeweils 10 Mio. EUR und der Betrieb jährlich 4 Mio. EUR kosten würden. Für die Interpretation der Ergebnisse aus experimentellen Daten kämen analytische Plattformen in Frage; für den Bau von drei Standorten bräuchte man rund 60 Mio. EUR und für den Betrieb jährlich 4 Mio. EUR. Vervollständigt wird das System durch Modellierungs- und Informationsplattformen, die experimentelle und theoretische Daten kombinieren könnten, um der wissenschaftlichen Gemeinschaft die erforderlichen Datensätze zu liefern. Das Team schätzt die Kosten für diese hochmodernen Datenmanagement-Plattformen auf 10 Mio. EUR für die Einrichtung und 1 Mio. EUR pro Jahr für den Betrieb. ANAEE untersuchte auch die besten Möglichkeiten, auf bestehende Netzwerke von Forschern in diesem Bereich aufzubauen, sowie die administrativen und rechtlichen Fragen für eine stärkere Partnerschaft. Es wurden verschiedene Treffen und Konferenzen an verschiedenen Orten in ganz Europa durchgeführt, um in der Forschergemeinschaft ein höheres Bewusstsein für diese Initiative zu schaffen und die Zusammenarbeit zu fördern. Das Projekt hat einen großen Schritt hin zur Schaffung der erforderlichen Infrastruktur gemacht, die für eine Ausweitung des Wissens über die natürlichen Ökosysteme benötigt wird. Die nun beginnenden Folgeaktivitäten sollen diese in die Realität umzusetzen.